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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Laufe des Morgens hatte Jonathan mich immer wieder gequält. Nachdem ich während der ersten Stunden mehrfach versucht hatte, nach ihm zu schnappen, und ihn angezischt hatte, sobald er sich näherte, wurde mir klar, dass mich das nicht nur erschöpfte, sondern es diesen sadistischen Freak auch noch anstachelte. Ihn zu ignorieren war zwar lange nicht so befriedigend, wie ihm Stifte aus der Hand zu reißen und sie zu zerbeißen, aber ich hegte die Hoffnung, dass ihm so irgendwann langweilig würde und er mich in Ruhe ließe.
    Trent war vor ungefähr einer halben Stunde gegangen, um sein Lunchnickerchen zu halten. Im Gebäude war es ruhig, da al e sich ein wenig entspannten, wenn Trent die Etage verlassen hatte. Jonathan hingegen machte nicht den Anschein, als wol e er gehen. Er hatte seinen Spaß daran, zu bleiben und mich zu schikanieren, während er seine Pasta aß.
    Es hatte nicht einmal geholfen, dass ich mich in die Mitte des Käfigs zurückgezogen hatte, er hatte sich einfach einen längeren Stock geholt. Mein Häuschen gab es schon lange nicht mehr.
    »Verdammte Hexe. Mach endlich was.« Jonathan verlagerte den Stock in seiner Hand, um mir auf den Kopf schlagen zu können. Er traf mich zwischen die Ohren -
    einmal, zweimal, dreimal. Meine Tasthaare zitterten. Ich konnte fühlen, wie sich mein Herzschlag verstärkte und mein Kopf zu schmerzen begann. Verbissen rang ich um Selbstbeherrschung. Beim fünften Schlag rastete ich aus. Ich bäumte mich auf, schnappte den Stock und zerbiss ihn frustriert.
    »Du bist tot«, quiekte ich und warf mich gegen das Gitter.

    »Hörst du mich? Sobald ich hier rauskomme, bist du tot!«
    Er richtete sich auf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich wusste, dass ich dich springen lassen kann.«
    »Versuch das mal, wenn ich hier raus bin«, fauchte ich.
    Im Flur erklang das Geräusch von Absätzen, und ich ließ mich erleichtert auf den Käfigboden sinken. Ich kannte diesen Schritt. Jon offensichtlich auch, denn er trat einen Schritt zurück. Ohne anzuklopfen betrat Sara Jane das Büro.
    »Oh!«, rief sie leise und fuhr mit der Hand an den Kragen ihres nagelneuen Blazers. Trent bezahlte seine Angestel ten im Voraus. »Bitte entschuldigen Sie, Jon. Ich dachte nicht, dass noch jemand hier wäre.« Sie zögerte, und eine merkwürdige Stil e trat ein. »Ich wol te Angel die Reste von meinem Mittagessen geben, bevor ich ein paar Besorgungen machen gehe.«
    Jon sah sie herablassend an. »Das werde ich für Sie übernehmen.« Oh, bitte nicht, dachte ich. Fal s er es mir überhaupt gab, würde er das Essen wahrscheinlich vorher in Tinte tauchen. Die Überreste von Sara Janes Mittagessen waren das Einzige, was ich aß, und ich war jetzt schon halb verhungert.
    »Nein, danke«, erwiderte sie zu meiner Erleichterung.
    »Fal s Sie gehen möchten, werde ich Mr. Kalamacks Büro abschließen.«
    Ja, hau ab, dachte ich, damit ich versuchen kann, Sara Jane klarzumachen, dass ich kein Tier bin. Es wäre schon der zweite Versuch. Beim ersten Mal hatte Trent mich dabei beobachtet, woraufhin Jonathan > versehentliche so hart an den Käfig stieß, dass er umfiel.
    »Ich warte auf Mr. Kalamack«, antwortete Jonathan. »Sind Sie sicher, dass Sie den Nerz selber füttern wol en?« Der sonst so stoische Mann wirkte selbstgefäl ig, als er sich hinter Trents Schreibtisch stel te und so tat, als würde er aufräumen.
    Meine Hoffnungen, er könnte verschwinden, verflüchtigten sich. So dumm war er nicht.
    Sara Jane ging in die Hocke, um mit mir auf Augenhöhe zu sein. Ihre Iris schien blau zu sein, aber ich war mir nicht ganz sicher. »Nein, es wird nicht lange dauern. Arbeitet Mr.
    Kalamack während der Mittagszeit?«
    »Nein. Er hat mich nur gebeten, zu warten.«
    Der Geruch von Karotten stieg mir in die Nase, und ich kroch näher an das Gitter heran. »Hier, Angel«, sagte die kleine Frau besänftigend, als sie eine zusammengefaltete Serviette öffnete. »Heute gibt es nur Möhren. Sie hatten keinen Sel erie mehr.«
    Ich warf einen argwöhnischen Blick auf Jonathan. Er überprüfte gerade, ob Trents Bleistifte angespitzt waren, also griff ich vorsichtig nach der Karotte. Ein unvermittelter Knal ließ mich zurückschrecken.
    Jonathan grinste süffisant. Er hatte einen Ordner auf den Tisch fal en lassen. Sara Janes Gesichtsausdruck war so hasserfül t, dass davon Milch sauer geworden wäre. »Jetzt hören Sie schon damit auf«, sagte sie aufgebracht. »Sie haben Angel schon den ganzen Tag lang

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