Bär, Otter und der Junge (German Edition)
er gefahren ist, sogar an. Es geht nur der Anrufbeantworter ran, aber das ist okay. Er hinterlässt eine Nachricht, sagt am Ende aber nicht „Ich liebe dich“. Otter verlässt Kalifornien und fährt über die Grenze nach Oregon und weiß nicht, ob er je zurückkehren wird.
A LSO das ist es, was geschehen ist. Ich bin zurückgekommen und den Rest kennst du. Ich hab gesehen, dass du deine Sache gut machst, du machst sie unglaublich. Du hast mich hier nicht gebraucht und ich bin nie dazu gekommen, mich zu entschuldigen, so wie ich es wollte. Es tut mir leid, dass ich dich verlassen habe, Bär. Es tut mir leid, dass du die letzten drei Jahre ertragen musstest, wenn ich da sein und sie leichter hätte machen können. Mir tun eine Menge Dinge leid. Ich weiß nicht, was es ist, was wir gerade tun und ich weiß nicht, ob es überhaupt Bestand haben wird, aber ich will nie mehr irgendwo hingehen, außer du bist bei mir. Ich dachte nicht, dass ich noch immer so fühle. Aber willst du wissen, in welchem Moment mir alles wieder klar wurde? Als ich dich angesehen habe und mich fühlte, als wäre der Kampf um dich alles, was ich je gekannt habe?
Das war, als du mir meinen Brief entgegengeworfen hast. Du hast ihn aus deinem Geldbeutel genommen und mir diesen verdammten Brief ins Gesicht geworfen. Ich hab mir selbst gesagt, es ist dumm so zu denken, dass du ihn vielleicht als Erinnerung dafür aufgehoben hast, wie sehr ich dich verletzt habe. Aber ein Teil von mir konnte nicht anders als zu...hoffen. Selbst wenn das hier niemals zu etwas führt, will ich dich in meinem Leben haben. Wohin auch immer du gehst, dort will ich auch sein. Ich hab dich vermisst, Papa Bär. Gott, wie ich dich vermisst habe. Ich will dich nie wieder vermissen müssen.
Er streichelt mein Haar. Ich kann seinen Herzschlag hören. Ich hebe und senke mich auf seiner Brust mit jedem seiner Atemzüge. Ich setze mich auf und sehe unverwandt in das Gold-Grün seiner Augen Er sieht als erstes weg. Er blickt hinunter auf seine Hände. Ich strecke die Hand aus und hebe seinen Kopf. Ich wische eine Träne fort. Er lehnt sich in meine Hand und küsst die Handfläche. Ich denke, das ist ein Traum. Ich bin eingeschlafen, während er geredet hat und das hier ist ein Traum.
Der Kampf um dich ist alles, was ich je gekannt habe, sagte er zu mir. Das ist ein Traum. Das ist ein Traum.
Ich nehme sein Gesicht in beide Hände. Er schließt seine Augen.
Kannst du das tun?, fragt die Stimme. Kannst du mit all dem klarkommen?
„Otter“, sage ich sanft. „Sieh mich an.“
Er tut es.
Ich küsse ihn.
Gott hilf mir.
Kapitel 7
Wo Bär Geheimnisse
für sich behält
O KAY , also wir alle haben das kommen sehen.
Das heißt nicht, dass es dadurch einfacher ist.
I CH wache zu dem Geräusch eines klingelnden Telefons in der Nähe meiner Ohren auf. Mein Verstand ist noch verschwommen, das Bett ist warm und ich will nichts sehnlicher, als dass das verfluchte Telefon seine Klappe hält, damit ich mich wieder unter meiner Decke zusammenrollen und gleich wieder einschlafen kann. Aber das tut es nicht. Es spielt weiterhin ein Lied, das ich noch nie zuvor gehört habe. Wann hab ich das Lied auf mein Handy gepackt? Ich taste von unter der Decke blind nach dem offensiven Objekt, öffne es und halte es mir gegen das Ohr.
„Das ist besser 'ne gute Nachricht“, grolle ich.
„Bär?“, fragt eine überrascht klingende Stimme.
„Ja, und? Wer ist da?“
„Creed.“
Ich strecke meine Beine und fühle etwas an mir, aber ich öffne die Augen nicht. Es ist zu schön, sie geschlossen zu halten. „Creed, warum zur Hölle rufst du mich so früh an?“, stöhne ich.
Er klingt seltsam. „Ähm, Alter, das hab ich nicht. Ich hab Otter angerufen. Warum gehst du an sein Telefon?“, fragt er und eine Hand landet sanft auf meiner Seite.
Ich reiße meine Augen auf, nichts liegt mir mehr ferner, als zu schlafen.
„Bär?“, höre ich seine blecherne Stimme in meinem Ohr. „Alter?“
Ich sehe auf die andere Seite des Bettes. Meine Bewegung hat die Decke zurückgeworfen und Otter liegt ausgestreckt neben mir. Er liegt auf dem Bauch, sein Kopf auf die Seite gedreht, so dass er mir zugewandt liegt. Seine Augen sind geschlossen und seine Welt ist in Ordnung. Seine Hand ruht noch immer auf meinem Oberschenkel, heiß und hart durch den Stoff der Klamotten, die ich trage. Seinen Klamotten. Ich kann nicht anders, als ihn anzustarren; stark und groß und gebräunt und...
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