Ball der Versuchung
für unsere Matratzen. Ich bin auf Gäste nicht vorbereitet, Liebes!«
Wenigstens eine Erleichterung. »Gut. Also - Mom, ich muss jetzt Schluss machen. Gute Nacht.«
»Gute Nacht, mein Schatz. Ich freue mich darauf, dich wieder zu Hause zu haben.«
Claire legte auf und Shane legte ihr den Arm um die Taille. »Hey«, sagte er. »Geht es ihnen gut?«
»Im Moment ja. Aber er könnte zu ihnen kommen, oder ? Wann immer er möchte.«
»Vielleicht. Aber zu uns könnte er genauso gut kommen. Hör mal, du kannst ihnen jetzt nicht helfen, aber er hat überhaupt keinen Grund, Ihnen etwas zu tun. Alles wird gut.«
Shane war jetzt plötzlich der Optimist. Daran konnte man sehen, dass die Lage wirklich ernst war... Claire zwang sich zu einem Lächeln, öffnete die Augen und versuchte, tapfer zu sein. »Ja«, sagte sie. »Ja, alles wird gut. Kein Problem.«
Seine dunklen Augen suchten ihre und sie wusste, dass er ihr diese kleine Lüge ansah. Aber er stellte sie nicht zur Rede, wahrscheinlich war es ihm nur allzu vertraut, wenn jemand etwas nicht wahrhaben wollte. »Also«, sagte er. »Lust auf eine schöne, kultivierte Partie Schach?«
Aus dem zweiten Stock drangen ein dumpfer Schlag und unverkennbar das Geräusch eines gedämpften Kicherns zu ihnen herunter. Ungefähr von dort, wo Eves Zimmer sein sollte.
»Hey!«, schrie Shane. »Stellt den Porno-Sound leiser! Wir versuchen, uns hier zu konzentrieren!«
Mehr Gelächter, das jedoch rasch unterdrückt wurde. Shane schaute wieder zu Claire und sie fühlte, wie sich ihre Lippen zu einem aufrichtigeren Lächeln verzogen.
»Schach«, sagte sie. »Du bist am Zug, du Held.«
Ein weiterer dumpfer Schlag von oben. Shane schüttelte den Kopf und warf seinen König um. »Ach, was soll's. Ich gebe auf. Spielen wir ein Game und killen ein paar Zombies.«
3
Der Morgen danach begann eigentlich wie jeder andere. Als Claire erwachte, war ein paar kostbare Sekunden lang die Welt in Ordnung. Ihr Körper vibrierte vor Energie, draußen zwitscherten die Vögel und die Sonne schien warm auf ihr Bett.
Sie linste auf ihren Wecker. Halb acht. Zeit aufzustehen, wenn sie es zur ersten Unterrichtsstunde schaffen und noch Zeit für einen Kaffee haben wollte.
Erst in der Dusche, als das heiße Wasser wieder etwas Verstand in ihren Kopf getrommelt hatte, wurde ihr bewusst, dass überhaupt nichts in Ordnung war. Ihre Eltern waren in der Stadt. Und sie befanden sich auf dem Radar der Monster.
Außerdem wollten ihre Eltern, dass sie wieder bei ihnen einzog.
Das setzte ihrer guten Laune ein jähes Ende, und als sie mit dem Rucksack voller Lehrbücher und den Schuhen in der Hand die Treppe hinuntertapste, machte sie ein finsteres Gesicht. Im Haus herrschte Chaos. Niemand hatte die Hausarbeit erledigt - auch sie nicht. In der Küche herrschte noch immer ein Durcheinander, Essensreste klebten in den Töpfen. Sie führte Selbstgespräche, während der Kaffee durchlief, stapelte schmutziges Geschirr und Töpfe in die Spüle, weichte sie in heißem Wasser ein und hinterließ ihren Mitbewohnern eine schnippische Notiz. Vor allem Shane, der noch nachlässiger war als sonst.
Dann zog sie die Schuhe an und ging zum College.
Bei Tageslicht sah Morganville aus wie jede andere staubige, verschlafene Stadt: Menschen, die zur Arbeit fuhren, joggten, Kinderwägen schoben und Hunde ausführten. Als sie sich dem Campus näherte, waren es dann zunehmend College-Studenten mit Rucksäcken. Zumindest tagsüber würde ein willkürlicher Besucher nie dahinterkommen, dass diese Stadt so extrem verkorkst war.
Und genau das war der Punkt, nahm Claire an.
Sie entdeckte einige Kleinlaster, die die einheimischen Geschäfte belieferten; wussten es diese Fahrer? Kamen und gingen sie einfach, ohne dass etwas vorfiel? Gab es für die Vamps Regeln, die festlegten, wen sie jagen durften und wen nicht? Sollte es eigentlich geben. Es wäre nicht besonders vorteilhaft für die Vamps, wenn die Polizei des Bundesstaates in Morganville anrücken würde...
»Hey.«
Claire blinzelte. Ein Auto fuhr im Schritttempo neben ihr her. Ein rotes Cabrio, das grell und blutrot in der Sonne glänzte. Darin saßen drei Mädchen, die alle das gleiche falsche Lächeln im Gesicht hatten.
Am Steuer saß Monica Morrell, die Tochter des Bürgermeisters der Stadt. Claires schlimmste Feindin unter den Menschen seit dem ersten Tag ihres Aufenthalts in Morganville. Monica hatte sich von ihrer Erfahrung mit dem Drogentod neulich wieder einigermaßen
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