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Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Titel: Bärenkind - Bär, D: Bärenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Bär
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und wir sind nicht da?“, überlegte sie.
    Daniela ging so schnell sie konnte, mit ihrer kleinen Schwester an der Hand, wieder zurück in das Zirkuszelt. Ihre Plätze waren leer. Die beiden Kinder setzten sich ohne ihren Vater. Das achtjährige Mädchen hielt es nicht mehr aus. Wieder begann sie ihren Papa zu suchen.
    Nach einiger Zeit fanden sie ihn. Daniela war erleichtert. Er kam ihnen mit einer Dose Bier in der Hand entgegen und sagte: „Warum lauft ihr hier draußen rum? Ich hab euch schon gesucht. Na kommt, ich trink noch eins und dann gehen wir wieder rein.“ Er bestellte sich bei der Frau in der Bude noch ein Bier, trank es schnell und sie gingen wieder in das Zirkuszelt. Viel sahen sie nicht mehr, denn die Vorstellung war fast zu Ende.
    „Kommt mit, Papa geht mit euch noch was essen.“ Mit diesen Worten nahm er seine beiden Töchter an die Hand und ging mit ihnen zu einem Imbiss in die Innenstadt. Es gab Currywurst mit Pommes für jeden und eine Fanta. Er trank Bier. Daniela beobachtete ihren Papa dabei, wie er die Dose ansetzte und daraus trank. Seine Augen waren gerötet und er schwitzte.
    Als sie fertig gegessen hatten, gingen sie zum Auto und fuhren nachhause. Die ältere Tochter saß vorn auf dem Beifahrersitz, die kleine auf der Rückbank. In der Mittelkonsole, stand eine offene Dose Bier. „Wir bringen das Auto gleich in die Garage und gehen dann zusammen nachhause“, sagte er und bog in die Seitenstraße ein.
    Die Angst steckte dem kleinen Mädchen noch in den Gliedern, fast hätten sie ihren Papa nicht mehr gefunden. Sie war jetzt ganz still geworden und lief neben ihremVater her. Gleich würden sie zuhause sein, wieder bei der Mutter.
    Kaum hatte er die Haustür aufgeschlossen stand sie auch schon im Flur. „Wo ward ihr denn die ganze Zeit?“, schrie sie. Daniela zog sich ihre Jacke und die Schuhe aus. „Los geh ins Wohnzimmer!“, befahl ihr die Mutter. Sie gehorchte. Natürlich. Die kleine Schwester kam auch dazu. „Hier esst euer Brot und dann wird’s Zeit, dass ihr ins Bett kommt!“ Das Mädchen schaute zu ihrem Vater. „Wir haben schon gegessen“, murmelte er. „Ach na toll!“, brüllte sie ihn an, riss den beiden Kindern das Brot wieder aus der Hand und warf es in den Mülleimer. Ihr Blick verhieß nichts gutes. Wie erstarrt saß Daniela auf dem Sofa und versuchte krampfhaft die Aufmerksamkeit nicht auf sich zu ziehen.
    Ihr Vater ging ins Badezimmer, sie waren nun allein mit ihr. „Dein Vater hat gesoffen oder?“ Wenn sie es zugab, würde ihr Vater bestimmt großen Ärger bekommen. „Nein, hat er nicht“, antwortete sie. „Ach geh mir aus den Augen, du lügst eh nur rum!“ Schnell ging Daniela ins Bad, das mittlerweile frei geworden war. Sie putzte sich die Zähne, ging auf die Toilette und beeilte sich dann in das Kinderzimmer zu kommen ohne der Mutter noch einmal über den Weg zu laufen.
    Es dauerte nicht lange und die kleine Schwester wurde ins Bett gebracht. Sie bekam einen Gutenachtkuss von der Mutter, die dann das Zimmer verließ mit den Worten: „Und jetzt schlaft, ich will keinen Mucks mehr von euch hören!“ Daniela bekam keinen Gutenachtkuss, aber das war ihr auch egal. Sie hatte immer noch Angst.
    ***
    Es war ein schönes Gefühl,
so warm und beruhigend.
    Ein positives Gefühl,
zart und zerbrechlich.
    Wie das Licht einer Kerze,
mit einer kleinen Flamme.
    Genauso leicht zu zerstören,
durch den winzigsten Luftzug.
    Ich konnte es nicht halten,
der kalte Hauch der Angst hat es zunichte gemacht.
    ***

23
Papa ist nie da
    Danielas Vater arbeitete abwechselnd in zwei Schichten. Früh- und Spätschicht. Dadurch sah sie ihn eine Woche fast gar nicht, wenn dann nur am Wochenende und in der anderen Woche am Nachmittag. Die Spätschichtwochen waren die schlimmsten, denn dann war sie nach der Schule allein mit ihrer Mutter und der kleinen Schwester. Wenn ihr Vater zuhause war, wurde sie nicht von ihr geschlagen, das waren gute Zeiten.
    Das Mädchen merkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Immer öfter standen die Hausschuhe des Vaters im Flur, wenn sie am Sonntag morgen auf die Toilette ging. Da er an diesem Tag aber eigentlich immer zuhause war und auch immer seine Hausschuhe trug, war sie verwundert. „Wo war er denn?“
    Es war wieder ein Sonntag und Daniela hörte wie jemand langsam die Hausflurtreppe hinaufging. Das Kinderzimmer lag genau daneben und die Wände waren so dünn, dass man jeden Schritt hören konnte. Zumal alle Stufen knarrten, so sehr man sich auch

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