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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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so, wie es aussieht, es ist nämlich immer so, wie es aussieht!« Eve machte einen Satz, stieß Michael grob vor die Brust und schubste ihn einen halben Meter zurück, hinaus aus dem Zimmer. »Ich kann jetzt nicht mit dir reden. Raus mit dir! Und bleib bloß draußen!«
    Claire konnte gerade noch hinausschlüpfen, bevor sie die Tür zuknallte und abschloss. Nicht dass ein Schloss etwas nützen würde, überlegte Claire, wenn man bedachte, wie stark Michael war. Aber zumindest würde er nicht in seinem eigenen Haus herumlaufen und die Türen einschlagen.
    »Eve, du musst mir zuhören. Bitte.«
    Eve warf sich wieder auf das Bett, schnappte sich ihren iPod vom Nachttisch, stülpte sich Kopfhörer über die Ohren und drückte auf »Play«. Claire konnte noch auf der anderen Seite der Tür den dröhnenden Metal-Sound hören.
    »Eve?«
    Claire schaute Michael an. »Ich glaube nicht, dass sie dich hört«, sagte sie. »Du hast es wirklich vermasselt - das ist dir klar, oder? Shane wurde wenigstens befohlen zu tun, was er getan hat. Du hattest die Wahl, oder?«
    »Ja«, gab Michael leise zu. »Ich hatte die Wahl. Aber du hast wirklich keine Ahnung, was die Alternativen waren, nicht wahr?«
    Sie sah ihm nach, wie er wegging, sein Zimmer am Ende des Flurs betrat und die Tür hinter sich zumachte.
    Vielleicht hatte er recht. Vielleicht war es tatsächlich nicht so, wie es aussah. Nicht dass Eve sich das anhören würde. Claire stand noch eine Weile da und lauschte der kalten, versteinerten Stille, dann schüttelte sie den Kopf und ging nach unten. Chilidogs waren nicht dasselbe, wenn man sie allein aß.
    ***
    Shane kam nach Einbruch der Dunkelheit zurück und Claire merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Er sah... verstört aus. Anders.
    Er nickte ihr auf dem Weg durch das Wohnzimmer in die Küche kaum merklich zu. Sie hatte sich auf dem Sofa zusammengekauert und unterstrich Sätze in ihrem Englischbuch, wobei sie sich zum x-ten Mal fragte, warum es wichtig sein sollte, etwas über die Bronte-Schwestern zu lernen. Nebenher schaute sie eine Kochsendung im Fernsehen an.
    »Hey«, rief sie ihm nach. »Ich habe das Chili für dich warm gehalten!«
    Er antwortete nicht. Claire steckte den Deckel auf ihren Textmarker und ging zur Küchentür. Sie öffnete sie nicht, sondern stand nur da und lauschte. Shane machte nicht den üblichen Krach mit dem Geschirr, den ein Mann machte, wenn er dringend etwas zu Abend essen wollte; tatsächlich waren überhaupt keine Geräusche zu hören.
    Claire rang noch mit sich, ob sie umkehren und weiterlernen sollte, als sie hörte, wie er die Hintertür öffnete. Gedämpfte, undeutliche Stimmen. Sie drückte die Tür ein wenig auf, nur ein bisschen, und spitzte die Ohren.
    »Du hast Glück, dass ich nicht die Cops rufe«, sagte Shane gerade. »Hau ab, Mann.«
    »Ich kann nicht. Ich muss mit ihr reden.«
    »Du kommst nicht einmal in die Nähe eines der Mädels, verstanden?«
    »Ich will niemandem etwas tun!«
    Sie kannte die Stimme oder glaubte es zumindest. Aber das konnte nicht wahr sein, es konnte einfach nicht sein.
    Shane konnte nicht mit Eves Bruder Jason sprechen, schon gar nicht an der Hintertür. Sie musste sich das wohl einbilden. Vielleicht war es jemand anderes, jemand, der sich einfach nur wie Jason Rosser anhörte...
    Claire schob die Tür noch weiter auf, genug, um durch einen kleinen Spalt sehen zu können.
    Doch, es war Jason. Daran bestand keinerlei Zweifel. Er trug sogar dieselbe schmuddlige, fleckige Jeans und Lederjacke. Sein Haar war strähnig und sogar noch fettiger als das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte, und er sah fahl und kränklich aus.
    »Komm schon, Mann«, sagte er. »Lass mich einfach mit Claire sprechen. Wenn du mich hier draußen im Dunkeln stehen lässt, bin ich Abendessen.«
    »Gut zu wissen.«
    Jason hob die Hand, um zu verhindern, dass ihm Shane die Tür vor der Nase zumachte. »Bitte, Mann. Ich flehe dich an.« Shane zögerte. Claire konnte sich wirklich nicht erklären, warum. Jason hatte Eve nachgestellt; er hatte unschuldige Mädchen ermordet - zumindest behauptete er das - aus dem fehlgeleiteten Versuch heraus, dadurch in den Dienst der Vampire treten zu können. Er hatte Shane ein Messer in den Bauch gerammt.
    Shane hat als Erster mit dem Baseballschläger nach ihm ausgeholt, sagte die überkorrekte, kleine Stimme ihres Gewissens. Sie brachte sie zum Schweigen. Jason hatte diesen Kampf arrangiert, er hatte Shane provoziert und es war nur der Tatsache,

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