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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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konnte.
    Ich saß da und starrte an die Decke, bis keine schwarzen Flecken mehr vor meinen Augen tanzten. Dann holte ich vorsichtig Luft und machte eine Bestandsaufnahme.
    Mein Kleid war, soweit man das unter dem Mantel erkennen konnte, völ ig blutverschmiert. Damit konnte ich es wohl endgültig wegschmeißen. Meine Nylonstrümpfe klebten an meiner Haut, und der Arm mit den Bisswunden wies ein ungesundes Grau auf, soweit er nicht ebenfal s blutverkrustet war. Der Streifen von Nicks Hemd war immer noch um mein Handgelenk gebunden, und wie aus einem undichten Wasserhahn quol en dunkle Tropfen darunter hervor: plink, plink, plink. Viel eicht hatte Jenks keinen Staub mehr aufbringen können, nachdem er meinen Hals versorgt hatte. Mein anderer Arm war angeschwol en, meine Schulter fühlte sich an, als wäre sie gebrochen, und das Zimmer war abwechselnd zu kalt oder zu heiß. Ich starrte Nick an und merkte, wie mir die Realität zu entgleiten drohte.
    »O Scheiße«, murmelte er und warf einen hektischen Klick in den Flur. »Du wirst schon wieder ohnmächtig.« Er packte meine Knöchel und zog mich behutsam wieder in die Waagerechte. »Ivy, wo bleibt die Decke?«
    Ich fixierte die Zimmerdecke, bis sie aufhörte, sich zu drehen. Nick stand zusammengesunken in einer Ecke, mit dem Rücken zu mir. Mit einer Hand fasste er sich an den Bauch, die andere hatte er an den Kopf gelegt. »Danke«, flüsterte ich, und er drehte sich um.
    »Wofür?«, fragte er verbittert. Die getrockneten Blutspuren auf Gesicht und Händen ließen ihn verwahrlost aussehen.
    »Dafür, dass du getan hast, was deiner Meinung nach am besten war.« Ich fror wieder unter meinem Mantel.
    Er lächelte schwach. »Da war so viel Blut, ich glaube, ich bin in Panik geraten. Tut mir leid.« Sein Blick richtete sich auf den Flur und ich war nicht besonders überrascht, als Ivy mit einer Decke über dem Arm, einem Stapel pinkfarbener Handtücher und einer Schüssel Wasser in den Händen hereinkam.
    Unbehagen lenkte mich kurz von den Schmerzen ab. Ich blutete noch immer.
    »Ivy?«, fragte ich unsicher.
    »Was?«, schnauzte sie, als sie die Handtücher und das Wasser auf dem Kaffeetisch abstel te und mich in die Decke wickelte, als sei ich ein kleines Kind.
    Ich schluckte und versuchte, ihr in die Augen zu sehen.
    »Nichts«, sagte ich kleinlaut, als sie sich wieder aufrichtete.
    Abgesehen davon, dass sie noch blasser war als sonst, schien sie in Ordnung zu sein. Mir war klar, dass ich mich nicht wehren könnte, wenn sie jetzt den Vampir rauslassen würde.
    Ich war hilflos.
    Die Decke lag warm an meinem Kinn, und das Licht der Tischlampe stach mir in die Augen. Ich zitterte, als Ivy sich auf den Tisch setzte und die Wasserschale zu sich heranzog.
    Ich wunderte mich über die Farbe der Handtücher, bis mir einfiel, dass Pink alte Blutflecken kaschierte.
    »Ivy?« Meine Stimme wurde noch schwächer, als sie nach meinem Halsverband griff.
    Sie ließ die Hand sinken und verzog vor Wut und Enttäuschung ihr makel oses Gesicht. »Sei nicht albern, Rachel. Lass mich deinen Hals untersuchen.«
    Sie griff wieder nach dem Stoff und ich wich mit einem abweisenden Schrei zurück. Das Gesicht des Dämons erschien vor meinen Augen, das ihrem so ähnlich gewesen war. Ich hatte ihn nicht abwehren können, und beinahe hätte er mich getötet. Die Erinnerung an dieses Grauen verlieh mir die Kraft, mich aufrecht hinzusetzen. Der Schmerz an meinem Hals ließ meinen Körper um Erlösung flehen, um die Rückkehr zu der wunderbaren Mischung aus Schmerz und Verlangen, die der Vampirspeichel geboten hatte. Der Gedanke daran verstärkte meine Angst.

    Ivys Pupil en weiteten sich, bis ihre Augen völ ig schwarz waren.
    Ohne sich um das getrocknete Blut an seinem Körper oder den intensiven Geruch seiner Angst zu kümmern, baute sich Nick zwischen uns auf. »Verzieh dich, Tamwood«, zischte er.
    »Du wirst sie nicht anfassen, solange du einen Bann wirkst.«
    »Bleib locker, Rattenjunge«, entgegnete Ivy aufgebracht.
    »Ich ziehe sie nicht in meinen Bann, ich bin einfach nur stinksauer. Momentan würde ich Rachel nicht einmal beißen, wenn sie darum betteln würde. Sie stinkt nach Infektion.«
    Das war mehr, als ich wissen wol te. Aber nun, da sie zwischen Wut und dem Wunsch nach Verständnis hin und her gerissen war, kehrte langsam das normale Braun in ihre Augen zurück. Irgendwie fühlte ich mich schuldig. Ivy hatte mich nicht an die Wand gepresst und mich gebissen. Ivy hatte mich nicht

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