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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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das meistens ganz anders aus. Die Gedanken kamen, als wäre der ganze Plotek ein einziger Sommerschlussverkauf, und gingen nicht mehr. Bissen sich fest. Jetzt in Plotek. Der schüttelte verzweifelt die Beine und trat nach den gefräßigen Gedanken – aber vergiss es. Schon schlief er vom vielen Denken und vor Erschöpfung ein. Glück gehabt, könnte man denken. Aber selbst im Schlaf fand Plotek keine Ruhe und Panik und Angst tanzten in ihm Bossa Nova. Zwei vor, zwei zurück. Der Punkt in der Ferne wurde schwarz und fing an zu hüpfen. Das ist ein Flugzeug, das dort hüpft, hätte Plotek jetzt denken können, wenn er im Traum gedacht hätte. Aber im Traum dachte man nicht, im Traum ließ man alles über sich ergehen. Jetzt die Pilotenstimme, die durch die Lautsprecher quäkte. »Achtung, Achtung, hier spricht der Bruchpilot. Schnallen Sie sich an, wir stürzen ab.«
    Dann merkte Plotek plötzlich, wie alles durch ihn hindurchflog, der Cognacbecher, die Stewardess mit den großen weißen Zähnen und schließlich Agnes. »Wo willst du denn hin?«, fragte er und sie sagte: »Nach Hause.«
    Und da musste er lachen, der Plotek, trotz der tragischen Situation. Aber er war eben anders. Als alle anderen. Jeder andere hätte spätestens jetzt Panik geschoben, hätte geschrien, geweint und vielleicht wild und verzweifelt um sich geschlagen. Ganz anders Plotek. Er lachte im Traum. Und auch in echt kicherte er vor sich hin.
    »Na, geht’s wieder«, sagte eine Stimme und er wusste nicht, war es der Pilot oder nicht.
    Dann hörte er ein Klingeln. Das ist eindeutig ein Mobiltelefon, dachte Plotek und war schlagartig wieder wach. Und das Handy klingelte noch immer und die Ansage der Stewardess kam ihm in den Sinn. »Störung der Navigations- oder Kommunikationssysteme.« Er sah den Traum Wirklichkeit werden. Wir stürzen ab, dachte Plotek, wir stürzen ab, wenn dieses Arschloch nicht bald sein Handy ausschaltet. Jetzt hatte die vorher vermisste Panik auch ihn erfasst. Er stemmte sich von seinem Sitz hoch, drehte sich um und wollte dem Handybesitzer hinter ihm an die Kehle springen. Aber denkste. Noch bevor er überhaupt irgendeinen Ton herausbrachte, peitschte schon ein Ausruf zwischen den Sitzen durch zu ihm nach vorne.
    »Mensch, Plotek!« Das klang verwundert, das klang überrascht. »Ich werd’ verrückt!«
    Ich auch, dachte Plotek und dabei kam ihm die Stimme irgendwie bekannt vor. Das klang nach Vergangenheit, nach unheilvoller Vergangenheit. Nach »unkeusch im Reden, Denken und Tun«. Das war potenzierter Thanwälder, die schwäbische Alb in höchster Konzentration.
    Das war Altötting! Das waren die Passionsspiele! Und dann fielen ihm die sprichwörtlichen Schuppen von den Augen. Und tatsächlich, die Stimme bekam ein Gesicht und das sah ganz nach Arno Brunner aus, ehemaliger Kommilitone von Plotek auf der Schauspielschule in München.
    »Und ich dachte schon, was ist das für ein Arschloch, das sich da so aufregt«, sagte das Gesicht breit grinsend. »Aber du? Was machst du denn hier?«
    Das hatte sich Plotek auch gefragt, aber nichts gesagt. Zuerst. Dann doch noch was, nämlich, »nichts«. Was natürlich auch nicht stimmte. Aber das schien Arno überhaupt nicht zu irritieren.
    »Das ist aber eine Überraschung. Wie lange ist das jetzt her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.« Er dachte nach und grinste dabei noch breiter, so breit, dass die beiden Mundwinkel nahtlos in die Ohren überzugehen schienen und an die großen weißen Zähne der Stewardess erinnerten. »Seit den Passionsspielen, nicht wahr?«
    Dazu muss man wissen, dass Plotek vor gar nicht allzu langer Zeit in Altötting bei den Passionsspielen den Jesus gespielt hat. Und Arno Brunner war nicht nur zusammen mit Plotek auf der Schauspielschule in München gewesen, sondern auch noch der Sohn vom ersten Bürgermeister von Altötting und der Judas bei den Passionsspielen.
    Und jetzt stand Arno einen Sitz hinter Plotek, das Handy noch immer in der Hand, aus dem mittlerweile eine hysterische Stimme quäkte. Arno vollführte plötzlich seltsam lautlose Mundbewegungen und zeigte auf das Mobiltelefon. Dann hielt er die Hand über das Gerät und sagte mit verstellter Stimme: »Ja, Schatzi, hallo... ich kann dich nicht mehr verstehen, hallo, hallo ... schlechte Verbindung, was ... Hallo, bist du noch dran ... Hallo, hallo, ich ruf dich an ... Hallo, wenn ich da bin, ja ...«
    Schlechter Schauspieler, dachte Plotek, da hat sich seit unserem letzten Treffen nichts

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