Ball der Versuchung

dass so schnell ein Krankenwagen da gewesen war, zu verdanken, dass Shane noch am Leben war.
    Im Moment sah Jason nicht aus wie ein wahnsinniger Killer. Eher wie ein halb verhungerter, jugendlicher Junkie, der außer sich war vor Angst. Und Verzweiflung.
    Claire betrat die Küche. Jasons Miene hellte sich auf. »Claire! Claire, sag ihm... sag ihm, dass es okay ist. Ich verspreche, dass ich niemandem etwas tue. Sag ihm, dass es okay ist, mich hereinzulassen, damit ich mit dir reden kann.«
    »Es ist nicht okay«, sagte Claire. »Aber das weiß er bereits.«
    Shane nickte. Er schubste Jason die Stufen hinunter, woraufhin er das Gleichgewicht verlor, über einen Backstein stolperte und auf den Hintern fiel. Er glotzte zu Shane hinauf und kam langsam wieder auf die Beine. »Claire, ich soll dir etwas ausrichten. Von Oliver.«
    »Oliver hat uns nichts zu sagen, was wir hören wollen, Mann. Vor allem nicht von dir.«
    »Bist du dir da sicher?«
    Shane grinste. »Ganz sicher. Viel Glück mit diesem Survival-Trip da draußen im Dunkeln.«
    Shane wollte gerade die Tür zumachen, als Jason herausplatzte: »Bishop stellt eine Falle. Wir können euch sagen, wo und wann.«
    Claire legte Shane die Hand auf die Schulter und er ließ die Tür einen Spalt offen. »Wovon redest du?«
    »Lasst mich rein, dann sage ich es euch.«Jason sah so verzweifelt aus, als würde er gleich die Farbe von der Tür kratzen. »Bitte, Claire. Ich schwöre, dass ich es ehrlich meine.«
    »Nein«, sagte sie. »Wenn Oliver etwas zu sagen hat, dann rede ich mit ihm, nicht mit dir.«
    Feindseligkeit flackerte in Jasons dunklen Augen auf, wie brennendes Öl. Er steckte die Hände in die Hosentaschen. »Ach ja? Das sind also die Spielregeln?«
    »Ich spiele nicht«, sagte Claire.
    »Ich glaube aber doch. Vielleicht machen wir es letztendlich doch lieber auf die harte Tour.« Jason warf sich mit solcher Wucht gegen die Tür, dass Shane nach hinten fiel und Claire mitriss, die rücklings auf dem Küchenboden landete. Als sie versuchte aufzustehen, spürte sie, wie sich Jasons Hand schmerzhaft um ihre Haare schloss. Er riss sie hoch und zerrte sie in die Nacht hinaus. Sie brüllte und wehrte sich, aber er hatte viel Erfahrung damit, Mädchen dazu zu bringen, das zu tun, was er wollte.
    Als er ihr eine Waffe an den Kopf setzte, hörte sie auf, gegen ihn anzukämpfen.
    »Gut«, sagte er ihr ins Ohr und sogar in ihrer blinden, finsteren Wut registrierte sie seinen Atem, der so widerlich war, dass sich die Farbe von der Wand schälte. »Mach dich locker, ich werde dir nicht wehtun. Das habe ich ernst gemeint. Du musst mir zuhören.«
    Shane folgte ihnen nach draußen. Er bewegte sich langsam auf sie zu und ließ Jason und vor allem die Waffe dabei nicht den Augen. »Lass sie los.«
    Jason lachte und zerrte sie rückwärts zur Einfahrt, wo ein großer schwarzer Wagen wartete. Shane folgte in sicherer Entfernung. Nicht , formte Claire mit den Lippen. Sie hatte schon einmal erlebt, wie Jason Shane fast umgebracht hätte. Sie würde das kein zweites Mal ertragen. Alles wird gut.
    Jason öffnete die Tür an der Fahrerseite des Wagens, schubste sie hinein und drängte sich hinterher. Sofort kletterte sie rüber zur Beifahrertür.
    Sie war abgeschlossen.
    Jason knallte die Autotür zu und drehte den Zündschlüssel, um den Motor zu starten.
    Etwas Schweres fiel auf das Autodach und dellte es beinahe bis auf die Höhe ihrer Köpfe ein; Claire und Jason duckten sich und Claire schrie auf bei dem Gedanken, er könnte in Panik geraten und den Abzug drücken.
    Das tat er aber nicht.
    Eine Faust schlug durch das Metalldach des Wagens, griff nach der zerfetzten Kante und schälte sie ab wie den Deckel einer Konservendose. Das Gesicht, das zu ihnen herunterschaute, gehörte Michael.
    Nein... nicht Michael; es war Vampir -Michael. Er hatte die Vampirzähne vollständig ausgefahren und seine Augen waren blutrot.
    Michael war böse . Und furchterregend.
    Er ließ sich im Mondschein durch das Loch fallen, bekam eine Hand von Jason zu fassen und riss ihn wie ein Spielzeug von Claire weg. Ein zerbrechliches Spielzeug. Jason brüllte. Die Waffe ging los. Claire zuckte zusammen, hielt sich die Arme über den Kopf und versuchte, sich in der Ecke zusammenzurollen. Der Wagen schwankte, als Michael Jason hinauswarf, geradewegs durch das Loch im Dach. Jason kreischte auf dem gesamten Weg durch die Luft nach oben und wieder herunter. Dann schlug er mit einem übelkeiterregenden Geräusch auf