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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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ich würde ihn töten, wenn ich es täte. Das wäre das Schlimmste gewesen. Und so etwas tun wir, unsere Art. Wir tun das Schlimmste. Nur, damit du das weißt.«
    Unsere Auren lagen nebeneinander und ließen den Austausch unausgesprochener Informationen zu. Was ich gerade gesagt hatte, würde ihn nicht daran hindern, mich zu wollen. Er fühlte sich zur Monstrosität hingezogen, die größer war als seine eigene. Schon lange hatte er aufgehört, unter den normalen Frauen der Welt mehr als zeitweilig ablenkenden Sex zu finden. Er glaubte, dass seine einzige Chance zu Tiefe nur bei jemandem lag, der noch verlorener oder mutierter war als er selbst.
    »Und jetzt?«, fragte er. »Glaubst du, du bist jetzt eine Gefahr für deine Kinder?«
    In dem blassrosa Schlafzimmer mit Delilah Snow hatte sich die Schranktür wie von Geisterhand geöffnet, und als ich bei dem Geräusch aufblickte, sah ich mich selbst im Spiegel. Ein Ungeheuer mit einem Menschenbaby in den Krallen. Wie der dritte wiederkehrende Tagtraum. Nur dass in diesem das Baby ein Werwolf war und es aus dem Maul des Ungeheuers baumelte.
    »Keine Ahnung«, antwortete ich.
    Ich lag reglos da, lebte mit dem, was ich war, mit dem, was die Menschen von mir denken würden. Es gab den oberflächlichen, filmreifen Impuls, aufzustehen und mich anzukleiden, so sehr widerte mich erneut meine Fähigkeit zur Fleischeslust an, wo doch sichtliche Qualen hätten sein sollen, aber ich überging ihn, ließ ihn verglühen, bis nur noch die Ebene der Realität existierte, die sich nicht für Filme, die mutmaßliche allgemeine Meinung, das schlechte Drehbuch interessierte. Es ging nicht um Trotz oder darum, sich selbst zu vergeben. Es ging um die verrückte Ausdehnung meiner Seele, sich selbst aufnehmen zu können, alle Gegensätze und Annäherungen. Ich dachte, wie erschöpft wohl der Gott sein musste, den es nicht gab und der dies alles von Anbeginn und ohne ein absehbares Ende getan hatte.
    Eine Weile sagten wir kein Wort. Walker sagte nicht: »Weine nicht.« Er wartete einfach ab. Das Hotel summte sanft unter unseren Rücken. ›Unterschätze niemals den Trost, den ein gutes Hotel bieten kann‹, hatte Jake geschrieben. ›Es ist wie du. Voller Gespenster. Für den Werwolf ist das eine natürliche Sympathie der Strukturen.‹
    »Ich habe noch was vergessen«, sagte Walker. »Hoyle zufolge arbeitete Merryn an einer Neuübersetzung des Buches Remshi .«
    Lassen wir alles andere für den Augenblick. Gut. Ich hatte alles dazu gesagt, was ich zu sagen hatte. Ich mochte ihn zutiefst dafür, das gespürt zu haben.
    »Für Jacqueline?«, fragte ich.
    »Wissen wir nicht. Vielleicht hat es gar nichts mit ihr zu tun. Merryn war ein echter Gelehrter.«
    »Ein bisschen viel Zufall, findest du nicht?«
    »Ich weiß. Aber selbst wenn er für sie daran gearbeitet hatte, war der Auftrag in dem Augenblick hinfällig, als sie herausfand, dass er ein Maulwurf war. Und zwar für immer.«
    »Wo ist die Übersetzung denn?«
    »Die Übersetzung? Wer weiß das schon. Jacquelines Leute waren sehr gründlich. Die WOKOP hat sich Merryns Haus vorgenommen. Hoyle zufolge haben sie nicht mal einen Bestellzettel für den Milchmann gefunden.«
    »Kannst du mir ein Exemplar besorgen? Ich meine nicht Merryns Übersetzung, nur die am meisten verbreitete? Ich komme mir vor wie im Blindflug.«
    »Soweit ich mich erinnere, ist das Ganze ziemlich undurchdringlich. Mike hat vielleicht irgendwo ein Exemplar … oder vielleicht auf CD. Mal sehen, was ich tun kann.«
    Zoë wachte auf. Sie meldete sich mit einer kurzen Folge von Bäuerchen, dann verstummte sie, so als warte sie auf Antwort.
    Ich stand auf. Ich war die Antwort. Ich war die Antwort, mit der sie sich zufriedengeben musste.

25
    Die darauffolgenden Tage waren eine statische Herausforderung darauf zu warten, dass das Telefon klingelte, nur unterbrochen von zunehmend besserem, also zunehmend schmutzigerem Sex mit Walker. Nach dem vierten oder fünften Mal hörte ich auf mir einzureden, ich würde nicht mit dem Feuer spielen. Unser Verständnis war schockierend schnell da, beiderseitige Intuition übersprang ohne weitere Überraschung ganze Sprachbrocken und sagte laut und deutlich: Gefahr. Vor zehn Jahren hätten wir uns gratuliert. Nun hielten wir den Mund und wendeten den Blick ab. Nicht nur, weil wir älter und entsprechend geschundener waren, sondern weil wir wussten, in unserem Falle würden Glückwünsche zum sofortigen Rückzug führen. Während des Aktes war

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