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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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nach seiner schlaflosen Nacht und der Schreckensmeldung am Morgen einfach nur zu abgespannt. Er wendete sein Interesse wieder Dr. Rogge zu, der seinen Exkurs gnadenlos fortsetzte.
    »In enger Zusammenarbeit mit Industriepartnern werden bereits jetzt in der Anstalt Naturstoffe in Meeresorganismen charakterisiert und auf eine mögliche Nutzung überprüft. Wir können von der Insel aus die technologischen Antworten geben, nach denen die Welt jetzt schon fragt.«

     
    Aus den Augenwinkeln schielte Stuhr wieder zum Müllsack, der nun eine deutlich andere Form aufwies. Jetzt klappte eine Tür in dem langen Gang auf, und von Stuhrs abschweifenden Blicken irritiert, blickte sich Dr. Rogge um. Eine junge Mitarbeiterin in einem knappen weißen Kittel ergatterte sich die Aufmerksamkeit des Direktors, bevor sie vor ihnen knapp grüßend in der Damentoilette verschwand.
    Stuhr wendete seine Aufmerksamkeit wieder dem Direktor zu. »Ja, das hört sich gut an, was Sie sagen. Aber woran fehlt es denn, dass sich die Situation auf der Insel in diesem Sinne positiv ändern könnte?«
    Die Antwort von Dr. Rogge kam etwas unerwartet. »Nun, haben Sie etwa eine Lösung, Herr Stuhr, wie man Flachzangen zu Flundern weiterentwickeln kann?«
    Die hatte Stuhr natürlich nicht, doch das Gespräch wurde wieder durch die junge Mitarbeiterin unterbrochen, die jetzt von der Damentoilette direkt auf sie zu eilte. Die Kürze ihres Aufenthalts auf der Toilette ließ darauf schließen, dass sie lediglich ihre Lippen nachgezogen hatte, was ihr aber durchaus zum Vorteil gereichte.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich störe, Dr. Rogge. Ich wollte mich nur zum Hauptpraktikum zurückmelden. Ich gehe jetzt nach unten ins Labor. Schönen Tag noch.« Sie strahlte ihn an.
    Dr. Rogge nickte freundlich zurück, und beide Männer verfolgten gebannt den eindrucksvollen Abstieg der gut gebauten jungen Dame zum Erdgeschoss.
    Der Schweiß stand Stuhr noch auf der Stirn, als er sich wieder umdrehte, um sein Gespräch mit Dr. Rogge fortzuführen. »Sie meinen also letztendlich, Ihnen auf der Insel müsste mehr geholfen werden. Richtig?«
    »Richtig, Herr Stuhr. Ich merke, wir verstehen uns. Das Land hat hier doch völlig versagt. Die Nabelschnur der öffentlichen Hand ist viel zu dünn, die uns hier am Leben erhalten soll. Uns könnte in der Tat mehr geholfen werden. Schauen Sie sich doch nur einmal die armselige Betonpflasterung der Strandpromenade an. Da läuft jeder Tourist schreiend davon.« Dr. Rogge wies auf den unebenen, mit grobkörnigen Betonplatten gepflasterten Weg, den Stuhr vorhin entlanggegangen war.
    Mehr Interesse als die Pflasterung erweckte bei Stuhr die kleine Gestalt, die er gestern noch unter der Laterne gemeinsam mit Anna Maria Rasmussen ausmachen hatte können. Dieter Duckstein eilte im Sturmschritt heran. Stuhr überlegte, ob er vielleicht auf dem Weg zu Dr. Rogge war.
    Der Direktor schien Duckstein jedoch noch nicht bemerkt zu haben, denn er drehte sich wieder zurück zu ihm und begann, Forderungen zu formulieren. »Damit ich hochrangige Mitarbeiter requirieren kann, fehlt hier ein Gymnasium, eine Berufsschule, und studieren sollte man auf Helgoland auch können. Dann bleiben die Familien. Wenn nur ein Glied der Familie von der Insel muss, sind sie meistens für immer weg.«
    Stuhr wurde deutlich, dass ihn Dr. Rogge ausschließlich eingeladen hatte, um seine Kontakte zu nutzen. Seine Tarnung schien also deutlich besser als die von Olli gehalten zu haben. Stuhr stutzte wieder. Wo war denn jetzt nur der Müllsack geblieben? Er war spurlos verschwunden.
    Das alles bekam Dr. Rogge nicht mit, der ihn treuherzig ansah. »Herr Stuhr. Sind Sie bereit, uns zu helfen? Haben Sie Kontakt mit diesem Dreesen knüpfen können? Es wird sich ganz bestimmt für Sie auszahlen, glauben Sie mir.«
    Ob das nun ein verkappter Bestechungsversuch werden sollte, darüber konnte sich Stuhr keine Gedanken mehr machen, denn wenig später öffnete sich völlig unerwartet die Tür der Herrentoilette, obwohl dort niemand hineingegangen war. Ein jüngerer Mitarbeiter in einem weißen Kittel verließ den Raum mit erhobenem Haupt und eilte geschäftig kurz grüßend an ihnen vorbei. Stuhr erstarrte. Das war Olli, zweifelsfrei! Er war also noch am Leben. Dieser Teufelskerl schien ihm bereits wieder einen Schritt voraus zu sein. Vielleicht hatte er inzwischen die ganzen Interna der Anstalt aufgedeckt. Hoffentlich kam er jetzt hier heil heraus.

     
    Bei Ollis Anblick wurde Dr. Rogge

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