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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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beziehungsweise so ein typischer Jesuslatschen«, antwortete Mehmet Grempel.
    »Wie, war Er auch hier?«, staunte Jansen mit großen Augen.
    Angermüller stieß seinen Kollegen mit dem Ellbogen an.
    »Lass uns lieber mal schauen, ob die Größe passt.«
    Sie hielten den Schuh mit der spurensicheren Verpackung an den unversehrten Fuß des Toten, und er schien von der Größe her genau richtig zu sein.
    »Gut, Kollege. Sie überprüfen ja bestimmt noch die DNA-Spuren, damit wir Gewissheit haben. Aber immerhin, ein Anfang.«
    »Klar«, nickte Mehmet Grempel, und die Freude über seinen Fund war ihm deutlich anzusehen.
    »Komm, wir schauen uns ein bisschen die Gegend an«, forderte Angermüller seinen Kollegen Jansen auf. Sie ließen die Absperrung hinter sich, die inzwischen von zwei weiteren Uniformierten bewacht wurde.
    »Herr Kommissar, wie lange wollen Sie uns eigentlich hier in der Hitze festhalten?«, war Sibylla Grafs tiefe Stimme aus der Gruppe der Golfer zu vernehmen, und sie klang ungehalten.
    »Ach Gott, die Damen. Die hatt’ ich ja ganz vergessen. Personalien und so haben wir doch, oder?«, fragte der Kommissar leise seinen Kollegen, der als Antwort nickte.
    »Dann schicken wir jetzt alle nach Hause. So wie ich das sehe, sind die sowieso keine Hilfe bei der Identifizierung«, murmelte er.
    Das Grüppchen der Neugierigen war kaum mehr angewachsen, es hatte sich nur in seiner Zusammensetzung geändert. Wahrscheinlich merkten alle Gaffer nach relativ kurzer Zeit, dass es hier wenig bis gar nichts Sensationelles zu beobachten gab und dass es nicht wirklich angenehm war, bei der Hitze stundenlang in der Landschaft herumzustehen. Sibylla Graf und Henny Kortner saßen, versorgt mit Sandwichs und Getränken, in einem Golfcar im Schatten. Henny Kortner hielt ein gefülltes Sektglas in der Hand und hatte sich vom Anblick der Leiche offensichtlich wieder erholt. Freundlich sah sie den Kommissaren entgegen. Als Angermüller das ungnädige Gesicht der Gräfin daneben bemerkte, setzte er sein gewinnendes Lächeln auf und sagte so charmant wie möglich: »Wir bedanken uns für Ihre Geduld und Ihre Hilfe, meine Damen. Sie können jetzt gern gehen.«
    »Das hätten Sie uns schon vor einer Stunde mitteilen können. Das ist wirklich unglaublich dreist, wie Sie über die Zeit anderer Leute verfügen.«
    Voller Empörung und ohne einen Gruß startete Sibylla Graf das Golfgefährt, sodass die Umstehenden erschrocken Platz machten und der Sekt aus dem Glas ihrer überraschten Nachbarin schwappte.
     
    Gunther Therhagen chauffierte Angermüller und Jansen mit seinem Golfcar nach ihren Wünschen durch die Umgebung des Fundortes, und als er merkte, dass seine neugierigen Fragen höchst einsilbig oder gar nicht beantwortet wurden, begann er von sich aus zu reden. Er erläuterte die genaue Lage des Gewässers und erklärte, dass es sich um gestautes Wasser aus der Drainage der Greens und Abschläge handelte. Das Wasser für die circa 100 Hektar Grün entnahm er eigenen Brunnen, und dieser Sommer würde ihn wohl an die Grenze des Machbaren bringen, wenn es so weiterging mit der Bullenhitze.
    »Wir sind hier immer noch ökologischer als jeder Golfplatz am Mittelmeer, wo sie knapp an Trinkwasser sind, und trotzdem einen Platz nach dem anderen eröffnen, oder nich?«
    Er würzte seine ökophilosophischen Betrachtungen mit einem herzhaften Lachen, das jeden Zweifel im Keim erstickte, und betonte, welcher Aufwand nötig war, den Lubeca Country Golf Club stets als die gepflegte, grüne Oase zu erhalten, die sie jetzt vor Augen hatten. Er nannte auch gleich die Summe, die die Anlage jedes Jahr verschlang. Was schon allein das Personal kostete!
    »Mister Higgins ist ja nur der Chef. Insgesamt sind das fünf Greenkeeper! Können Sie sich das vorstellen? Fünf Mann nur für den Rasen!«
    »Ist das Gelände des Golfklubs eigentlich rundherum eingezäunt?«, fragte Jansen mitten in Therhagens Monolog.
    »Nur da, wo wir direkt an die asphaltierte Straße grenzen«, antwortete der sofort. »Ihre Kollegen sind ja auch über den kleinen Waldparkplatz gekommen, da gibt es keinen Zaun. Und sehen Sie, da unten, wo der Bach fließt: Das ist keine Drainage, sondern ein echter Bach. Der bildet die Grundstücksgrenze zum Nachbarbauern.«
    »An wie viele Nachbarn grenzt denn Ihr Land?«, wollte Angermüller wissen und versuchte, ein wenig von seinem Nebenmann auf dem engen Sitz wegzurutschen, was kaum gelang, da er auf der anderen Seite sofort an Jansens

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