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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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gelehnt draußen im Flur sitzen. Er schaute zu ihr auf.
    »Bist du jetzt fertig?«, fragte er. Seine Augen waren ebenfalls gerötet. Nicht direkt tränengefüllt, aber... feucht. »Der Fußboden ist nämlich nicht gerade bequem.«
    Sie setzte sich neben ihn. Er legte den Arm um sie und sie ließ den Kopf an seine Brust sinken. Es hatte etwas sehr Beruhigendes, wie er ihr mit den Fingern durchs Haar strich. Der sanfte Rhythmus seines Atems. Seine beruhigende, solide Wärme neben ihr.
    »Lass nicht zu, dass sie dich verletzt«, flüsterte sie. »Oh Gott, Shane... „
    »Keine Sorge. Michael wird da sein, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich einmischen würde, wenn sie es versuchte. Aber ich will, dass du in Sicherheit bist. Versprich mir, dass du zu deinen Eltern oder so jemandem gehst, wenn wir weg sind. Nein...« Sie versuchte nämlich bereits zu protestieren. »Nein, versprich es mir. Ich muss wissen, dass es dir gut geht.«
    Sie nickte und fühlte sich noch immer elend. »Ich verspreche es«, sagte sie und holte tief Luft, um das alles von sich zu schieben. »Also, was für ein Idiotenkostüm wirst du tragen?«
    »Frag nicht.«
    »Ist es etwas mit Leder?«
    »Ja, könnte tatsächlich sein.« Er klang, als graute ihm vor der Vorstellung. Trotz allem gelang es ihr zu lächeln.
    »Ich kann es kaum erwarten.«
    Shane knallte seinen Kopf gegen die Wand. »Weiber.«
    ***
    Bei ihrem nächsten Besuch bei Myrnin erwartete sie eine Überraschung. Als sie die Treppe hinunterging, sah sie einen Lichtschein und ihr erster Gedanke war Oh Gott, er ist nicht mehr in seiner Zelle. Ihr zweiter Gedanke war, dass sie wohl besser ihre Betäubungswaffe bereithalten sollte, deshalb öffnete sie den Reißverschluss an ihrem Rucksack, aber dann sah sie, dass Myrnin gar nicht da war.
    In dem vollgestopften, spärlich beleuchteten Labor, das eigentlich eher wie ein Lager für längst überholte Geräte aussah, standen ein Sessel und eine Leselampe. In dem Sessel saß niemand anderes als Oliver, der in einer zerfledderten, alten Zeitschrift blätterte.
    Claire legte die Hand auf die Betäubungswaffe, nur für alle Fälle, auch wenn sie sich nicht sicher war, wie eine Dosis des Antidots in dieser Situation helfen könnte.
    »Oh, entspann dich, ich habe nicht vor, dich anzugreifen, Claire«, sagte Oliver in gelangweiltem Tonfall. Er schaute dabei nicht einmal auf. »Im Übrigen stehen wir derzeit auf derselben Seite. Für den Fall, dass du das noch nicht mitgekriegt hast.«
    Langsam stieg sie die übrigen Stufen hinunter. »Wohl nicht. Wurde das offiziell bekannt gegeben?« Zugegeben, er war herbeigeeilt, als Eve ihn wegen Bishop angerufen hatte, aber Claires Ansicht nach machte ihn das nicht automatisch zu einem Verbündeten.
    »Wenn die Gemeinschaft von außen bedroht wird, rückt sie zusammen, um sich dagegen zu wehren. Eine Regel, die so alt ist wie das Stammeswesen. Du und ich gehören zu selben Gemeinschaft und haben einen gemeinsamen Freund.«
    »Mr Bishop.«
    Oliver schaute auf und markierte mit dem Finger eine Stelle in der Zeitschrift. »Ich nehme an, du hast Fragen. Ich an deiner Stelle hätte welche.«
    »Okay. Wie lange kennen Sie ihn schon?«
    »Ich kenne ihn nicht. Ich bezweifle, dass jemand ihn kennt, der heute noch am Leben ist.«
    Claire setzte sich auf einen wackligen Stuhl ihm gegenüber. »Aber Sie sind ihm begegnet.«
    »Ja.«
    »Also, wann sind Sie ihm begegnet?«
    Oliver neigte den Kopf und kniff die Augen zusammen. Sie erinnerte sich daran, dass sie früher geglaubt hatte, er sei nett, ein ganz normaler Mensch eben. Das dachte sie jetzt nicht mehr.
    Auch nicht. dass er ein ganz normaler Mensch ist.
    »Ich bin ihm in Griechenland begegnete, sagte er. »Es ist lange her. Ich glaube nicht, dass die Umstände besonders aufschlussreich für dich wären. Oder besonders beruhigend, wenn man darüber nachdenkt.«
    »Haben Sie versucht, ihn zu töten?«
    »Ich?« Oliver lächelte langsam. »Nein.«
    »Und Amelie?«
    Er antwortete nicht, aber er lächelte weiter. Die Stille zog sich in die Länge, bis sie am liebsten geschrien hätte, aber sie wusste, dass er nur wollte, dass sie plauderte.
    Den Gefallen tat sie ihm nicht.
    »Amelies Angelegenheiten gehen dich nichts an«, sagte Oliver. »Ich nehme an, du hast dir Myrnins Geplapper angehört. Ich muss zugeben, ich finde es faszinierend, dass er noch immer bei uns ist. Ich hatte angenommen. er sei längst tot und begraben.«
    »Wie Bishop?«
    »Es ist ziemlich verrückt,

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