Band 5 - Blutlied
um Kisten auf seinem Handy anzurufen, und hielt überrascht inne, als mein Körper gegen die plötzliehe Bewegung protestierte. Er tat weh, weil ich in einem Sessel geschlafen hatte. Es war kühl, und ich schaute im Vorbeigehen auf die Uhr auf dem Fernseher, während ich gleichzeitig meine Arme in die Ärmel von Jenks' Hemd schob. Meine Schultern streckten sich schmerzhaft, und es zog bis in die Lendenwirbelsäule. Als ich in die Küche trat, schloss ich gerade den ersten Knopf. Hier drin roch es nach Flieder und Kerzenwachs, und die Uhr über der Spüle sagte dasselbe.
Halb sechs? Wie hatte ich einfach einschlafen können? Ich hatte gestern nicht viel Schlaf bekommen, aber für eine ganze Nacht einfach wegzukippen? Ich hatte keine Zauber vorbereitet, gar nichts. Verdammt, ich würde jemanden umbringen, wenn es Kisten nicht gutging.
»Jenks!«, schrie ich wieder, als ich das Telefon fand und die Kurzwahltaste drückte. Niemand ging dran, und ich legte auf, bevor ich auf der Mailbox landete. Ich verspürte einen Stich der Angst und versuchte mich zu sammeln, bevor ich loszog und etwas Dämliches tat.
Ich holte tief Luft und drehte mich um, um mir meine Schlüssel zu schnappen. Dann zögerte ich verwirrt. Wo hatte ich meine Tasche gelassen?
»Jenks, wo zur Höl e bist du?«, brül te ich und rieb mir den schmerzenden Oberarm. Auch mein Handgelenk war steif, und ich schüttelte es aus, als ich ins Wohnzimmer sauste, um zu schauen, ob meine Tasche dort war. Von meinem steifen Hals zu meinen schmerzenden Zehen hatte ich einen ganzen Katalog von kleinen Wehwehchen. Warum humpele ich? So alt bin ich nicht. Unruhe breitete sich wegen des Schweigens in mir aus, und ich sah mich verwirrt in dem kargen Raum um.
»Rachel?«, hörte ich Jenks' besorgte, unterdrückte Stimme, einen Moment bevor er aus dem Kamin geschossen kam. Er zog einen dünnen silbernen Streifen hinter sich her. »Du bist wach.«
Ich starrte den leeren Raum an, verärgert - nicht weil ich hier reingekommen war, um meine Tasche zu suchen, und völ ig vergessen hatte, dass der Raum leer war, sondern weil Jenks ängstlich aussah. Er sol te auch Angst haben.
»Warum hast du mich nicht geweckt?«, schrie ich und schob mir das Hemd in die Hose, während Pixiestaub von ihm rieselte wie Kaminasche. »Kisten war die Nacht über al ein, und er geht nicht ans Telefon!«
»Bist du in Ordnung?«, fragte er und kam zu nahe. Ich wich zurück, wobei mein Nacken protestierte.
»Bis darauf, dass ich mitten am Tag eingeschlafen bin und Kisten al ein gelassen habe, ja«, sagte ich sarkastisch und verlagerte mein Gewicht so, dass ich nur einen Fuß belastete.
»Warum hast du mich nicht geweckt?«
Das Geräusch von Jenks' Flügeln wurde tiefer, und er landete auf dem Kaminsims. »Er hat angerufen. Nachdem du eingeschlafen bist. Hat gesagt, dass er untertaucht, um die Gefahr zu reduzieren, dass irgendwer dich verletzt, um ihn zu finden. Du brauchtest den Schlaf«, sagte er und klang seltsam erleichtert. »Und außerdem denkt Piscary viel eicht nicht, dass der Fokus dich und Kisten wert ist.«
Sein Gesicht wurde hart, und er konnte seine Flügel nicht davon abhalten, sich zu bewegen.
Mein Drang, zu Nicks Apartment zu rasen, verwandelte sich in generel e Besorgnis, und ich konzentrierte mich auf Jenks, der nervös auf dem Kaminsims stand. Kisten ist untergetaucht, ohne es mir zu sagen?
»Er hat vor Sonnenuntergang angerufen?«, fragte ich. Ich wol te mich nicht schuldig fühlen, dass ihn mein Nicht-Auftauchen gezwungen hatte, sich nach draußen zu bewegen. Jenks zuckte mit den Schultern, und ich murmelte:
»Warum hast du mich nicht geweckt?«
Jenks griff mit einer Hand nach hinten, um wie eine kleine Katze seine Flügel vom Ruß zu befreien. »Du brauchtest den Schlaf. Dass Kisten untergetaucht ist, war das Beste für al e Beteiligten.«
»Yeah?«, schoss ich schlecht gelaunt zurück. »Wenn er nicht aufpasst, taucht er für immer ab.« Mit einem Stirnrunzeln ging ich zurück in die Küche, um mir Kaffee zu machen. Er hat sich versteckt? Wie? In einem Handtuch und mit einem Lächeln auf den Lippen? Und wieso war ich überhaupt auf dieser menschlichen Zeitlinie?
Jenks hob ab, um mir zu folgen. »Rache, Kisten hatte recht.
Ich würde dich auch nicht dahaben wol en, wenn derjenige, an den Piscary ihn verschenkt hat, Kisten findet.«
»Warum? Weil ich ihm viel eicht den Arsch retten könnte?«, rief ich frustriert, während ich in der Sonne stand und den Kaffeefilter
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