Baedeker Reiseführer London
Heston Blumenthal hat die Magie seiner Molekularküche nun auch von der Provinz in die Kapitale gebracht – ins Dorchester Hotel.
BAEDEKER WISSEN ?
Wussten Sie schon
… dass am schlechten Ruf der englischen Küche der Philosoph Voltaire nicht ganz unschuldig ist? »In Großbritannien gibt es 60 verschiedene Religionen, aber nur eine Sauce«, lautete sein vernichtendes Urteil. Heutzutage müsste er es wohl revidieren.
Mahlzeiten
In großen Hotels wird oft noch kurz nach dem Aufstehen als Einstimmung auf das Frühstück der Early Morning Tea serviert, ein starker Tee mit einigen Keksen. Das berühmte English Breakfast ( siehe >> ) ist eine äußerst gehaltvolle Grundlage für den Tag; man kann aber auch auf das kontinentale Frühstück ausweichen. Viele Hotelsund B&Bs bieten immer noch einen Kessel mit Instantkaffee und Teebeuteln auf dem Zimmer.
Zum Mittagessen (lunch) geht man gegen 13.00 Uhr. Es fällt meist bescheidener als das Abendessen aus, besonders wenn man englisches Frühstück hinter sich hat: Sandwiches oder auch die unvermeidlichen Fish and Chips. Abendessen (dinner) servieren gehobene Restaurants etwa ab 19.00 oder 19.30 Uhr. Dort wird Wert auf angemessene Kleidung gelegt.
SPEISEN UND GETRÄNKE
Sandwiches
John Montague , der vierte Earl of Sandwich, war leidenschaftlicher Spieler. Als er eines Abends im Jahr 1792 wieder einmal am Spieltisch saß und partout keine Pause einlegen wollte, ihn dennoch der Hunger überkam, ließ er sich kurzerhand ein Stück Fleisch zwischen zwei Weißbrotscheiben legen – das Sandwich war erfunden, eine englische Institution wie Afternoon Tea und Pub. Heutzutage sind Sandwiches längst mehr als ein einfaches belegtes Brot; es gibt sogar einen Sandwichverband, der die Sandwichbars überwacht. Von diesen bieten diejenigen, die etwas auf sich halten, eine Unzahl köstlicher Variationen aus verschiedenen Brotsorten mit feinsten Zutaten.
Vorspeisen
Typische britische Vorspeisen sind Früchte wie eisgekühlte Melone (»Honey dew carmel«, »Iced melon«), Grapefruit-Cocktail oder »Indian pineapple salad« aus Ananas, Äpfeln und Sellerie. Gehaltvoller erweisen sich dagegen Pasteten, Ochsenmaulsalat (»Pickled ox head salad«), Pökelzunge (»Pickled tongue«) und Sülze (z. B. als schottischer »Potted hough«); leichter wiederum Fisch, vor allem geräuchert. Oft gibt es auch Dips wie Hummus zum Brotkorb. In italienisch angehauchten Restaurants reicht man gern einen Olivenöl-Balsamico-Dip, den Italiener so nie gesehen haben, genauso wenig wie die modischen riesigen Handmühlen für frisch gemahlenen Pfeffer.
Fisch
Natürlich hat Großbritannien mit seinen langen Küsten ausgezeichneten Fisch, ob einfachen Seefisch wie Kabeljau und Dorsch oder feineren wie die echte Seezunge und Lachs. Nicht zu vergessen: Fish & Chips , klassisch britisch, mit Essig gewürzt.
Fleisch
Die meisten Briten stehen patriotisch fest zum »British beef«. Wer es bestellt, bekommt meist Roastbeef, oft mit Meerrettichsoße und Yorkshire Pudding. Gepökeltes Rind aus der Keule heißt »Silverside« und wird gekocht, als Beilage gibt es meist Klöße. Ausgezeichnet sind die Lammkoteletts (»Lamb chops«), die man mit Minzsoße oder Johannisbeergelee anrichtet. Gebratenes Schweinefleisch wird gern mitApfelsoße serviert, für »Loin of pork with prunes« wird das Fleisch mit Backpflaumen gespickt. Ein klassisches Gericht ist »Steak and Kidney Pie« , eine Art Auflauf aus Rindfleisch- und Nierenstücken, in Pubs auch als kleine Pastete serviert. »Welsh rabbit« ist kein walisisches Karnickel, sondern sind Weißbrotscheiben, die, mit einer Masse aus Eiern, Käse, Sahne und Paprika bestrichen, im Ofen überbacken werden.
Was der Earl erfand, gibt es heute in zahllosen Variationen.
Geflügel und Wild
Geflügel gibt es reichlich, Wild ist seltener geworden. Huhn wird oft als Curry zubereitet, gebratene Gans meist mit Backpflaumen und Äpfeln oder mit Zwiebeln und Salbei gefüllt. Beliebt ist gebratene Ente in einer Honigsoße; sehr delikat sind die schottischen Waldhühner (red grouse), in Butter gebacken und mit Pilzen serviert. »Jugged hare« ist Hasenpfeffer.
Beilagen
Als Beilagen gibt es außer Kartoffeln, Teigwaren und dem leider meist sehr weich gekochten Gemüse die kloßartigen »Dumplings«, die aus einem Sauerteig mit Eiern und Nierenfett gemacht werden, sowie den berühmten Yorkshire Pudding , eine salzige Teigspeise, die im Rohr unter einem Braten mitgebacken und meist mit Bratensaft
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