Band 5 - Blutlied
ganzen Körper an ihn. Ich entspannte mich und genoss ihn einfach. Unter dem Geruch der Seife lag ein Hauch von Räucherwerk, und ich schloss die Augen, als ich ihn umarmte und festhielt.
Für einen langen Moment standen wir so da, und ich wol te ihn nicht gehen lassen, als er sich befreite.
Seine Augen suchten meine, und er hob die Augenbrauen, als er meine nackte Angst um ihn sah.
»Es kommt in Ordnung«, sagte er, weil er meine Zweifel sehen konnte.
»Kisten. .«
Und dann zog er mich enger an sich und neigte den Kopf, um mich zu küssen. Ich fühlte eine Träne, als unsere Lippen sich trafen. Mein Puls raste, nicht vor Lust, sondern vor Schmerz. Kistens Griff an mir verstärkte sich, und meine Kehle schnürte sich vor Elend zu. Er würde in Ordnung kommen. Er musste einfach.
Aber ich konnte während des Kusses seine Angst in seinen verspannten Muskeln und seinem Griff fühlen, der ein wenig zu fest war. Er sagte, es würde in Ordnung kommen, aber er glaubte nicht daran. Obwohl er gesagt hatte, dass er keine Angst vor dem Sterben hatte, merkte ich, dass er panische Angst davor hatte, hilflos zu sein. Und er war hilflos.
Ein gesichtsloser Fremder würde versuchen, sein Leben zu beenden, und es würde kein Mitleid geben, keine Sorge und keine Zärtlichkeit. Jedes Gefühl von Familienzugehörigkeit, wie krank auch immer, würde fehlen. Kisten wäre für denjenigen, der kommen würde, weniger als ein Hund. Das würde etwas, was ein Übergangsritus sein könnte, in einen hässlichen, eigennützigen Mord verwandeln. Das war nicht die Art, wie Kisten sterben sol te. Aber es war, wie er lebte.
Ich hielt es nicht mehr aus. Ich löste mich von ihm. Unsere Lippen verloren den Kontakt, und ich schaute ihm in die Augen, vol er ungeweinter Tränen.
Er glaubte nicht. Ich würde ihm beibringen zu glauben. Ich würde ihm beweisen, dass er unrecht hatte.
»Ich muss gehen«, flüsterte ich, und seine Hände glitten zögerlich von meinem Körper.
»Komm schnel zurück«, flehte er, und ich senkte den Kopf, weil ich ihn einfach nicht ansehen konnte. »Ich liebe dich«, sagte er, als er die Tür öffnete. »Vergiss das nie.«
Fast in Tränen aufgelöst, blinzelte ich ein paarmal. »Kann ich nicht. Werde ich nicht. Ich liebe dich auch«, sagte ich und floh, glitt durch die Tür und in den Flur, bevor ich meine Meinung ändern konnte.
Ich erinnerte mich hinterher kaum daran, dass ich die kühlen Stufen hinuntergegangen war. Ich schaute hoch, bevor ich in mein Auto einstieg, und sah Kistens schattige Silhouette hinter den fadenscheinigen Vorhängen. Ein Zittern erfasste meinen Körper und brachte meine Schlüssel zum Klappern, weil ich es nicht unterdrückte. Ich hatte nicht gewusst, dass die Kontrol e, die die Untoten über ihre Untergebenen hatten, so tief ging, dass sie sich geplantem Mord unterwarfen, und ich dankte wieder einmal Gott dafür, dass ich niemals einem Vampir erlaubt hatte, mich zu binden, selbst Ivy nicht.
Obwohl er scheinbar unabhängig und selbstbewusst war, hing Kistens geistiges Wohlbefinden an den Launen von jemandem, den es einen Dreck interessierte. Und jetzt hatte er nichts. Außer meinen Versuch, einen gesichtslosen Vampir davon abzuhalten, ihn einfach zu töten.
Niemals, dachte ich. Ich liebte Kisten, aber ich würde niemals zulassen, dass ein Vampir mich band. Eher würde ich sterben.
32
Der beruhigende Geruch nach Vampir, und Pixie glitt in die höheren Bereiche meines Bewusstseins und vertrieb den unscharfen Traumzustand, aus dem ich langsam auftauchte.
Ich fühlte mich warm und behaglich, und während mein Geist von Schlaf zu Wachsein wechselte, realisierte ich, dass ich zusammengerol t im Altarraum auf Ivys Sessel lag, mit Jenks' schwarzem Seidenhemd über mir. Ich legte keinen Wert darauf, zu analysieren, warum ich in Ivys Sessel eingeschlafen war. Viel eicht brauchte ich einfach ein wenig Trost, weil ich wusste, dass sie gerade durch die Höl e ging und ich absolut gar nichts dagegen tun konnte.
Einen Moment. Ich schlafe in Ivys Sessel? Das würde heißen, dass ich..
»Jenks!«, schrie ich, als ich verstand, was passiert war, und in die Senkrechte schoss. Ich war mit Kistens Kleidern nach Hause gekommen und war anscheinend eingeschlafen, weil die acht Stunden verzauberte Bewusstlosigkeit langsam ihren Tribut forderten. »Verdammt noch mal, Jenks! Warum hast du mich nicht geweckt?«
Gott helfe mir - Kisten. Ich hatte ihn al ein gelassen und war dann eingeschlafen.
Ich sprang auf,
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