Bär, Otter und der Junge (German Edition)
schiebe...
„Bär?“, ruft eine kleine Stimme von der anderen Seite der geschlossenen Tür.
Meine Hand erstarrt. Meine Augen öffnen sich weit und Otter rollt schnell von mir runter auf die Seite. Er zieht sich die Decke hoch bis zur Hüfte, allerdings nicht, bevor ich noch einen Blick auf seinen Schwanz werfen kann, der sich, hart und angeschwollen, durch seine Shorts abzeichnet. Ich sehe an mir herab und sehe dasselbe und er tut es auch. Ihm bleibt noch ein kurzer Moment, um mich hungrig anzustarren, bevor sich die Tür öffnet und der Junge sich Zutritt verschafft. Ich ziehe mir die Decke über den Schoß, bevor er zu viel sehen kann.
„Was gibt’s Ty?“, frage ich, meine Stimme tief und heiser.
Ty springt aufs Bett und setzt sich ans Ende. „Habt ihr beide wieder gestritten?“, fragt er uns vorwurfsvoll. „Bär, du hast mich geweckt, weil du so geschrien hast.“
Ich werde rot und senke meinen Blick. „Ähm, nein“, stottere ich, während ich so weit von Otter wegrutsche wie möglich, ohne vom Bett zu fallen. „Otter war... er war...“ Ich weiß nicht, wie ich den Satz beenden soll. Ich mag im Besitz des intelligentesten neunjährigen, vegetarischen Ökoterroristen-Azubis sein, aber es gibt Dinge, die auch er nicht erzählt bekommen muss. Besonders dann nicht, wenn selbst ich nicht weiß, was zur Hölle ich tue.
Der Junge sieht mich erwartungsvoll an und ich öffne meinen Mund, um mir etwas auszudenken, als Otter zu meiner Rettung eilt. „Ich hab ihn gekitzelt“, sagt er ernst. Ich werfe ihm einen Blick zu, der ihm sagt, dass ich ihm später in den Arsch treten werde. Er zuckt mit den Schultern und grinst sein Grinsen.
Ty lacht. „Deshalb hat Bär wie ein Mädchen geklungen“, erklärt er Otter. „Das ist immer so, wenn man ihn kitzelt.“ Ich werfe beiden finstere Blicke zu, als sie noch weiter auf meine Kosten lachen. Otter streckt seine Hand aus und wuschelt dem Jungen durchs Haar. Ty lächelt ihn so strahlend an, dass meine Pseudo-Wut verpufft. Fühl dich an dieser Stelle herausgefordert und versuche, wütend zu bleiben, wenn du einen sozusagen-Sohn hast, der auf diese Weise lächelt und einen Kerl neben dir liegen hast, der bis vor zwei Minuten noch Dinge mit dir getan hat, über die du bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal nachgedacht hast.
Ty springt vom Bett und geht zur Tür. „Ich gehe mir MSNBC ansehen. Es wäre sicher nicht verkehrt, wenn es dazu ein paar Waffeln gebe“, ruft er uns noch zu, als er das Zimmer verlässt.
„Es laufen auch Cartoons“, ruft Otter ihm hinterher.
„ Cartoons? “, fragt er, anscheinend nicht sicher, ob er richtig gehört hat. „Otter, ich bin jetzt neun und kein kleines Kind mehr.“
Otter sieht mich entgeistert an. „Was erwartest du?“, frage ich ihn. „Er ist jetzt neun .“ Er grinst und streckt seinen Arm nach mir aus, doch sein Telefon klingelt erneut. Er stöhnt, als ich es ihm überreiche. Ich stehe auf, um Ty zu folgen und hab es auch beinahe bis zur Tür geschafft, als ich ihn vom Bett aufspringen höre. Er greift nach meiner Hand, wirbelt mich herum und küsst mich erneut.
Ich zische ihn an und ziehe mich zurück. „Der Junge ist wach!“, flüstere ich ihm zu. Er verdreht die Augen und ein Schatten, den ich nicht wirklich zuordnen kann, huscht über sein Gesicht. Er schüttelt ihn ab und grinst schief und als er das Telefon gegen sein Ohr hält, sagt er noch, „Du schuldest mir was“ und stupst mir sanft auf die Brust. Er nimmt den Anruf entgegen und ich bin schon dabei, mich umzudrehen und zu gehen, als ich das Lächeln von seinem Gesicht verschwinden sehe.
„Oh, hey“, sagt er in den Hörer. „Was gibt’s?“ Er sieht, dass ich noch immer im Zimmer stehe und legt daraufhin eine Hand über das Telefon, um mir zu sagen, dass er auch gleich unten sein wird. Ich nickte und gehe aus dem Zimmer, und bin schon dabei, mich auf den Weg die Treppe runter zu machen, als ich ihn sagen höre, „Was willst du Jonah?“ Das lässt mich innehalten.
Hast du jemals versucht, bei einem Telefonat zu lauschen? Es stinkt. Gewaltig. Es ist einseitig und du wünschtest, du könntest die Person am anderen Ende der Leitung sehen. Nicht, dass du wissen willst, wie sie aussieht, sondern, weil du ein Gesicht zu einem Namen haben willst. Du hörst die Person in deiner Nähe Dinge sagen wie, „Warum sagst du sowas?“ und, „Jonah, ich weiß nicht, wovon du da redest“, und alles, was du tun kannst, ist dir vorzustellen, was gesagt worden
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