Band 5 - Blutlied
endlich kapiert hatte, könnte ein ganzer Teil der männlichen Hexenbevölkerung endlich ihre Komplexe ablegen und sich entspannen.
Ich hatte eine zweijährige Ausbildung mit Abschluss plus genug Lebenserfahrung, um die Lizenz zu bekommen, die es mir erlaubte, meine Zauber für meine Arbeit zu verwenden.
Es war nicht das Können, das mich davon abhielt, auch die Lizenz zu erwerben, die es mir erlaubt hätte, meine Zauber zu verkaufen, sondern das Geld. Was viel eicht erklärte, wieso ich mich in der seltsamen Situation befand, dass ich mit einem Artefakt, das einen Inderlander-Machtkampf auslösen könnte, in der Tasche an einer Bushaltestel e stand. Bei meinem Glück würde ich wahrscheinlich auf dem Heimweg überfal en.
Ich seufzte und spielte an meinem T-Shirt herum, während ich mich fragte, ob ich es ausziehen und bis nach Hause nur das Mieder tragen sol te. Es wäre wahrscheinlich lustig, zu beobachten, wie der Kerl neben mir reagieren würde, wenn ich anfing, mich auszuziehen. Ein leises Lächeln hob meine Mundwinkel. Viel eicht sol te ich auch die Turnschuhe ausziehen und barfuß gehen. Räuber machten normalerweise einen Bogen um dreckige Leute ohne Schuhe.
Der Tiermensch neben mir gab ein bewunderndes Pfeifen von sich. Ich hob den Blick von meinen dreckigen Turnschuhen und blinzelte die Gray-Ghost-Limousine an, die gerade aus dem Verkehr ausscherte und auf die Bushaltestel e zuhielt. Meine anfängliche Überraschung verwandelte sich schnel in Verdruss. Das musste Trent sein.
Und hier stand ich verschwitzt und mit dreckigen Knien.
Einfach nur wundervol .
Als das getönte Fenster heruntergelassen wurde, blinzelte ich über meine Sonnenbril e hinweg. Jau, es war Trent, und der reiche Bastard sah natürlich gut aus in seinem cremefarbenen Leinenanzug mit dem weißen Hemd. Seine Bräune war im Laufe des Sommers dunkler geworden und ließ mich vermuten, dass er öfter in seinen preisgekrönten Gärten und landesweit bekannten Stal ungen unterwegs war, als er mich glauben ließ. Der Elf im Untergrund zeigte ein selbstbewusstes, irgendwie erwartungsvol es Lächeln und hob beim Anblick meiner dreckigen Knie eine schmale Augenbraue.
Ich sagte nichts, sondern schaute durch sein heruntergelassenes Fenster nach vorne, um zu entdecken, dass Quen, sein Sicherheitsleiter, das Auto fuhr, und nicht Jonathan, sein größter Schleimscheißer. Als klar war, dass der große, sadistische Mann nicht dabei war, beruhigte sich mein Puls etwas. Ich mochte Quen, selbst wenn er ab und zu sowohl meine Magie als auch meine Kampfkünste auf die Probe stel te. Er war zumindest ehrlich, anders als sein Arbeitgeber.
Mit einer Hand an der Hüfte fragte ich schnippisch: »Wo ist Jon?«, und der Tiermensch hinter mir erlitt fast einen Anfal , dass ich Trent gut genug kannte, um unhöflich zu ihm zu sein. Die zwei Hexer waren eifrig damit beschäftigt, mit ihren Handys Fotos zu machen, während sie gleichzeitig flüsterten und kicherten. Viel eicht sol te ich nett sein, weil ich sonst die ganze scheußliche Szene in Portalen im Internet wiederfinden würde. Ich entspannte mich ein wenig.
Trent lehnte sich zum Fenster und blinzelte mit seinen grünen Augen in die Sonne. Sein hel es, fast durchsichtiges Haar bewegte sich in der Brise von der Straße, was seine sorgfältig gestylte Perfektion zerstörte. Sosehr ich es auch hasste, es zuzugeben, aber gerade sein verwuscheltes Haar ließ ihn noch besser aussehen. Obwohl seine Geschäftstüchtigkeit berühmt war - abzulesen an seinen absolut legalen Kalamack Industries -, würde sein schlanker, gut gebauter Körper in einer engen Badehose auf einem Rettungsschwimmer-Turm genauso gut aussehen, wie er es in einem Anzug im Sitzungssaal tat.
»Jonathan ist beschäftigt«, sagte er. Seine sonore Stimme fing meine Aufmerksamkeit ein, und auch der leichte Anflug von Genervtheit darin tat ihrem faszinierenden Timbre keinen Abbruch.
»Bei El asbeth?«, spottete ich, und der Tiermensch neben mir fing an zu keuchen. Was, muss ich nett zu ihm sein, weil er den gesamten Brimstone-Markt der Ostküste beliefert und durch seine il egalen Medikamente fast die Hälfte der Staatschefs der bekannten Welt in der Hand hat? Nachdem es ihm nicht gelungen war, meine lebenslangen Dienste zu erkaufen, hatte er versucht, mich mit Einschüchterung in seinen Dienst zu zwingen. Ich hatte eine schöne Erpressung in der Hand, um ihn mir vom Hals zu halten, aber er wol te einfach nicht kapieren, dass ich nicht für ihn
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