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Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Titel: Bärenkind - Bär, D: Bärenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Bär
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Hämmerchen und alles was man so brauchte um eine richtige Handwerkerin zu sein.
    Mit ihrer Oma backte sie Kekse, zermanschte den Mettbrei für den “falschen Hasen” und durfte sich dann sogar ihren eigenen kleinen Klops formen. Mit ihrer Mutter kochte sie nie. Sie ging mit der Oma in den Tante-Emma-Laden und bekam dort immer eine Tüte Kirschlutscher geschenkt. Auch wenn Daniela bei den beiden im Bett schlief und der Oma in den Rücken trat, weil sie mal wieder quer lag, wurde sie nicht beschimpft oder geschlagen. Es war eben alles anders.
    Samstagmittag kamen die Eltern mit der kleinen Schwester vorbei und fuhren abends ohne ihre älteste Tochter wieder nachhause. Auch am Sonntag kamen sie wieder, nahmen Daniela am Abend aber wieder mit. Leider.
    Die Zeit, in der ihre Mutter nicht da war, genoss das Mädchen sehr. Bei ihren Großeltern war sie zwar vor Schlägen und Beschimpfungen sicher, aber die bösen und angsteinflößenden Blicke gab es trotzdem. Und wenn siePech hatte und die Mutter sich merkte, wenn sie etwas vermeintlich Schlechtes getan hatte, dann wurde sie zuhause dafür bestraft.
    An einem Sonntagabend war Daniela wieder unendlich traurig, da die Heimfahrt kurz bevor stand. Sie war allein im Wohnzimmer ihrer Großeltern und hatte Angst davor wieder nachhause zu müssen. Fünf lange Tage wäre sie ohne die beiden und vermisste sie schon jetzt. Sie hatte Tränen in den Augen. Da sah sie ein kleines Passbild ihrer Oma, in einem Bilderrahmen aus Glas, auf dem Schrank stehen. Sie schaute darauf so fröhlich und das gefiel dem Mädchen. „Wenn ich das Bild mitnehme, dann ist Oma immer bei mir“, dachte sie und nahm es in die Hand. „Aber wenn ich Oma frage ob ich es mitnehmen darf, dann bekommt es Mama vielleicht mit und erlaubt es nicht“, überlegte sie weiter. „Dani, komm wir fahren jetzt!“, ertönte es aus dem Flur. Das kleine Mädchen schaute auf das Bild und steckte es in ihre Hosentasche. Auf der Fahrt nachhause sah sie es sich an. Sie war unendlich traurig, weil sie jetzt wieder ohne ihre geliebte Oma war.
    Der Diebstahl blieb unentdeckt und immer dann, wenn Daniela ihre Oma vermisste, holte sie das Bild aus ihrem Versteck und schaute darauf. Manchmal stundenlang. Irgendwann stellte sie es wieder an seine alte Stelle auf dem Wohnzimmerschrank der Großeltern, weil sie Angst hatte, dass es herauskommen würde. Die Konsequenzen mochte sie sich nicht vorstellen.

7
Der sichere Ort
    Mit dem Gefühl der Angst im Bauch zog es sie zu der Gartentür am Ende des Grundstücks. Das kleine Mädchen öffnete die Tür und trat auf einen Weg aus Gras. Sie sah sich ängstlich um, ängstlich klein und verletzlich, so war Daniela.
    Nur wenige Schritte von ihr entfernt sah sie drei Birken. Noch nicht sehr groß, aber für Daniela unheimlich imponierend. Sie bewegten sich leicht mit dem Wind und das leise Rascheln der Blätter wirkte beruhigend. Daniela stand da und beobachtete das Spiel für einige Minuten. Sie war so fasziniert von den Bewegungen, den Geräuschen und die Angst wurde von diesen Eindrücken verdrängt.
    Das Mädchen begann an einem dieser Bäume hochzuklettern. Einfach so, denn sie fühlte sich sicher. Oben angekommen setzte sie sich langsam auf einen Ast, während ihr Blick anfing zu schweifen. Es war überwältigend. Einen kurzen Moment lang verspürte sie Angst. Was wäre wenn sie runterfiel? Die Birke hatte zwar noch nicht ihre volle Größe erreicht, doch befand sie sich in einer beachtlichen Höhe. Aber dann dachte sie: „Was soll schon passieren? Es gibt schlimmere Dinge als von einem Baum zu fallen“, das wusste sie bereits.
    Daniela schaute sich um. Vor ihr der Garten ihrer Großeltern, verdeckt durch eine riesige Tanne, die die Birken überragte. Auf der anderen Seite die Eisenbahnschienen, Getreidefelder und der Wald. Sie spürteden Wind auf ihrem Gesicht und wie die Birke hin und her schaukelte. Den Blick nach oben gerichtet begann Daniela zu lächeln. Sie schaute in den blauen Himmel und fühlte sich frei. Keine bösen Erinnerungen, keine Angst, so wie sich ein fünfjähriges Kind eben fühlt, wenn es darf.
    Von nun an kletterte Daniela oft auf eine der drei Birken. Immer dann wenn sie sich unbehaglich fühlte oder den Blicken der Mutter entfliehen wollte, suchte sie dort Schutz. Ganz allein, unbeobachtet, verborgen zwischen Ästen und Blättern, genoss sie es sie selbst sein zu können.
    Aber es gab auch eine Welt außerhalb der schützenden Großeltern und der drei Birken.

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