Bär, Otter und der Junge (German Edition)
sein könnte, um ein Menschen auf eine bestimmte Weise reagieren zu lassen. Es hilft auch nicht weiter, wenn du etwas zu fühlen beginnst, dass sich verdächtig nach Eifersucht anfühlt und es wie Säure in deinem Inneren brennt. Du versuchst damit zu ringen und es von dir zu schieben, aber du verlierst und es hüllt dich völlig ein. Du ballst deine Fäuste und beißt die Zähne zusammen und du hörst die Person sagen: „Was erwartest du von mir?“ und du denkst, Ich erwarte, dass du auflegst und der Gedanke bringt dich beinahe ins Wanken, denn du weißt nicht, woher er kommt. Dir wird mulmig davon, wie stark das Gefühl ist. Du fragst dich, warum du bis jetzt noch nie wirklich eifersüchtig warst (nicht, dass es wirklich Eifersucht ist; das hier ist rein hypothetisch) und du beginnst, dich zu fragen, ob das alles zu hoch für dich ist und du beginnst zu denken, dass die letzten zwölf Stunden ein Fehler gewesen sein könnten und dass dein Leben absolut in Ordnung war, bevor ein bestimmter Jemand (der zufällig gerade mit einem anderen bestimmten Jemand am Telefon spricht) wieder nach Hause gekommen ist. Du beginnst dir selbst und der Person in dem anderen Zimmer, die gerade sagt: „Ich wollte nie, dass du das denkst!“, zu misstrauen und du lächelst dir selbst schwach zu, wie schnell dir das alles passiert. Du hast niemals danach gefragt, oder? Dir ging es vorher gut. Dir schien die Sonne aus dem Hintern. Und dann kannst du die nächsten Worte, die gesagt werden, nicht ausmachen und du schiebst dich in dem Wissen, dass das, was du nicht gehört hast, wahrscheinlich das war, was du am dringendsten hören wolltest, ein Zentimeterchen näher ans Zimmer. Als du dann beinahe zurück im Raum bist, erstarrst du, denn du hörst wie das Handy zugeklappt wird und dann hörst du ein Seufzen. Dann drehst du dich, dich bitterlich schämend, um und gehst schnell, bevor du erwischt wirst.
Warst du jemals in dieser Situation?
Ich frag ja nur.
S ONNTAG Morgen kommt Ty mit einer Frage zu mir, die mich eiskalt erwischt. Ich weiß, dass ich sie irgendwann hätte erwarten sollen, aber als er fragt, fühle ich mich wie ins kalte Wasser geworfen. Mit allem, was in letzter Zeit los war, dachte ich, wir wären meilenweit davon entfernt. Und verdammt, aber es tut irgendwie weh.
„Du was?“, frage ich und kann nicht glauben, was ich gerade gehört habe.
Er seufzt und setzt sich neben mich auf die Couch. „Du weiß doch, dass ich morgen keine Schule hab, weil Lehrerkonferenz ist, oder?“ Ich nicke. Ich muss später noch arbeiten und hatte vor, Ty vorher bei Otter abzuliefern.
„Naja, mein Freund aus der Schule will, dass ich heute bei ihm übernachte“, erklärt er so geduldig, als wäre ich das Kind und er der Erwachsene.
„Willst du gehen?“, frage ich langsam.
Er lehnt sich auf der Couch zurück und blickt verkniffen drein. „Ich glaub schon“, antwortet er schließlich. „Aber wenn ich dann doch nach Hause will, würdest du mich abholen?“, fügt er rasch hinzu.
„Natürlich“, erwidere ich mürrisch. „Entweder ich oder Otter, wenn ich noch auf der Arbeit bin.“ Ich schüttle den Kopf. „Wer ist dieser Junge? Woher kennst du ihn? Hab ich ihn schon mal gesehen? Kenne ich seine Eltern?“
Er verdreht die Augen. „Ja, Bär. Ich hab dir gesagt, dass er ein Freund aus der Schule ist. Du hast ihn und seine Eltern an meiner Geburtstagsparty getroffen. Erinnerst du dich? Alex Herrera? Seine Mom war diejenige, die wissen wollte, wo du die Hüpfburg her hattest, weil sie für seinen Geburtstag nächsten Monat auch eine will. Du hast gesagt, Alex wäre sehr höflich.“
Ich weiß, es ist komisch, aber ich musste mich damit bisher noch nicht auseinandersetzen. Der Junge schien zufrieden damit, nicht wie andere Kinder Übernachtungen oder Verabredungen zum Spielen zu haben. Sicher geht er raus und spielt, aber er ist niemals zu jemandem nach Hause gegangen. Ich beginne zu glauben, dass das hier für mich deutlich schwerer wird als für ihn . Bin ich wirklich so abhängig von ihm geworden?, frage ich mich verwundert. Ich dachte immer, es wäre andersherum. Fühlen sich Eltern so, wenn ihre Kinder das erste Mal über Nacht weg sind? Oh mein Gott, ich brauche ein eigenes Leben.
Bevor ich mich vorsehen kann, telefoniere ich schon mit Mrs. Herrera, die mir erklärt, dass es selbstverständlich in Ordnung ist, dass Ty rüberkommt und was für ein freundliches und intelligentes Kind er doch ist. Sie erklärt, dass sie gar
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