Ball der Traeume
Hosenanzug war auf Figur geschnitten, darunter trug sie ein eng anliegendes weißes Top. Sie hatte eine neue Frisur, das Haar war jetzt schulterlang und hatte einen wunderschönen honigfarbenen Ton. Aber die größte Veränderung betraf ihre Augen. Wo war die dicke Brille geblieben?
Stumm ließ Damien sich auf einen Stuhl fallen. Er war noch immer total fasziniert von ihrer Erscheinung.
"Sie – Sie sehen so anders aus", sagte er schließlich.
Eve lächelte und nickte. "Ja, die Veränderung gefällt Ihnen hoffentlich. Ich weiß, die Leute in Queensland sind weniger förmlich als bei uns. Daher dachte ich, dieser Look würde gut dazu passen."
Damien nickte, er war beeindruckt. Gedankenverloren wickelte Eve eine Haarsträhne um den Finger, und sein Blick folgte ihr.
"Ach ja, das Haar", sagte sie schnell. "Ich hätte schon längst zum Friseur gemusst, aber den habe ich aus eigener Tasche bezahlt."
"Wo ist die Brille geblieben?"
"Ich trage jetzt Kontaktlinsen. Wieso? Gefällt es Ihnen etwa nicht?"
"Doch, doch, ich –" Plötzlich fiel Damien auf, dass er Eve die ganze Zeit über angestarrt hatte. Schnell griff er nach seinem Laptop. "Es ist alles in Ordnung. Aber wir sollten die Zeit jetzt nutzen und uns noch einmal die Unterlagen anschauen, bevor wir an Bord gehen."
Kurz danach war es dann so weit. Als sie schließlich im Flughafen von Coolangatta eintrafen, hatten sie ihre Strategie bis ins letzte Detail durchgesprochen. Damien hatte ein gutes Gefühl, was das Geschäft anging. Es standen ihnen zwar einige schwierige Treffen mit den Anwälten und den Finanziers von Palmcorp bevor. Aber er wusste, sie würden es schaffen, ihr Produkt an den Mann zu bringen. Eve war außerordentlich kompetent. Er hatte die richtige Wahl getroffen, sie auf diese Geschäftsreise mitzunehmen.
Im Konferenzraum von Palmcorp, der Firma, die ihren Sitz an der Goldküste hatte, zog Damien alle Register seines Könnens. Eve beobachtete ihn fasziniert dabei, wie er seine Gesprächspartner spielend um den Finger wickelte. Dabei benutzte er alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel – von Charme über Detailkenntnisse bis hin zu taktischem Gespür. Am Ende hatten die beiden Herren, mit denen sie verhandelten, den Eindruck, dass sie sein Angebot gar nicht ablehnen konnten. Eve hatte das Gefühl, einem Meister bei der Arbeit zuzusehen.
Kein Wunder, dass er erfolgreich war. Wenn er redete, sprang der Funke der Begeisterung, die er für seine Arbeit und für seine Produkte empfand, auf alle über, die ihm zuhörten.
Dies war eine neue Seite von Damien, die Eve bisher noch nicht kannte. Erst jetzt verstand sie, warum er von anderen so viel erwartete. Er selbst war ja mit seinem hundertprozentigen Engagement das beste Beispiel für die Philosophie, die er vertrat. Seine tiefe Stimme hielt die Zuhörer im Bann, die Hände unterstrichen beredt seine Worte. Dabei ging er mit seinen Partnern äußerst respektvoll um und behandelte sie als Gleiche unter Gleichen. Er überzeugte jeden Einzelnen von ihnen, beantwortete jede Frage, nahm sich Zeit für das kleinste Detail. Ganz klar, Damien war in seinem Element.
Eve dachte insgeheim, dass er nicht nur hervorragend arbeitete, sondern auch noch umwerfend gut aussah. Im Eifer des Gefechts hatte er seine Jacke ausgezogen und die Ärmel seines weißen Hemdes hochgerollt. Das Weiß des Hemdes betonte seinen olivfarbenen Hautton. Man sah ihm an, dass seine Vorfahren aus Italien stammten.
Unwillkürlich musste Eve daran denken, wie er nackt ausgesehen hatte, und schluckte. Nein, das war nicht gut. Sie lenkte ihre Gedanken wieder auf das Geschäft.
"Miss Summers?"
Plötzlich merkte sie, dass Damien sie fragend anschaute, und errötete. Es war ein Glück, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte!
"Ist alles in Ordnung?"
Eve nickte. Sie wusste, dass sie jetzt mit der Präsentation an der Reihe war.
"Möchten Sie uns das Marketingkonzept vorstellen?"
"Ja, natürlich, Sir", erwiderte sie mit geröteten Wangen. "Einen Moment, bitte, ich hole mir vorher nur schnell noch einen Saft."
Dann kehrte sie mit einem Glas an ihren Tisch zurück und begann mit ihrem Vortrag. Nach ein paar Minuten war es vorbei mit ihrer Nervosität, sie fühlte sich ganz in ihrem Element. Sie benutzte dieselbe Powerpoint-Vorlage, die sie Damien damals vorgeführt hatte, und beantwortete geduldig alle Fragen, wenn ein Detail nicht klar zu sein schien. Insgesamt hatte sie das Gefühl, gute Arbeit zu leisten, und irgendwann war es
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