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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Tierwelt und Pflanzen informierten. Als er zu dem Hirtenbrunnen kam, erinnerte nichts mehr an das Verbrechen, lediglich ein dunkler Fleck auf dem Holz markierte die Stelle, wo Anton Graf gesessen hatte. Baltasar nahm auf der Bank Platz und grübelte darüber nach, warum sein Nachbar wohl hier gewesen sein mochte. Kommissar Dix hatte berichtet, Grafs Auto sei an einer ganz anderen Stelle gefunden worden. Hatte er einfach einen Spaziergang gemacht und auf der Parkbank eine Pause eingelegt? Traf er sich mit jemandem an einem Ort, wo man ungestört reden konnte? Oder war es nur ein fataler Zufall gewesen? Hatte Graf etwas beobachtet und musste deshalb sterben?
    Es war riskant von dem Mörder gewesen, hier zuzuschlagen. Eine Straße führte vorbei, mit Spaziergängern war zu rechnen, auch wenn Büsche und Bäume einen gewissen Sichtschutz boten. Baltasar ging zu dem Baum, unter dem die Leiche gefunden worden war. Ein kaum erkennbarer Pfad führte in Richtung einer Fußgängerbrücke. Im Gestrüpp war die Erde niedergedrückt, Dosen und Fetzen weißen Papiers lagen herum, es sah aus, als wäre dieses Stück zum Campen benutzt worden – und als Toilette.
    Auf der anderen Seite des Flussufers, versteckt zwischen den Ästen, sah man Fabrikschornsteine, Gewerbegebäude und Wohnhäuser. Konnte jemand von dort aus den Brunnen sehen? Vermutlich hatte die Polizei alle Anwohner längst befragt. Baltasar ging den Fluss entlang. Das Wasser war kristallklar und erlaubte den Blick auf den Grund, die Strömung verwirbelte den Fluss, an einigen Stellen hatte sich Gischt gebildet.
    Eine Zeitlang folgte er der Strömung, es hatte etwas Beruhigendes, dem Fließen des Wassers zuzusehen, ein ewiges, sich immer wiederholendes Schauspiel, und doch war es jede Sekunde anders, die Oberfläche veränderte ihr Bild, mal hier, mal da, in aller Gleichgültigkeit von Raum und Zeit bahnte sich der Strom seinen Weg durch das Flussbett. Als Begleitmusik gurgelte und blubberte es, nie war völlige Ruhe, das Geräusch des fließenden Wassers hatte eine eigene Melodie, leise und doch unüberhörbar. Vom Grunde her glänzte es silbern.
    Baltasar hielt inne. Der Glanz war unnatürlich, es schien ein Stück Metall zu sein. Da lag etwas auf dem Grund, eingekeilt durch einen Stein. Er beugte sich über das Wasser, konnte jedoch noch immer nicht erkennen, was es war, und wechselte seinen Standort. Er brach einen kleinen Ast von einem Baum am Ufer ab und benutzte ihn als Stock. Aber sosehr er auch stocherte, er bekam das Metall nicht zu fassen.
    Der Ehrgeiz hatte ihn nun gepackt. Er wollte unbedingt herausfinden, was das für ein Stück Metall war, ein Ehrgeiz wie in seiner Kindheit, als er davon geträumt hatte, einen Schatz zu finden, und mit Taucherbrille und Schnorchel einen Weiher abgesucht hatte. Der einzige Fund war damals ein verrostetes Fahrradgestell gewesen.
    Es blieb nur ein Weg. Baltasar sah sich um, ob ihn jemand beobachtete, und zog dann seine Schuhe und seine Hose aus. Fast hätte er aufgeschrien, als er seinen Fuß ins kalte Wasser tauchte. Das sollte angeblich gesund sein, Wassertreten nach Art des bayerischen Priesters Sebastian Kneipp half gegen Tuberkulose, Cholera und Impotenz, hieß es, und gegen die Zipperlein des Alters.
    Seine Zehen tasteten sich vor bis zu der Stelle, wo das Metall liegen musste.
    »Können Sie sich keine Eintrittskarte fürs Bad leisten?«
    Baltasar schreckte hoch. Auf der anderen Seite des Flusses stand eine Frau, an der Leine führte sie einen Golden Retriever.
    »Ich … äh … ich suche etwas.«
    »Schämen Sie sich nicht, hier in Unterhosen zu baden? Das ist unhygienisch, total unhygienisch!«
    Die Frau trug eine Jeans und ein T-Shirt, ihre Arme hatte sie in die Hüften gestemmt wie eine Lehrerin, die ihren Zögling zurechtwies. »Wenn Sie zu Hause kein Bad haben und sich keine Eintrittskarte leisten können, gehen S’ doch zum Sozialamt. Die helfen Ihnen sicher weiter.«
    »Ich … Mir ist etwas ins Wasser gefallen. Das will ich wieder herausholen. Ich kann doch nicht komplett angezogen reinspringen.« Baltasar fühlte sich wie ein ertappter Schulbub. Er wusste selbst, wie albern seine Ausrede war.
    »Und denken Sie doch an die Familien mit Kindern, die hier vorbeigehen. Was sollen die von Ihnen halten? Für die Kleinen ist es doch ein Schock, unvermittelt einen halbnackten Mann anzutreffen.«
    »Ich bin nicht halbnackt«, protestierte Baltasar.
    »Sie wissen schon, was ich meine. Es gibt genug Perverslinge,

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