Bärenkind - Bär, D: Bärenkind
vorstellen.
Zuhause angekommen kam ihr eine Idee. Sie holte einen Block aus ihrem Ranzen und begann den Namen ihrerMutter abzuschreiben, der auf einer Schularbeit stand. Immer und immer wieder übte sie die Unterschrift, bis kaum ein Unterschied zu sehen war. Völlig konzentriert, mit der Angst, dass die Mutter gleich in das Zimmer kommen würde, unterschrieb sie direkt unter dem Stempel. Das war geschafft und es sah auch echt aus.
Sie hatte großes Glück, denn einen kurzen Moment später kam ihre Mutter zur Tür herein. „Na? Machste deine Hausaufgaben? Hat der Lehrer heute nichts gesagt?“ Daniela überlegte was der Lehrer gesagt haben könnte und ihr fiel das Heft wieder ein, das sie vergeblich gesucht hatte. „Du hast doch dein Heft nicht dabeigehabt“, sagte sie und hielt es dabei mit der rechten Hand hoch. Das Mädchen sagte nichts. Ihr Körper spannte sich an und sie wartete auf die Bestrafung. Die folgte sofort. „Du willst mich wohl verarschen! Deine Hausaufgaben nachts zu machen! Was soll denn der Scheiß? Lass dir so was ja nicht noch mal einfallen! Ich kriege es ja eh raus!“, die Worte dröhnten in Danielas Ohren, während die Schläge sie trafen. Sie muss wohl unvorsichtig gewesen sein. Irgendwie hatte die Mutter es rausbekommen und ihr Heft aus der Tasche genommen.
Daniela erledigte ihre Aufgaben nun nicht mehr nachts, sondern wieder zuhause, bis ihr einfiel sie auf dem Schulweg machen zu können. Aber wenn sie spät dran war oder es zu stark regnete, musste sie ohne erledigte Hausaufgaben in die Schule gehen.
Das Mädchen unterschrieb noch einige Male diese Stempel in ihrem Hausaufgabenheft, dass die Mutter zum Glück nie kontrollierte. Vorsichtshalber riss sie die bestempelten Seiten nach Vorlage bei ihrem Lehrer heraus und warf sie fort. Nur einmal vergaß sie die Unterschrift zu fälschen und es fiel ihr erst in der Schule ein.
Mit Füller und Heft bewaffnet, lief Daniela zur Mädchentoilette. Auf der Treppe begegnete sie ihrem Lehrer, der ihr noch zurief: „Wo willst du hin? Der Unterricht fängt jetzt an!“ Darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Sie schloss sich in einer Kabine ein, kniete sich auf den Boden und unterschrieb. „Diesmal sieht die Unterschrift nicht echt aus, aber er merkt es hoffentlich nicht“, dachte sie und ging zurück in ihr Klassenzimmer. Der Lehrer nahm ihr das Heft aus der Hand und schlug es auf. Daniela setzte sich angespannt und ängstlich auf ihren Platz. „Das ist nicht die Unterschrift deiner Mutter, das hast du grad selbst unterschrieben oder?“ Er hatte sie erwischt. Ihr wurde ganz heiß und sie wusste nicht was sie sagen sollte. „Sowas nennt man Urkundenfälschung“, belehrte er das Mädchen. Sie spürte die Blicke der anderen Kinder, die sie anschauten. Der Lehrer stand auf und bat sie mit vor die Tür zu kommen. Daniela gehorchte. Mit gesenktem Kopf folgte sie ihm, ihre Knie zitterten und sie hatte unheimlich große Angst.
Er schloss die Tür und sie sah kurz zu ihm auf. Er löcherte sie mit Fragen. Ob alles in Ordnung zuhause wäre? Warum sie das gemacht hätte? Ob es Schwierigkeiten gäbe? Daniela antwortete ihm nicht. Sie stand da und starrte an ihm vorbei, in den beleuchteten Kasten in dem die Vertretungsstundenpläne hingen. Ein paar Tränen kullerten über ihr Gesicht. „Ich werde jetzt bei dir zuhause anrufen. Warte hier.“ Er ließ sie stehen. Nach ein paar Minuten kam der Lehrer zurück. „Ich habe mit deiner Mutter telefoniert und es ihr erzählt. Du bekommst dein Heft jetzt von mir mit und lässt es von ihr unterschreiben.“
Zurück in der Klasse stand Daniela am Lehrerpult undwartete. Ihr Lehrer stempelte dreimal in das Hausaufgabenheft, schlug es zu und überreichte es ihr. „Morgen möchte ich die Unterschrift sehen.“
Auf dem Nachhauseweg gingen dem neunjährigen Mädchen unzählige Gedanken durch den Kopf. Ihre Mutter würde sie bestimmt bestrafen, denn sie war ja selbst schuld und zu blöd gewesen. Die Strafe wäre sicher ganz schlimm, denn der Lehrer hat ja auch noch bei ihr angerufen.
Die Mutter wartete schon auf ihre Tochter an der Tür. „Komm rein“, sagte sie leise und ging ins Wohnzimmer. Daniela folgte ihr und stellte sich ganz starr neben den Sessel in der Erwartung gleich das große Donnerwetter zu spüren. Aber diesmal war es anders. Irgendwie schaute ihre Mutter traurig und sagte auch nichts. Nur die beiden Sätze: „Mach das nicht noch mal. Geh in dein Zimmer.“ Überraschender Weise gab es
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