Ball der Versuchung
glaube nicht, dass das Haus der Danvers' sicherer wäre«, sagte Michael. »Sie kennen die Regeln und die Risiken nicht - sie sind noch zu neu hier. Ich glaube, Bishop versucht, Amelies Gedanken zu manipulieren, und was immer wir von ihr halten, Bishop ist schlimmer. Das kann ich euch garantieren.«
Claire schauderte. »War das Amelie, die dich im Restaurant angerufen hat?«
»Nein«, sagte Michael und seine Stimme klang grimmig. »Das war Oliver. Ich muss sagen, dass mir das gar nicht gefällt. Oliver war eigentlich nie auf ihrer Seite - vielleicht ist er jetzt auf Bishops. In diesem Fall könnten wir zu Hause in eine Falle tappen.«
»Haben wir eine Wahl?«, fragte Shane.
»Ich glaube nicht.«
»Dann pfeif drauf. Ich werde so langsam müde.« Shane gähnte. »Sollen sie uns auffressen. Danach bekomme ich wenigstens ein bisschen Schlaf.«
Das fand niemand lustig - am allerwenigsten Shane, vermutete Claire -, aber sie hatten keine bessere Idee, deshalb fuhr Michael nach Hause.
Jenseits der getönten Scheiben lag Morganville still da; Claire konnte nur einige schummrige Lichter sehen, und die kamen wahrscheinlich von den wenigen, weit voneinander entfernt stehenden Straßenlaternen oder es waren die Lichter von Hauseingängen. Es war, als säße man in einer Raumkapsel, nur dass die Polsterung besser war.
Michael parkte ein und machte den Motor aus. Als Eve an den Türgriff fasste, sagte er: »Leute.« Sie wartete. Alle warteten. »Als ich... als ich verwandelt wurde, habe ich nicht gerade ein sofortiges Update an Wissen bekommen, aber bei einer Sache bin ich mir verdammt sicher: Dieser Bishop riecht so richtig nach Ärger. Ärger, wie wir ihn vielleicht nie zuvor erlebt haben. Und ich mache mir Sorgen. Passt also aufeinander auf. Ich werde versuchen... „
Er schien nicht zu wissen, wie er den Satz zu Ende führen sollte. Eve streckte ihre Hand aus und berührte sein Gesicht. Er wandte sich ihr mit geöffneten Lippen zu. Der Blick, den sie wechselten, war so nackt, dass es falsch schien hinzuschauen. Shane räusperte sich.
»Machen wir, Mann«, sagte er. »Alles wird gut.«
Michael antwortete nicht, aber vielleicht gab es auch nicht viel zu sagen, vermutete Claire. Er stieg aus dem Auto und die anderen folgten. Die Nacht war frisch und der Wind wirbelte durch Claires Haar und Kleidung, auf der Suche nach nackter Haut, die er kühlen konnte. Und wurde fündig. Sie zog ihre Jacke enger um sich und eilte hinter Michael zur Hintertür.
Die Küche war noch genau so, wie sie sie verlassen hatten - unordentlich. Die Töpfe und Pfannen standen noch immer auf dem Herd, aber Gott sei Dank hatten sie daran gedacht, den Herd auszumachen. bevor sie gegangen waren. Der Geruch von altem Fett und gummiartigem Pudding hing schwer in der Luft und wurde durch das Aroma von abgestandenem, verkochtem Kaffee kaum gemildert.
Sie blieben aber nicht stehen. Michael führte sie direkt durch die Küche ins Wohnzimmer.
Bishop war nicht mehr da. Auch seine gut aussehenden Anhänger nicht. An dem großen Holztisch saßen nur noch Amelie und Oliver. Sie hatten Teller, Tassen und Gläser beiseitegeschoben und zu einem wackeligen Stapel aufgetürmt. Zwischen ihnen lag ein Schachbrett, das Claire nicht kannte, es gehörte wohl nicht zum Haus. Es sah alt aus und wirkte viel benutzt. Es war schön.
Amelie spielte die weißen Figuren. Sie konzentrierte sich auf das Schachbrett und ignorierte sie, als sie hereinkamen. Ihr gegenüber lehnte sich Oliver in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme und warf den vieren einen Blick zu, der schwer zu deuten war. Er schien sich wie zu Hause zu fühlen, weshalb Claire schäumte. Und sie wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie Michael das fand. Oliver hatte Michael getötet, hatte ihm seine menschliche Existenz entzogen und ihn in einem Dämmerzustand zwischen Mensch und Vampir gefangen gehalten - hier in diesem Haus. Um genau zu sein, fast genau an dieser Stelle . Das war brutal und mörderisch und Michael hatte nie auch nur eine Sekunde lang vergessen, wer und was Oliver war, ganz egal, wie er auftrat.
Amelie hatte Michael die Chance gegeben, aus dieser Falle zu entkommen, und er hatte sie ergriffen und dabei in Kauf genommen, ein echter Vampir zu werden. Bisher schien er das nicht zu bereuen. Nicht besonders zumindest.
»Du bist hier nicht willkommen«, sagte Michael zu Oliver, der die Augenbrauen hochzog und lächelte.
»Wartest du darauf, dass mich das Haus hinausjagt? Da kannst du
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