Ball der Versuchung
eine große Hilfe. Hat sie eine Weckfunktion?«
»Fünfzehn Minuten, bevor die Uhr abläuft, gibt sie einen Alarmton von sich«, sagte sie, »Und jede Stunde schlägt sie auch.«
»Sehr hilfreich. Also, dann. Jetzt wo ich meine Finger benutzen kann – was sollen wir tun?« Myrnin wackelte anzüglich mit den Augenbrauen, was eigentlich ziemlich witzig war, wenn es von ihn kam. Nicht dass er nicht süß gewesen wäre - das war er -, aber Claire konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass man ihn sexy finden konnte.
Sie fragte sich, ob ihn das wohl verletzen würde.
»Wie wäre es, wenn wir ein paar von diesen Büchern in den Regalen verstauen würden?«, sagte sie. Sie wurden wirklich zu einer Gefahr; mehr als einmal war sie über einen der Stapel gestolpert, selbst als es gar kein Notfall war. Myrnin schnitt jedoch eine Grimasse.
»Ich habe nur für wenige Stunden einen klaren Kopf, Claire. Es wäre doch erbärmlich, sie mit Hausarbeit zu verbringen.«
»Also gut, was würden Sie gern machen?«
»Ich denke, wir haben mit dieser letzten Rezeptur große Fortschritte gemacht«, sagte er. »Warum versuchen wir nicht, die Essenz weiter zu destillieren? Die Wirkung zu verstärken?«
»Ich finde, davor sollten wir lieber chemisch analysieren, was mit Ihrem Blut passiert.«
Bevor sie ihn aufhalten konnte, war er zum Tisch hinübergegangen, hatte ein rostiges Messer genommen und sich den Arm aufgeschlitzt. Sie öffnete gerade den Mund, um zu schreien, als er sich einen sauberen Messbecher vom Regal über dem Tisch schnappte und das tröpfelnde Blut auffing. Die Wunde war verheilt, noch bevor er ein paar Teelöffel davon verloren hatte.
»Es gibt... einfachere Methoden, das zu tun«, sagte sie matt. Myrnin hielt ihr den Messbecher hin. Das Blut sah dunkler aus als normales Menschenblut und dicker, aber das hatte sie sich schon gedacht - immerhin war er nicht so warm. Sie versuchte, nicht an all die Leute zu denken, die Blut spendeten, aber sie konnte nicht anders. Endete Shanes Blut in Myrnins Venen? Und wie funktionierte das überhaupt?... Verdauten die Vampire das Blut oder gelangte es irgendwie unverdaut in ihren Kreislauf? Spielten die Blutgruppen eine Rolle? Nicht miteinander verträgliche Rhesusfaktoren? Wie stand es mit durch Blut übertragenen Krankheiten wie Malaria, Ebola oder Aids ?
Es gab eine Menge Fragen zu beantworten. Dr. Mills würde von dieser Aussicht begeistert sein, nahm sie an.
»Schmerz spielt keine große Rolle«, sagte Myrnin und zerrte den Ärmel über seinen blassen, wieder unversehrten Arm, nachdem er die letzten Blutstropfen weggewischt hatte. »Irgendwann lernt man, ihn zu ignorieren.«
Claire bezweifelte das, aber sie wollte nicht streiten. »Ich nehme einen Teil davon mit ins Krankenhaus«, sagte sie. »Dr. Mills wollte Blutproben. Sie haben dort eine Menge cooler Geräte, deshalb kann er uns detaillierte Informationen geben, die wir hier nicht bekommen können.«
Myrnin zuckte die Achseln, er hatte offensichtlich kein Interesse an Dr. Mills oder irgendeinem anderen Menschen, abgesehen von Claire. »Mach. was du willst«, sagte er. »Was für Geräte gibt es dort?«
»Oh, alles Mögliche. Massenspektrometer, Geräte zur Blutchemieanalyse - Sie wissen schon.«
»Wir sollten uns diese Dinge anschaffen.«
»Wie können wir überhaupt arbeiten, wie wir sollten, wenn uns die gängigste Ausrüstung fehlt?«
Claire blinzelte ihn an. »Myrnin, Sie haben hier unten nicht gerade viel Platz. Außerdem glaube ich nicht, dass Ihre derzeitige jämmerliche Stromversorgung es zulassen würde, ein Elektronenmikroskop einzustecken. Auf diese Art arbeiten Wissenschaftler sowieso nicht mehr. Die Ausrüstung ist zu teuer, zu empfindlich. Große Krankenhäuser und Universitäten kaufen diese Geräte. Wir mieten sie einfach stundenweise.«
Myrnin sah überrascht und dann nachdenklich aus. »Stundenweise mieten? Aber wie kann man planen, wenn man nicht weiß, was man sucht oder wie lange es dauert?«
»Sie müssen lernen, ihre Aha-Effekte zu planen. Und geduldig zu sein.«
Das brachte ihn zum Lachen. »Claire, ich bin ein Vampir. Wir sind nicht für unsere Geduld bekannt. Dein Dr. Mills - vielleicht sollten wir ihm einen Besuch abstatten. Ich möchte ihn gern kennenlernen.«
»Er würde Sie... vermutlich auch gern kennenlernen«, sagte sie langsam. Sie war sich ganz und gar nicht sicher, was Amelie davon halten würde, aber sie nahm an, dass Myrnin es sich ohnehin in den Kopf gesetzt hatte, ob sie
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