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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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werden, denn das ist der Unterschied zwischen Schokolade und Geld. Schokolade ist nach dem Konsum weg, verwandelt sich dann in Scheiße, und aus der konnte noch nie jemand Gold machen. Geld ist nach dem Konsum nicht weg, nur umverteilt, einer hat weniger, ein anderer hat mehr.
    Äbersold tastete im netten Sprüngli-Beutelchen herum, stellte seufzend fest, dass es leer war, und griff zum Telefon: »Herr Haubensack, Äbersold hier, haben Sie inzwischen Zeit gefunden, meinen für Sie maßgeschneiderten Anlageplan zu studieren?«
Vierundachtzig
    Kuster hasste eigentlich diesen Moment des Tages. Aber diese Tätigkeit konnte er keinesfalls einem seiner zwei Assistenten überlassen, ausgeschlossen. Obwohl, das musste er sich eingestehen, manchmal hatte er schon daran gedacht, Müller, der Pfeife, das Zusammenstellen seines täglichen Medikamentenmixes zu delegieren. Aber irgendwie war ihm das immer so vorgekommen, als würde er Müller in die Tiefen seiner Seele blicken lassen.
    Also öffnete Kuster, wie jeden Abend, den Medikamentenschrank in seiner Loft, nahm sein silbernes Pillendöschen mit den vielen Fächern aus der Tasche seines Brionis und überblickte die Armee der kleinen Helfer, die dafür sorgten, dass er tagaus, tagein die Fassung bewahrte und so tun konnte, als ob er ein beliebig belastbarer, ausgeglichener, trinkfester und gegen Kundengezeter und Börsencrashs völlig resistenter Privatbanker sei.
    Zunächst einmal, reine Routine, Cholesterin- und Blutdrucksenker, Betablocker natürlich sowieso, dann einen kleinen Notvorrat an Benzodiazepan, ein bisschen Codein, Ritalin hatte Kuster auch schon seit Längerem im Gebrauch. So, dann etwas zum Hochkommen, der übliche Mix aus Ephedrin, 2C-B und PCP. Dann die Abteilung Seelenschutz, Prozac hatte Kuster lange Zeit benützt, aber inzwischen fand er modernere Antidepressiva wie Hyperion besser, das wurde schließlich aus Johanniskraut gewonnen, also echt natürlich, genauso wie, zack ins Döschen, Endorphine, die ja eigentlich der Körper selbst produziert.
    Damit hatte Kuster die Grundausstattung zusammen, nun noch die Abteilung schwere Artillerie, wie er das nannte, eine Keule, die sofort alle Angstzustände verschwinden ließ, die Kuster trotz jahrelanger Routine immer noch vor Meetings überfielen, dann ein Booster, wenn er abends noch schnell vom Chef zu einem urgent meeting zitiert wurde oder einer seiner Kunden nachts um drei anrief, um ihn zu einer Party zu befehlen oder zu verlangen, dass ihm Kuster pronto, also sofort, einen Dom Pérignon besorge, aber nur in der Lagerfeld-Flasche.
    Langsam füllten sich die Fächer in seinem Pillendöschen, aus dem er den ganzen Tag genascht hatte, wieder an, irgendwas vergessen? Kuster musterte noch mal den Inhalt seiner Hausapotheke, für die er eigentlich einen Waffenschein bräuchte, aber wie jeder Privatbanker hatte er einen Arzt zur Hand, der gegen einen todsicheren Tipp oder notfalls etwas Bares jedes Rezept ausstellte, das Kuster von ihm verlangte, Beratung natürlich inklusive.
    Ach, natürlich, wie konnte er das fast vergessen? Zwei Viagra gehörten auch rein, aber nein, da lagen ja immer noch zwei dieser Schlingel. Normalerweise hatte Kuster damit ja keine Probleme, aber seit er vor einem Jahr mal jämmerlich versagt hatte, als eine mit unzähligen Klunkern im zerfalteten Dekolleté behängte alte Schraube zuerst die Transaktion von sagenhaften siebenundachtzig Tonnen in Aussicht gestellt hatte, dann als Beweis seiner Servicefreundlichkeit sein, wie sie sich auszudrücken beliebte, Schweizer Matterhorn hatte sehen und spüren wollen und dann nach einem routinierten Kontrollgriff nur sagte: »Oh, Nullwachstum«, und abgerauscht war, war er fest entschlossen, es daran beim Wiederholungsfall nicht scheitern zu lassen.
    Außerdem war sich Kuster fast sicher, dass sich Wladimir von der Platinblonden, die er am Ende eines feuchtfröhlichen Abends Kuster schenkte, anschließend berichten ließ, wie sich der Schweizer Banker so geschlagen habe, das war für Wladimir irgendwie mindestens so wichtig wie die Erektionskurven, die seine Anlagen auf die Charts zeichnen mussten.
    Kuster kreiste nochmals mit dem Finger über sein inzwischen wohlgefülltes Döschen, alle Fächer waren belegt, Kompanie vollzählig angetreten, rühren, sagte er wie jeden Abend, das hatte er aus der Zeit behalten, als es noch wichtig war, in der Armee Karriere zu machen, und klappte die Pillendose zu.
    Und all das, lächelte Kuster matt, um den

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