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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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Challenges. Performing Perfomances. EL&W‹. Bitte neue Vorschläge bis morgen, 14.00 h. Zusatzkosten acknowledged.«
    Huber schwankte mal kurz auf die Toilette im oberen Stockwerk und kotzte kräftig in die Schüssel, dann hielt er seinen Kopf unter den Wasserhahn und trocknete sich mit ein paar Papiertüchern ab, wobei einige feuchte Krümel in seinen Haaren hängen blieben. Dann schlug er kurz nach, was acknowledged bedeutete, atmete zufrieden auf und schaute auf die Uhr.
    He, he, dachte Huber, das kommt gut: »Habe gerade auf meinem Blackberry Ihre Message erhalten, trommle asap meine Taskforce wieder zusammen, no problem«, denn ein paar weitere englische Brocken hatte er inzwischen auch aufgeschnappt.
    Dann drückte er auf die Send-Taste, 1.24 h, macht denen garantiert Eindruck, dachte Huber befriedigt, ich muss mich allerdings mal erkundigen, ob man es irgendwie merkt, wenn eine E-Mail nicht vom Blackberry kommt, denn ein solches Teil konnte sich Huber Werbung – ein Angestellter, längere Latte von Einträgen im Betreibungsregister – nun wirklich nicht leisten.
    Huber setzte seine altersschwache Kaffeemaschine in Betrieb, versuchte sich krampfhaft durch den Champagnernebel hindurch daran zu erinnern, wie denn sein erster Vorschlag für den deutschen Claim geheißen hatte, aber es wollte ihm einfach nicht einfallen.
    Als Huber feststellte, dass nicht nur Filterpapier, sondern auch Kaffee alle war, schluckte er leer. Ach was, dachte er dann, bin sowieso nicht in der Verfassung, einen neuen Claim aus dem Ärmel zu schütteln, mir fällt ja nicht mal der letzte ein.
    »Meine Herren«, rief er dann in die fast leere Abstellkammer rein, die als Headquarter von Huber Werbung diente, »ich vertage hiermit das urgent Meeting der Taskforce New Claim EL&W, Revision one, um mindestens vier Stunden«, wobei er allerdings »Task Forsch« und »Schtunden« sagte, aber das fiel ihm nicht auf.
    Dann rollte er den Schlafsack aus, der seit dem letzten Krach mit seiner Frau im Büro liegen geblieben war, und haute sich hin. Vielleicht benenne ich mich morgen in Huber Communication – New York • Shanghai • Tokio – um, dachte Huber noch mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht, und morgen Abend komme ich dann auf das Angebot von Rita zurück. Lasst euch was einfallen, Jungs, rief er dann noch halb im Schlaf seiner imaginären Taskforce zu, und dann war er auch schon friedlich eingeschlummert.
Einundachtzig
    Um Gottes willen, dachte Huber, als er mit leicht verquollenen Augen auf die Uhr schaute, schon fast elf Uhr morgens. Zunächst hatte er sich etwas gewundert, wieso er mit einem Riesenkater im Schlafsack in seinem Kleinbüro erwacht war, aber dann war ihm wieder eingefallen, dass die Riesenbude EL&W ihn mit der Übersetzung ihres neuen Riesenclaims »Challenging your Challenges. Double Performance« beauftragt hatte, und angesichts dieser erfreulichen und bitter nötigen Geschäftsentwicklung hatte Huber in »Rita’s Bar« zusammen mit den anderen Gästen gestern Abend fast die Champagnervorräte ausgesoffen.
    Aber bis um zwei Uhr erwartete EL&W einen neuen Vorschlag, da am ursprünglichen Claim natürlich noch etwas herumgeschraubt worden war, und eigentlich hatte Huber nur kurz den Rausch ausschlafen wollen, um sich zusammen mit seiner Taskforce an eine neue Übersetzung zu machen.
    Huber sprang auf, stürmte einen Stock höher ins WC, spülte indigniert die Überreste seines Mageninhalts weg, die er tief in der Nacht dort hinterlassen hatte, hielt seinen Kopf unter dem Wasserhahn und stellte fest, dass es keine Papiertücher zum Abtrocknen mehr gab. Brauche dringend repräsentativere Büroräumlichkeiten, dachte Huber erbittert und setzte sich mit tropfenden Haaren vor seinen Computer.
    »Herausforderung und mehr! Leistung und mehr! EL&W!«, hatte sein bisheriger Vorschlag gelautet, besonders stolz war er auf die drei Ausrufezeichen gewesen. Schauen wir mal, dachte Huber, aha, inzwischen haben die »Double Performance« durch »Performing Performances« ersetzt, großartig, was soll der Schwachsinn eigentlich bedeuten? Leistende Leistung? Leistung leisten? Huber schaute auf die Uhr, schon halb zwölf, verdammt, Huber griff zum Hörer und klingelte Rita aus ihrem Schönheitsschlaf: »Brauche dringend Kaffee, literweise, und Gipfeli, ja hier in meinem Büro, sollte nach der Rechnung von gestern doch drinliegen. Ja, sofort, danke.«
    So macht man das als Huber Communication! New York, Shanghai, Zürich!,

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