Ball der Traeume
Enid Anweisungen, Eves Computer und ihre Akten auf die obere Etage bringen zu lassen. Dann bat er sie, sich um die Flüge für sie beide und um eine professionelle Pflegerin für Eves Mutter zu kümmern. Eve sah ihm hilflos dabei zu. Sie fühlte sich wie das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Offensichtlich ging es hier nicht um das, was sie wollte. Er war der Boss, er konnte über sie bestimmen.
Dabei hatte sie ihm noch nicht einmal gesagt, dass sie mit seinen Plänen einverstanden war. Damien stellte sich das alles so einfach vor. Aber wie würde ihre Mutter auf eine Fremde in ihrem Haus reagieren? Eve konnte sich nicht vorstellen, dass sie davon sehr begeistert wäre. Vor allem ärgerte sie, dass Damien ihr nicht einmal die Chance gab, mit ihrer Mutter vorher darüber zu sprechen.
"Was fällt Ihnen ein?" fragte sie aufgebracht, als er mit dem Telefonieren fertig war, und erhob sich. "Was fällt Ihnen ein, über mein Leben und meine Familie zu bestimmen? Wie würde es Ihnen gefallen, wenn ich Ihre Familie einfach in meine Pläne einbeziehen würde, ohne Sie zu fragen?"
Damien blieb erstaunlich ruhig. "Nicht besonders", erwiderte er. "Aber das dürfte auch schwierig sein, denn meine Familie wurde ausgelöscht, als ich neun Jahre alt war."
5. Kapitel
Die Worte hingen schwer im Raum. Es war ganz still geworden. Nur das Summen von Damiens Laptop war zu hören.
"Es – das tut mir sehr Leid", sagte Eve, nachdem sie sich von dem Schock erholt hatte.
"Das muss es nicht", erwiderte Damien unbewegt. "Es ist schließlich nicht Ihre Schuld."
"Das habe ich auch nicht gemeint. Ich meinte –" Verlegen blickte Eve auf ihre Hände. "Ich wollte eigentlich nur sagen –"
"Vergessen Sie's!" unterbrach er sie. "Es gibt viel zu tun. Wenn es Ihnen recht ist, erwarte ich Sie in einer halben Stunde. Dann sollten wir uns gleich an die Arbeit machen."
Zu Befehl, dachte Eve, sprach es aber nicht aus. Ihr war klar, dass Damien in Gedanken schon wieder ganz beim Geschäft war. Er hatte sich den Papieren auf seinem Schreibtisch zugewandt und studierte sie angelegentlich. Doch dann sah er noch einmal auf.
"Oh, und Miss Summers –"
"Ja?"
"Haben Sie eigentlich noch etwas anderes zum Anziehen, das nicht braun ist?"
Eve verschlug es die Sprache. Was für eine Unverschämtheit! Verblüfft sah sie an sich herab. Was störte ihn an ihrem Hosenanzug? Nun gut, es war keine teure Marke, aber der Stoff war von guter Qualität. Der Preis war heruntergesetzt gewesen, der Anzug damit ein richtiges Schnäppchen. Die Jacke war vielleicht ein wenig zu groß, aber –
"Mögen Sie kein Braun?" erwiderte sie spitz. Eine Sekunde lang kam ihr der Gedanke, ihm von dem engen weißen Seidenkleid zu erzählen, das zu Hause in ihrem Schrank versteckt war. Das hätte ihm wahrscheinlich besser gefallen.
"Darum geht es nicht. In Queensland verhandeln wir mit der Konzernspitze. Diese Leute sind viele Millionen wert. Wir müssen ihnen schon etwas bieten, sonst kaufen sie uns unser Produkt nicht ab."
Eve biss sich auf die Lippe und betrachtete ihren Chef. Damien trug einen italienischen Maßanzug, und sie hatte nichts Passendes zum Anziehen. Da die Pflege für ihre Mutter so teuer war, hatte sie in den letzten Jahren sehr viel sparen müssen. Daher besaß sie nur das Nötigste und hatte sich schon lange nichts Schickes mehr zum Anziehen kaufen können.
"Woran hatten Sie denn gedacht?" fragte sie Damien.
"Sprechen Sie mit Enid", riet er ihr. "Bestimmt kann sie Ihnen helfen. Ich gehe davon aus, dass wir bis heute Nachmittag alles besprochen haben. Danach können Sie einkaufen gehen. Auf Kosten der Firma, versteht sich. Ich schreibe Ihnen einen Scheck aus."
"Gut", erwiderte Eve erleichtert. Sie war froh, dass sie ihre Ersparnisse nicht angreifen musste. Aber das war ja auch nur recht und billig, schließlich handelte es sich um eine Geschäftsreise.
"Es wird hoffentlich reichen", sagte sie und verließ hoch erhobenen Hauptes das Zimmer.
Eve sah schockiert auf die Summe, auf die der Scheck ausgestellt war. Das musste doch ein Irrtum sein.
"Gibt es – Sind da – Ich meine, ist das nicht eine Null zu viel?" fragte sie Enid.
Enid schüttelte den Kopf. "Nein, das stimmt schon."
"Aber das ist ja ein Vermögen!"
Enid lächelte sie an. "Ein kleines Vermögen. Er möchte einfach, dass Sie gut aussehen. Das ist ihm sehr wichtig."
"Das Geschäft ist ihm tatsächlich sehr wichtig", korrigierte Eve sie.
"Stimmt, dieses Geschäft ist sehr
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