Band 5 - Blutlied
Identifikationsfigur brauchen sol te, wäre Quen genau richtig gewesen. Wenn er nicht für Trent gearbeitet hätte.
»Also, wie läuft's?«, fragte ich Quen, und der normalerweise völ ig stoische Mann zeigte den Hauch eines Lächelns. Trent konnte es von seinem Platz aus nicht sehen, und ich fragte mich, ob Quen einen Sinn für Humor hatte, den ich bis jetzt nicht vermutet hatte.
»Mir geht es gut, Miss Morgan«, sagte er ruhig, und seine Stimme war so rau wie seine pockennarbige Haut. »Sie sehen. .« Er zögerte und warf mir einen langen Blick zu, als er im Verkehr auf der Brücke abbremste. »Was haben Sie nur mit sich gemacht? Sie sehen. . aus wie das blühende Leben.«
Ich errötete. Ihm war aufgefal en, dass ich keine Sommersprossen mehr hatte, genau wie jede andere Entstel ung meiner bald fünfundzwanzigjährigen Haut verschwunden war, die ich in meinem Leben empfangen hatte. Ein überraschender Nebeneffekt eines il egalen Dämonenfluches, mit dem ich mich in eine andere Form verwandelt hatte. »Ist eine lange Geschichte«, sagte ich, weil ich es eigentlich nicht erklären wol te.
»Würde mich interessieren, sie zu hören«, hakte er nach, und in seiner Stimme lag ein Hauch von Vorwurf.
Von hinten erklang Trents wohlkalkuliertes Seufzen. Weil ich davon ausging, dass ich ihn weit genug getrieben hatte -
und weil ich dieses Gespräch mit Quen nicht weiterführen wol te -, zog ich ein dreckverschmiertes Knie an und drehte mich halb um, sodass ich Trent sehen konnte. »Schau, Trent«, sagte ich trocken. »Ich weiß, dass du wil st, dass ich auf deiner Hochzeit als Security arbeite, und die Antwort ist Nein. Ich bin dankbar für die Heimfahrt, aber du bist verrückt, wenn du glaubst, dass mich das weich genug macht, um so etwas Dummes zu tun. Ich bin keine von deinen kriecherischen Debütantinnen -«
»Das habe ich nie behauptet«, unterbrach er mich. Es war ein leiser Protest und klang, als ob ihm genau das gefal en würde.
»Und ich werde definitiv nicht als Brautjungfer bei deiner Hochzeit mitspielen. Du könntest mir gar nicht genug zahlen.« Ich zögerte und verfluchte das Schicksal, weil er anscheinend immer dann auftauchte, wenn ich gerade dringend große Mengen Geld brauchte. Ist es Glück, oder wartet er, bis ich pleite bin?
»Ahm, es ist doch eine bezahlte Sache, oder? Ich meine, die Kleider sind gewöhnlich absolut schrecklich, aber normalerweise muss man die Brautjungfern nicht bezahlen, damit sie sie anziehen.«
Trent lehnte sich in seinem Sitz zurück, entspannt und selbstsicher, überschlug die Beine, und sah aus, als wäre er völ ig Herr der Situation. »Es wäre eine bezahlte Position, wenn du sie annimmst.«
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte verzweifelt, mich zu entspannen, während meine Gedanken zu meiner Kirche wanderten und zu den Kosten, die für das erneute Weihen auf uns zukamen. Trent hatte so tiefe Taschen, dass er bei solchen Summen nicht mal blinzeln musste.
Es war nicht fair, Ivy zu bitten, dass sie den Großteil der Kosten trug, wenn es doch mein Fehler gewesen war.
Ein selbstzufriedenes, zutiefst irritierendes Lächeln stahl sich auf Trents Lippen, als ihm klar wurde, dass ich etwas dringend genug wol te, um in Versuchung zu kommen. Das war einer der Gründe, warum ich vorne saß. Der Elf war ein Meister darin, Leute zu lesen, und wir waren uns ähnlich genug, dass er mich wirklich gut einschätzen konnte.
»Ich bitte dich, noch einmal darüber nachzudenken«, sagte er, und dann verlor sein Gesicht jede Selbstzufriedenheit.
»Bitte. Ich könnte bei dieser Sache wirklich deine Hilfe gebrauchen.«
Ich blinzelte und kämpfte darum, mir meinen Schock nicht anmerken zu lassen. Bitte? Seit wann sagt Trent bitte?
Seitdem ich angefangen habe, ihn wie ein normales Wesen zu behandeln?, beantwortete ich meine eigene Frage. Und warum? Mit einem unguten Gefühl in der Magengrube erinnerte ich mich daran, dass ich vor gerade mal zwei Monaten einen selbstmordgefährdeten Vampir angefleht hatte, über Drogen nachzudenken, um seine Schmerzen zu lindern, statt sein erstes Leben zu beenden - il egale Drogen, auf die nur Trent Zugriff hatte. Gott! Gerade mal vor zwanzig Minuten hatte ich Glenn gebeten, die Todesursache von zwei Frauen zu vertuschen, weil es mir das Leben erleichtern würde.
Wütend auf mich selbst fing ich an, den Grund hinter Trents Mord-und-Erpressungs-Strategie zu sehen. Ich behauptete ja nicht, dass seine Methoden gerechtfertigt waren, nur, dass ich sie
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