Ball der Traeume
dann Zeit fürs Mittagessen.
Gemeinsam verließen sie das Gebäude und überquerten den Parkplatz. Zwei Limousinen sollten sie zu einem exklusiven Restaurant bringen. Plötzlich merkte Eve, dass Damien an ihrer Seite war.
"Gut gemacht", lobte er und nickte anerkennend.
Einerseits freute sie sich über das Kompliment, andererseits bedrückte es sie, dass er in ihr nur die fleißige Angestellte sah. Warum sprach sie ihn nicht als Frau an? Dann hätte sie darauf hoffen können, dass sich etwas Tieferes zwischen ihnen entwickelte.
Aber vielleicht machte sie sich in dieser Hinsicht auch nur etwas vor. Das, was sie an jenem denkwürdigen Abend miteinander geteilt hatten, war Lust gewesen, pure Lust. Nicht mehr und nicht weniger. Es war einmal vorgekommen, und es würde sich nicht wiederholen. Alles andere war reines Wunschdenken.
Über diese Überlegungen verpasste Eve den Moment, sich für sein Kompliment zu bedanken. Damien hatte sich bereits abgewandt und unterhielt sich mit einem seiner Geschäftspartner über die Vorzüge und Nachteile des neuen BMW.
Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. Diese Chance hatte sie versäumt. Aber vielleicht interpretierte sie in seine Worte auch nur zu viel hinein und sollte besser versuchen, sich zu entspannen.
Nach dem Mittagessen ging es zurück in den Konferenzraum. Anschließend führten die Manager sie durch die Büros der Firma, und als Letztes waren weitere Treffen mit den Anwälten und den Finanziers angesetzt. Erneut führte Damien die Verhandlungen mit dem Geschick eines erfahrenen Unternehmers. Und wieder gab er seinen Partnern das Gefühl, als wären sie es, die den Verlauf des Gesprächs bestimmten. Eve konnte gar nicht anders, sie musste ihn bewundern.
Am Ende hatte sie das Gefühl, einen sehr erfolgreichen Tag hinter sich gebracht zu haben. Was das Geschäft anging, so hätte es nicht besser laufen können. Ansonsten wünschte sie nur noch, auf ihr Hotelzimmer gehen und in die Badewanne sinken zu können. Doch leider sah es nicht danach aus. Natürlich würden sie auch gemeinsam mit den Bossen der Firma zu Abend essen. Mit etwas Glück schaffte sie es noch, kurz unter die Dusche zu springen und sich dann umzuziehen.
Was die luxuriöse Umgebung betraf, so konnte Eve sich über ihr Quartier wirklich nicht beklagen. Ihr Zimmer war ausgesprochen geräumig, fast schon eine Suite. In hellen Pastellfarben gehalten, hatte es große Fenster und einen Balkon, der einen herrlichen Ausblick aufs Meer bot. Kilometerweit erstreckte sich weißer Sandstrand. Zu schade, dass sie keine Zeit dafür haben würden, das Freizeitangebot zu nutzen.
Eve hatte eine halbe Stunde zur Verfügung, um sich fertig zu machen. Doch zuerst rief sie zu Hause an. Die Pflegerin nahm den Hörer ab und reichte ihn sofort an ihre Mutter weiter. Sie klang gut, ihre Stimme hell und so klar, wie Eve sie schon lange nicht mehr gehört hatte.
"Wie geht es dir?" fragte sie besorgt.
"Wunderbar", antwortete ihre Mutter fröhlich. "Stell dir vor, wir haben Dame gespielt, und ich habe schon zweimal gewonnen. Mach dir bitte meinetwegen keine Sorgen. Mir geht es prächtig. Ich habe mich schon lange nicht mehr so amüsiert."
Eve legte beruhigt den Hörer auf die Gabel. Es schien wirklich alles in Ordnung zu sein. Um ihre Mutter musste sie sich keine Gedanken machen, ihr tat die Abwechslung sehr gut. Und schon morgen würde sie, Eve, ja zurück sein. Vielleicht hätte sich das Problem mit Damien ja dann auch bald erledigt.
Sie hatte es schon wieder geschafft, ihn zu überraschen. Wie am Morgen, wo er sie zuerst kaum erkannt hatte, war Damien völlig hingerissen, als er Eve in ihrem Cocktailkleid sah. Es war aus schimmerndem goldfarbenem Satin und hatte strassbesetzte Spaghettiträger. Die Korsage lag eng am Oberkörper an, und der Rock bestand aus mehreren Bahnen, die ihre Figur sanft umspielten. Immer, wenn sie sich bewegte, gab das seidige Material einen Blick auf ihre Haut frei. Es war stilvoll und gleichzeitig sehr reizvoll.
Sie hatte das Haar hochgesteckt, doch ein paar einzelne Locken umrahmten ihr Gesicht und ließen ihre Züge so weicher erscheinen. Außerdem hatte sie sich sorgfältig geschminkt. Ihre Augen wirkten größer, und ihre Lippen –
Ihre Lippen glänzten in einem tiefen Rot. Sie luden zum Küssen ein.
Damien schluckte. Was war nur aus seiner kleinen grauen Maus geworden? Wo war sie geblieben? Er bereute es nicht, dass er viel Geld für diese Verwandlung ausgegeben hatte. Im Gegenteil.
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