Ball der Traeume
Beamten um.
"Wo ist dann meine Frau?"
14. Kapitel
Es war so verdammt kalt. Nach nur zwei Minuten im strömenden Regen war Eve völlig durchnässt gewesen. Und im Kofferraum des Wagens, in den die Frau sie eingesperrt hatte, konnte sie sich auch nicht aufwärmen. Sie hatte zwar eine alte Decke gefunden und sich hineingehüllt, aber viel hatte es nicht genutzt. Außerdem stank es hier scheußlich nach Motoröl.
Eve hatte keine Ahnung, wie spät es war. Draußen war es noch immer dunkel, und sie war hundemüde. Aber es war viel zu kalt, um schlafen zu können. Jede Bewegung tat ihr weh. Und das Schlimmste war, sie wusste, dass man sie zunächst nicht vermissen würde. Damien war in seinem Apartment, und im Haus würde ihre Abwesenheit bis zum Mittagessen sicher nicht auffallen.
Immer wenn sie ein Auto nahen hörte, hatte sie gerufen und gegen die Wand getrommelt, bis sie ganz heiser war. Aber niemand hatte sie gehört, und die Autos waren einfach vorbeigefahren.
Sie war hier gefangen, bis es hell wurde. Wie lange würde es dauern, bis die Sonne aufging? Dann würde es auch wärmer werden. Dieser Gedanke gab ihr Trost. Andererseits gefiel es ihr nicht, hier eingesperrt zu sein und geröstet zu werden.
Zuerst musste man sie finden. Damien musste sie finden. Bevor sie starb –
Bevor mein Kind stirbt.
Sie strich sich besorgt über den Bauch. Mit dem Baby schien alles in Ordnung zu sein. Wenigstens in dieser Hinsicht hatte sie nichts zu befürchten. Aber ihre Blase meldete sich plötzlich mit aller Macht.
Wie lange konnte sie es hier noch aushalten, ohne verrückt zu werden? Hoffentlich lang genug!
Die Polizei hatte ihm versprochen, ihn sofort zu benachrichtigen, sobald man Eve fand. Aber wenn sie glaubten, er würde die ganze Zeit über ruhig am Telefon sitzen und nichts unternehmen, hatten sie sich geirrt.
Taktvoll hatten sie nachgefragt, warum ein Mann, der gerade erst geheiratet hatte, die Nacht in seiner Stadtwohnung verbracht hatte. Doch angesichts der Ereignisse war ihm diese Frage völlig sinnlos erschienen.
Als er sich dann selbst auf die Suche nach Eve begab, wurde es langsam hell. Die ersten Wolken erschienen an einem fahlen, hellgrauen Himmel. Er fuhr in der festen Überzeugung los, dass man sie inzwischen bestimmt gefunden hätte, wenn sie auf der Autobahn gewesen wäre.
Damien mochte überhaupt nicht daran denken, auf welche Weise die andere Frau zu Eves Wagen gekommen war. Er klammerte sich an den Gedanken, dass sie irgendwo auf ihn wartete, dass er sie fand.
Um ein Haar wäre er an dem Auto vorbeigefahren, das sich mit seiner dunklen Farbe kaum von den Büschen abhob. Nur die Scheinwerfer, die durch das Gebüsch blinkten, verrieten es. Jemand hatte versucht, den Wagen zu verstecken – aber warum?
Mit klopfendem Herzen hielt Damien an und stellte den Motor ab. Suchend sah er sich nach irgendwelchen Lebenszeichen um, konnte jedoch nichts entdecken. Die Luft war erfüllt vom lauten Kreischen der Elstern und Krähen, die hoch oben über den Bäumen kreisten. Doch dann hörte er etwas anderes, ein lautes, monotones Pochen. Hoffnung keimte in ihm auf. Ein gedämpfter Schrei war zu hören, und Damien lief auf das Auto zu.
Das musste sie sein!
"Eve", rief er laut und schlug auf den Kofferraum. "Bist du da drinnen? Kannst du mich hören?"
Er vernahm einen gedämpften Ausruf der Erleichterung. Es war das schönste Geräusch, das er seit langem gehört hatte.
Sie ist noch am Leben.
Er untersuchte den Kofferraum, der natürlich verschlossen war. Da er keinen Schlüssel hatte, würde er ihn aufbrechen müssen. Es sei denn – der Wagen war zwar ziemlich alt, aber – Damien riss die Fahrertür auf und stellte erleichtert fest, dass er nur auf den Knopf drücken musste, um den Kofferraum zu öffnen. Im nächsten Moment vernahm er das ersehnte Klicken.
Sekunden später riss er den Kofferraumdeckel hoch, hob Eve aus dem engen Raum und schloss sie in die Arme.
Ihr Kleid war zerrissen, sie trug eine alte Decke um die Schultern. Ihr Gesicht war schmutzverschmiert, und sie roch nach Motoröl. Trotzdem war sie ihm niemals schöner erschienen als jetzt.
"Eve." Er hielt sie umfangen, als wollte er sie nie wieder loslassen. Dann küsste er sie stürmisch, und sie begann zu weinen.
"Du hast mich gefunden", sagte sie schluchzend und am ganzen Körper bebend.
"Ich hatte Angst, ich hätte dich für immer verloren. Bist du in Ordnung? Hat dir jemand wehgetan?"
"Mir ist kalt, und ich bin ganz steif.
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