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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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knochige Figur stieß.
    »An vier insgesamt. Wobei ich den meisten schon den Großteil ihres Landes abgekauft habe. Das Risiko, dass das Land von den Falschen erworben wird, ist zu groß, und wir können es gut gebrauchen. Bisschen hier vergrößern, bisschen da, immer mal wieder was Neues bauen.«
    »Betreiben Ihre Nachbarn keine Landwirtschaft mehr?«
    »Der eine, Matthiesen, war einer der größten Milchbauern hier in der Gegend, hatte überall riesige Flächen. Er hat die Milchwirtschaft eingestellt und das meiste Land inzwischen verkauft. Er lebt seit Langem das Leben eines wohlhabenden Pensionärs. Ob er damit glücklich ist, weiß ich nicht. Olaf Beyer hat ’ne Baumschule, und Nate und Gerhard Frings vermieten an Feriengäste. Der Einzige mit einer richtigen Landwirtschaft ist noch der Henning Langhusen mit seinem Graswurzelhof. Obwohl, richtige Landwirtschaft ist zu viel gesagt.«
    Therhagens dröhnendes Lachen direkt neben sich fand Angermüller nicht sehr angenehm. Weitaus unangenehmer noch waren die deutlichen Schweißflecken unter den Achseln von Therhagens schmuddelig-grauem Overall und der kräftige Geruch, der ihnen entstieg.
    »Graswurzelhof?«, fragte Angermüller etwas erstaunt. »Sehr spezieller Name.«
    »Dat war vor Jahren irgend so ’ne Kommune. Und der Langhusen, dat is so ’n Öko-Sturkopp. Mit dem gibt’s manchmal Ärger wegen unserer Rasenkosmetik. Der hat immer Angst um sein Unkraut, wenn meine Leute die Düsen mal büschen doll aufdrehen.«
    Therhagen schien die Vorstellung zu gefallen, jedenfalls grinste er fröhlich bei seinen Worten. Von überall konnten Leute hier auf das Gelände gekommen sein, überlegte Angermüller, mit dem noch lebenden oder bereits getöteten Opfer, das machte die Sache nicht einfacher.
    »Eigentlich kommen wir mit allen Nachbarn ganz gut aus. Ich bin ja nur an den Wochenenden und manchmal für einen Kurzurlaub hier, dann tobe ich mich als ungelernte Hilfskraft gern ’n büschen aus. Wenn Sie da noch mehr Fragen haben, muss ich Sie an Verwalter Walter und Rob Higgins verweisen.«
    Sie erreichten gerade wieder den Fundort auf Bahn neun, als der schwarze Leichenwagen langsam heranrollte. Die Männer vom Bestattungsinstitut hatten sich offensichtlich von Kiki von Demwalde mit ihrem Golfcar hierher leiten lassen. Es wäre zudem etwas mühsam gewesen, den schweren Metallsarg mit dem Opfer zu Fuß kilometerweit durch die Landschaft zu schleppen.
    »Danke, Herr Therhagen. Bleiben Sie bitte in der Nähe. Wir melden uns gleich noch mal.«
    »Sehr gern, Herr Kommissar«, brummte Therhagen jovial.
    Erleichtert rutschte Angermüller hinter Jansen von der heißen, kunstledernen Sitzbank des Golfcars. Jansen zog seine Latexhandschuhe aus der Hosentasche und wedelte damit vor Angermüllers Gesicht.
    »Los, komm. Aktion Rollmops. Ich will am heiligen Sonnabend irgendwann mal Feierabend haben.«
     
    Merkwürdig konturlos sah das aufgequollene Gesicht aus, flach und breit, die geschlossenen Augen nur am schmalen Wimpernrand und den buschigen Augenbrauen erkennbar. Die Lippen wirkten fischmaulartig aufgetrieben, erinnerten Angermüller irgendwie an einen Karpfen. Sie waren von kaum anderer Farbe als der Rest der Haut. Ein blasses Graugrün. Wie eine Maske aus einem künstlichen Material geformt erschien Angermüller die Physiognomie des Toten, und nicht so erschreckend, wie er es sich vorgestellt hatte. Ohne jedes Leben. Nun ja, so war es ja auch.
    Steffen beugte sich interessiert über das Opfer.
    »Ah, hab ich mir doch gedacht«, murmelte der Rechtsmediziner und zeigte auf eine Stelle am Hals.
    »Im Genick war es nicht so klar zu erkennen. Aber hier vorn diese Flecken, das scheinen mir Würgemale zu sein. Gut, gut, wir werden dem nachgehen.«
    An den übrigen Teilen des Körpers, die sichtbar waren, fanden sich keine besonderen Kennzeichen, keine Tätowierungen, kein fehlendes Fingerglied, beide Ohren waren vorhanden. Der Tote trug keinen Schmuck, keine Armbanduhr, und die vorderen Taschen der Jeans waren ebenfalls ohne Inhalt.
    Das Alter des Mannes war schwer zu erraten. Grob geschätzt, zwischen 40 und 70. Eher im unteren Bereich, dem Zustand des Körpers nach zu urteilen. Da er nicht wusste, wie stark dieser Mensch sich im Tod verändert hatte, konnte der Kommissar auch nicht beurteilen, ob ihn jemand in diesem Zustand würde identifizieren können.
    Ohne große Hoffnung fragten sie Therhagen und seine beiden Mitarbeiter, ob sie bereit wären, sich das Opfer zu diesem

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