Band 1 - Blutspur
erproben wol en, könnten Sie es auch mit Psychologie versuchen. Sie haben so viele Talente, Ms.
Morgan. Das macht Sie auf eine bestimmte Art überaus wertvol .«
Fassungslos setzte ich mich auf meine Hinterpfoten.
»Sehen Sie, Ms. Morgan, ich bin kein schlechter Mensch.
Ich biete al meinen Angestel ten eine angenehme Arbeitsatmosphäre, Aufstiegschancen und die Möglichkeit, ihr Potenzial vol auszuschöpfen.«
»Möglichkeiten? Aufstiegschancen?«, zischte ich. Es war mir egal, dass er mich nicht verstehen konnte. »Was denkst du, wer du bist, Kalamack? Gott? Geh und wandel dich!«
»Ich denke, das war recht eindeutig.« Er lächelte mir kurz zu. »Zumindest habe ich Ihnen Ehrlichkeit beigebracht.«
Er zog seinen Stuhl näher an den Schreibtisch heran.
»Ich werde deinen Wil en brechen, Morgan - bis du bereit bist, al es zu tun, um aus diesem Käfig rauszukommen. Und ich hoffe, dass es eine Weile dauern wird. Bei Jon habe ich fast fünfzehn Jahre gebraucht. Er war zwar kein Frettchen, aber ein Sklave, was auf das Gleiche hinausläuft. Doch ich hin mir sicher, dass du früher aufgeben wirst.«
»Zur Höl e mit dir, Trent«, fluchte ich wutentbrannt.
»Sei doch nicht so grob.« Trent griff wieder zum Fül federhalter. »Ich gehe davon aus, dass dein Rückgrat genauso stark, wenn nicht sogar stärker ist als Jons. Aber er musste auch nicht fürchten, von Ratten in Stücke gerissen zu werden. Bei Jon hatte ich den Luxus, mir Zeit lassen zu können. Ich bin langsam und behutsam vorgegangen. Und damals war ich noch nicht so geübt wie heute.« Trents Blick schweifte in die Ferne. »Dennoch hat er nie gemerkt, dass ich seinen Wil en brach. Die meisten bemerken es nicht. Er hat es sich bis jetzt noch nicht klargemacht. Und wenn man ihn darauf hinweisen würde, würde er einen töten.«
Er kehrte wieder in die Gegenwart zurück. »Ich spiele gerne mit offenen Karten. Das macht es befriedigender, nicht wahr? Wenn wir beide wissen, woran wir sind, können wir uns die höflichen Spielchen sparen. Und wenn du es nicht überlebst, ist das auch kein großer Verlust, immerhin habe ich noch nicht viel in dich investiert. Nur einen Käfig, ein bisschen Fressen und ein paar Sägespäne.«
Mir wurde wieder schmerzhaft bewusst, was es hieß, in einem Käfig zu sitzen. Gefangen zu sein.
»Lass mich raus!«, schrie ich und zerrte an den Gitterstäben. »Lass mich hier raus, Trent!«
Als es an der Tür klopfte, fuhr ich herum. Jonathan kam rein, wobei er geschickt Faris' Leiche umging. »Die Sanitäter sind gerade auf dem Parkplatz eingetroffen, sie können Faris gleich mitnehmen. Die LS. wil nur einen kurzen Bericht.« Er sah geringschätzig zu mir herüber. »Was fehlt Ihrer Hexe?«
»Lass mich raus, Trent«, zischte ich und wurde immer wilder. »Lass mich raus!« Ich raste erst auf den Boden des Käfigs, dann zurück auf die zweite Etage. Ich warf mich gegen die Gitter und versuchte den Käfig umzukippen. Ich musste hier raus!
Trent lächelte nur. »Ms. Morgan hat soeben erkannt, wie überzeugend ich sein kann. Schlag gegen den Käfig.«
Verwirrt zögerte Jonathan. »Ich dachte, Sie wol en nicht, dass ich sie quäle.«
»Ich habe lediglich gesagt, dass du nicht mit Wut reagieren sol st, wenn du die Reaktion eines Gegners falsch einschätzt. Aber ich handele nicht aus Wut. Ich zeige Ms.
Morgan nur ihren neuen Platz im Leben: dass sie in einem Käfig sitzt und ich mit ihr tun kann, was immer ich wil .«
Seine kalten Augen fixierten meine. »Und jetzt schlag gegen den Käfig.«
Jonathan grinste. Mit dem Aktenordner in seiner Hand holte er aus und knal te ihn gegen das Drahtgitter. Obwohl ich darauf vorbereitet gewesen war, ließ mich der Knal heftig zusammenzucken. Der Käfig wackelte, und ich kral te mich mit al en vier Pfoten an dem Gitterboden fest.
»Halt's Maul, Hexe«, fügte Jonathan hämisch hinzu. Ich krabbelte in mein Häuschen, um mich zu verstecken. Trent hatte ihm gerade die Erlaubnis erteilt, mich nach Gutdünken zu quälen. Wenn die Ratten mich nicht umbrachten, würde Jonathan es tun.
21
Na los, Morgan. Mach was«, flüsterte Jonathan. Dabei pikte er mich mit einem Stock so heftig in die Seite, dass ich fast umfiel. Ich zitterte vor unterdrückter Wut, versuchte aber, ihn zu ignorieren.
»Ich weiß doch, dass dich das rasend macht«, sagte er und ging in die Hocke, um mir das Holz in die Flanke zu rammen.
Der Boden meines Käfigs war mit Bleistiften übersät, al e säuberlich durchgenagt. Im
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