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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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getriezt.«
    Entschlossen drückte sie die Möhren durch den Draht. »Hier hast du deine Möhren, Sweetie. Magst du das Trockenfutter nicht?« Sie ließ die Karottenstücke fal en, zog ihre Finger jedoch nicht zurück.
    Ich beschnüffelte sie und erlaubte Sara Jane, mich mit ihren brüchigen Nägeln am Kopf zu kraulen. Obwohl es mir nicht leicht fiel, vertraute ich ihr. Viel eicht hatte es etwas damit zu tun, dass wir beide gefangen und uns dessen bewusst waren. Es war unwahrscheinlich, dass sie eine Ahnung von Trents Drogengeschäften hatte, aber sie war viel zu klug, um sich keine Gedanken um die Todesumstände ihrer Vorgängerin zu machen. Trent würde sie genauso benutzen wie Yolin Bates, und irgendwann würde sie tot in irgendeiner Gasse enden.
    Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals, als müsste ich gleich weinen. Sie verströmte einen leichten Rotholzgeruch, der aber fast völ ig von ihrem Parfüm verdeckt wurde. Bedrückt zog ich die Möhren weiter in den Käfig hinein, wo ich den Großteil davon so schnel wie möglich verschlang. Sie rochen stark nach Essig, und ich musste mich über Sara Janes Wahl des Salatdressings wundern. Außerdem hatte sie mir zu wenig gegeben, ich hätte doppelt so viel verdrücken können.
    »Ich dachte, ihr Bauern hasst Hühnerdiebe«, meinte Jonathan und beobachtete mich scheinbar gleichgültig, obwohl er sicher hoffte, mich bei nicht nerzgerechtem Verhalten zu erwischen.
    Sara Janes Wangen röteten sich und sie stand abrupt auf.
    Bevor sie jedoch irgendetwas sagen konnte, stützte sie sich mit einer zitternden Hand auf den Käfig. »Oh, ich bin wohl zu schnel hochgekommen«, stöhnte sie.

    »Sind Sie in Ordnung?«, fragte Jonathan desinteressiert.
    Sie legte eine Hand über die Augen. »Ja, ja. Mir geht's gut.«
    Als ich im Flur leise Schritte hörte, unterbrach ich meine Mahlzeit. Trent kam herein. Ohne seinen Mantel erkannte man nur noch an seinem Anzug, dass er der Chef eines Megakonzerns war und kein Rettungsschwimmer. »Sara Jane, haben Sie jetzt nicht Mittagspause?«, fragte er liebenswürdig.
    »Ich wol te gerade gehen, Mr. Kalamack«, antwortete sie.
    Bevor sie den Raum verließ, sah sie besorgt zwischen Jonathan und mir hin und her. Dann hörte man nur noch ihre Stöckelschuhe im Flur, und sie war verschwunden. Trotzdem war ich erleichtert. Solange Trent hier war, würde mich Jonathan vermutlich in Ruhe lassen, und ich konnte fressen.
    Der große Mann ließ sich vorsichtig auf einem der Stühle vor Trents Schreibtisch nieder. »Wie lange noch?«, fragte er und zog entspannt einen Fuß aufs Knie.
    »Das kommt darauf an.« Trent fütterte seine Fische aus einem speziel en Gefrierbeutel. Der Zitronenflossen-Doktorfisch schoss an die Oberfläche.
    »Es muss sehr stark sein«, meinte Jonathan. »Ich hätte nicht gedacht, dass es sie beeinträchtigen würde.«
    Ich hörte auf zu kauen. Sie? Sara Jane?
    »Doch, davon bin ich ausgegangen«, erwiderte Trent. »Sie wird es überstehen.« Er drehte sich um und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Zukünftig werde ich wohl etwas direkter mit ihr sein müssen. Die Informationen, die sie mir zur Zuckerrübenindustrie zusammengestel t hat, waren bewusst negativ gehalten.«
    Jonathan räusperte sich. Es klang herablassend. Trent verschloss den Beutel und legte ihn in den Schrank unter dem Aquarium. Dann stel te er sich hinter seinen Schreibtisch und beugte sein blondes Haupt über einige Papiere.
    »Warum verwenden Sie keinen Zauber, Sa'han?« Jonathan stand auf und strich sich die Hose glatt. »Das wäre sicherer, könnte ich mir vorstel en.«
    »Es verstößt gegen die Regeln, Tiere in einem Wettkampf mit Magie zu behandeln«, erklärte Trent und kritzelte etwas in sein Notizbuch.
    Ein trockenes Grinsen huschte über Jonathans Gesicht.
    »Aber Drogen sind erlaubt? Auf eine verdrehte Art und Weise macht das Sinn.«
    Langsam dämmerte es mir: Sie redeten über mich! Der Essiggeschmack war bei der letzten Karotte viel stärker.
    Meine Zunge kribbelte. Ich ließ die Möhre fal en und tastete nach meinem Zahnfleisch - es war taub. Verdammt. Es war Freitag.
    »Du Bastard!«, schrie ich und warf die Möhre nach Trent.
    Sie pral te am Gitter ab. »Du hast mich unter Drogen gesetzt!
    Du hast Sara Jane Drogen ins Essen gemischt, um mich zu betäuben!« Verzweifelt warf ich mich gegen die Tür und quetschte eine Pfote durch das Gitter, um den Riegel zu erreichen. Mir wurde übel, und die Welt begann sich zu drehen. Die beiden Männer kamen

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