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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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die spitzen Brüste darunter vorwitzig abzeichneten. Der Grund für die Cognacflucht: Turbulenzen. Keine kleinen, sondern große. Jetzt landete der Becher an der Decke und das Flugzeug schien augenblicklich vom Himmel fallen zu wollen. Plotek sah dabei so aus, als wollte er ohnmächtig werden.
    »Flugloch!«, sagte die Stewardess und strich über ihre nasse Bluse und die Spitzbrüste. »Nicht weiter schlimm.«
    Blödsinn. Objektiv vielleicht nicht. Subjektiv dagegen Katastrophe. Für Plotek. Ihm fielen jetzt alle Flugzeugabstürze auf einmal ein, von denen er in den letzten Jahren erfahren hatte müssen. Zum Beispiel das Unglück erst kürzlich in einem griechischen Flugzeug, bei dem der Druckabfall im Passagierraum die Passagiere langsam hatte erfrieren lassen. Das muss man sich mal vorstellen. Da kreist das Flugzeug in tausenden Metern Höhe stundenlang vor sich hin und die Passagiere erfrieren langsam. Kein schöner Tod. Ein langsamer Tod, Ein kalter Tod.
    Bei dem Gedanken fröstelte es Plotek. Und dabei fiel ihm wieder ein Bericht ein, den er unlängst im Fernsehen gesehen hatte. Dabei war es um die Krisenbewältigung im Cockpit kurz vor einem Absturz gegangen. Offenbar studieren Pilot und Copilot in ihrer Verzweiflung kurz vor dem Absturz die Bedienungsanleitung der Maschine, wie Plotek die Gebrauchsanweisung studiert, wenn er eine Spülmaschine anschließt. Das muss man sich mal vorstellen, hatte Plotek gedacht, da fängt so ein stählerner Vogel an herumzuspinnen und das Personal sitzt mit der Bedienungsanleitung daneben und versucht, die Ursache dafür zu finden.
    »Ich muss zum Piloten«, stammelte Plotek vor sich hin.
    »Was? Reiß dich zusammen, Plotek«, zischte Agnes, »das ist nicht weiter schlimm.«
    »Turbulenzen sind ganz normal«, bestätigte Arno, »so normal wie Schluckauf beim Menschen.«
    »Ich muss zum ...«
    »Bleib hier!«
    Während Agnes Plotek am Arm festhielt, stellte sich Arno in den Weg. Plotek schwankte und taumelte. Dabei wurde ihm schwarz vor den Augen. Und dann wurde er ohnmächtig.
    Als er wieder aufwachte, rollte die Maschine gerade über die Landebahn auf dem Flughafen Hamburg Fuhlsbüttel und Plotek spürte was Feuchtes im Schritt.
    Scheiße, dachte er, lieber gehe ich zu Fuß zurück nach München, als dass ich noch einmal im Leben in ein Flugzeug steige.
    »Wir sind da«, sagte Agnes.
    »Willkommen in Hamburg«, sagte der Pilot.
    »Ich freue mich«, sagte Arno und Plotek fragte sich, worauf, band sich seine Cordjacke um die Hüfte und verließ auf Agnes gestützt und schwankend das Flugzeug.

3

    Plotek fühlte sich schlecht. Ihm war übel, sein Kopf hämmerte, die Knie zitterten und durch seinen Magen marschierte ein aufgebrachter Revolutionstrupp.
    Vom Flughafen fuhren sie mit dem Taxi ins Vier-Sterne-Hotel auf St. Pauli. Plotek legte sich sofort ins Bett. Endlich schlafen, dachte er, entspannen, erholen, die grauenvollen Erlebnisse hinter sich lassen und im Schlaf verarbeiten. Aber denkste. Nachdem er sich zwei Stunden lang unruhig hin- und hergewälzt hatte, fing Agnes an zu quengeln. Die Besichtigung der Dosensuppenfabrik stand auf dem Programm. Ohne mich, dachte Plotek und wollte sich einmal mehr von der einen zur anderen Seite drehen, das Plumeau über den Kopf ziehen, als dieses plötzlich in hohem Bogen über ihn hinweg aus dem Bett flog.
    »Los, mach schon!«, befahl Agnes. »Aufstehen!«
    Noch ehe Plotek etwas sagen konnte, fuhren sie schon mit dem Taxi davon. Kurz darauf saßen sie mit zwanzig anderen Gewinnern des Preisausschreibens im Büro des Direktors der Dosensuppenfabrik um einen großen Tisch herum. Der Direktor hielt mit gestelzten Worten und verklärtem Blick eine Lobeshymne auf die neue Dosensuppenkreation Suppi, als wäre das Büro des Dosensuppenfabrikanten der Festsaal in der schwedischen Hauptstadt und die Dosensuppe die Erfindung der Unsterblichkeit, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden war.
    »Der Kaloriengehalt ist nicht höher als der von Obst, kaum Fett und viele Vitamine. Die Suppe ist so schmackhaft, ich kann Ihnen sagen, da wird die haute cuisine zur Armenspeisung.« Er lächelte wie eine Stewardess und zeigte an eine Wand, wo bunte Grafiken das Unfassbare anschaulich machen sollten.
    »Einmal Suppi, immer Suppi. Suppi-extra-plus.«
    Als der Dosensuppen-Direktor mit seinem Vortrag fertig war, war Plotek auf seinem Stuhl längst eingeschlafen. Nur unter heftigem Schütteln bekam Agnes ihn wieder wach.
    Der Entwicklungschef der Firma

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