Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Band 4 - Blutpakt

Band 4 - Blutpakt

Titel: Band 4 - Blutpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
desinteressierten Akzeptanz, als er sah, dass ich leise über ihn lachte. Er trug seine respektable Arbeitskleidung.
    Ihm gelang es irgendwie, die Mischung aus dreiteiligem Anzug und seinem schulterlangen, lockigen schwarzen Haar, das von einer unauffäl igen Spange zurückgehalten wurde, gut aussehen zu lassen. Ich hatte ihn ein paar Mal in Laufkleidung gesehen, die seinen exzel ent trainierten Mittdreißiger-Körper hervorhob – lecker - und auch in einem knöchel angen Mantel mit Cowboyhut - Vorsicht, Van Helsing -, aber sein etwas kurz geratener Körper behielt seine Ausstrahlung auch, wenn er sich wie der Versicherungsvertreter anzog, der er war. David war ziemlich komplex für einen Tiermenschen.
    Ich blieb zögernd neben ihm stehen, und zusammen starrten wir das Gebäude an. Drei Straßen weiter konnte ich Verkehrsgeräusche hören, aber hier bewegte sich überhaupt nichts.
    »Es ist wirklich ruhig«, merkte ich an und verschränkte die Arme, weil die Abende auch Mitte Mai noch kühl waren.
    David kniff seine braunen Augen zusammen und strich sich über die glatt rasierten Wangen.
    »Es ist die richtige Adresse, Rachel«, sagte er und schielte zum obersten Stockwerk empor. »Ich kann nachschauen gehen, wenn du wil st.«
    »Nein, das ist cool.« Ich lächelte mit geschlossenen Lippen, hievte meine Tasche wieder hoch und fühlte das zusätzliche Gewicht meiner Splat Gun. Das war Davids Auftrag, nicht meiner, und so harmlos, wie etwas nur sein konnte - er sol te bei einer Erdhexe den Riss in einer Wand begutachten und dann den Schaden regeln.
    Ich würde die Gute-Nacht-Tränke in meiner umgebauten Splat Gun nicht brauchen, aber ich hatte mir meine Tasche geschnappt, als David mich gefragt hatte, ob ich mit ihm kommen könnte. Die Tasche war noch von meinem letzten Auftrag gepackt, bei dem ich das Hinterzimmer eines Internet-Spammers gestürmt hatte. Gott, ihn dingfest zu machen war befriedigend gewesen.
    David setzte sich in Bewegung und bedeutete mir galant, dass ich vorgehen sol te. Er war ungefähr zehn Jahre älter als ich, aber das merkte man nur, wenn man sich seine Augen ansah.
    »Sie lebt wahrscheinlich in einer dieser neuen Wohnungen, die sie über alten Werkhal en bauen«, sagte er und hielt auf die kunstvol gestaltete Treppe zu. Ich kicherte, und David schaute mich an.
    »Was?«, fragte er und hob die dunklen Augenbrauen.
    Ich ging vor ihm in das Gebäude und hielt die Tür auf, sodass er mir folgen konnte. »Ich habe nur gedacht, dass es immer noch eine Werkhal e wäre, wenn du darin leben würdest. Werkhal e? Werwolf? Verstehst du?«
    Er seufzte, und ich runzelte die Stirn. Jenks, mein alter Partner, hätte gelacht. Schuld übermannte mich, und ich wurde langsamer. Jenks war momentan desertiert und versteckte sich im Kel er irgendeines Tiermenschen, weil ich ihm nicht vertraut hatte. Aber jetzt, wo der Frühling da war, konnte ich meine Versuche wieder aufnehmen, mich zu entschuldigen und ihn zur Rückkehr zu bewegen.
    Die Eingangshal e war weitläufig und enthielt eine Menge grauen Marmor, aber sonst nicht viel. Meine Absätze hal ten in dem Raum mit den hohen Decken. Es klang irgendwie gruselig, also hörte ich auf zu stampfen und ging vorsichtiger, um den Lärm zu verringern.
    Uns gegenüber gab es zwei Aufzüge, und wir hielten darauf zu. David drückte den Knopf nach oben und trat wieder einen Schritt zurück.
    Ich beobachtete ihn, und meine Mundwinkel hoben sich.
    Er versuchte es zu verstecken, aber ich konnte sehen, dass er sich auf den Auftrag freute. Ein Versicherungsvertreter zu sein bedeutete keineswegs den Schreibtischjob, nach dem es klang. Die meisten Klienten seiner Firma waren Inderlander -
    Hexen, Tiermenschen, ab und zu ein Vampir -, und somit war es schwerer, herauszufinden, warum das Auto eines Klienten einen Totalschaden erlitten hatte, als man meinen sol te.
    Hatte der Teenager-Sohn ihn rückwärts gegen die Garagenwand gesetzt, oder hatte die Hexe von gegenüber es endlich sattgehabt, jedesmal das Piepen des Rückwärtsgangs zu hören, wenn er aus der Einfahrt setzte?
    Eines davon war abgedeckt, das andere nicht, und manchmal erforderte es - na ja - kreative Interviewtechniken, um die Wahrheit zu erfahren.
    David bemerkte, dass ich über ihn schmunzelte, und die Ränder seiner Ohren verfärbten sich trotz seines dunklen Teints sichtbar. »Ich weiß zu schätzen, dass du mitkommst«, sagte er und bewegte sich nach vorne, als der Aufzug bimmelte und die Türen sich öffneten.

Weitere Kostenlose Bücher