Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker
wenn man den Warenkorb mit mehr füllte als nur mit Eiern, Bratwurst und Makkaroni. Sie lagen auf jeden Fall immer darunter, nachdem der Fiskus seinen Anteil an den Zinsen und dem Kapital abgeholt hatte. Wer sein Geld einigermaßen vor diesem Wertzerfall schützen wollte, wurde von seiner beratenden Bank höflich, aber bestimmt in den Finanzmarkt mit all seinen attraktiven Anlagemöglichkeiten gelenkt.
Der Treibstoff für diese Massenbewegung war der tiefe Zins, der sowohl in der Dollar- wie der Eurozone (und nicht zuletzt in der Schweiz) während über einem Jahrzehnt gepriesen und angewendet wurde. Ohne diese Almosen an Zins hätte die Pleitebank ihrem Gringo das Darlehen auf seine Holzbude nicht jahrelang zinsfrei stehen lassen können, sie hätte auch gar kein De-facto-Gratisgeld bekommen; die Pensionskasse in 10000 km Entfernung hätte keinen Hedgefonds gezeichnet, sondern ihr Geld in die klassischen Instrumente wie Obligationen und ein paar Aktien investiert. Der gigantische Kuchen wäre in sich zusammengefallen, bevor auch nur die ersten Anzeichen von souffléartigem Aufgehen zu erkennen gewesen wären.
Nun ist es aber nicht so, dass es der Pleitebank – oder nennen wir sie zeitgemäßer Investmentbank – je um Finanzierung von Häusern gegangen wäre oder um Investment, wie man aus dem Namen schließen könnte. Und schon gar nicht um diejenigen von mittellosen Gringos. Ihr Geschäft war das Umpacken. Das Haus des Gringos diente lediglich als Alibi; es hätte auch eine Hundehütte sein können. Bei diesem Geschäft flossen die Kommissionen und daraus die Boni. Aus dem oberlangweiligen Gewähren von Hypothekarkrediten war plötzlich eine hochrentable Angelegenheit geworden. Weil niemand sah, dass die Investmentbank offiziell hundert einpackte, der Käufer des Paketes dafür einhundertzehn bezahlte und nicht merkte, dass nur neunzig drin waren. Und das läppert sich zusammen: Umpacker Goldman Sachs konnte alleine im Jahr 2007 seinen Kadern 22 Milliarden Dollar Boni ausbezahlen für ihre Bemühungen in Sachen Umpacken, die UBS immerhin noch 10 Milliarden. Alle Umpacker in den USA zusammen dürften in den letzten fünf Jahren sicherlich die Summe von 1000 Milliarden für ihre klammen Aktivitäten abgezweigt haben. Ohne umpacken wäre allenfalls ein Zehntel davon angefallen. Dazu haben die »Finanzingenieure« bei ihren kriminellen Machenschaften einen Kollateralschaden verursacht, der ein Mehrfaches dieses Betrags ausmacht.
Nun sind wir auch schon beim anzunehmenden »Schaden« angekommen. Wohl mehr als 5000 Milliarden Dollar; genau weiß man es nicht, man wird es nie wissen. Um es deutlich zu sagen: Der Minderwert des Hauses des Gringos stellt nicht den großen Schaden dar. Es war einfach überbewertet, aber immerhin ist es noch da; den kleinen Schaden hat der Gringo. Er war pleite, jetzt ist er noch etwas mehr pleite, dafür nüchterner. Der große Schaden besteht in der gigantischen Vermögensverschiebung: von den Sparern zu den Managern der Finanzinstitute. Der Witz dabei: Die Gangster haben das Ganze völlig risikolos und ohne Angst vor Strafe durchgezogen, und die ganze Welt schaute zu und feierte die Stars einer neuen Ökonomie.
Nun wurde ja Herr Alan Greenspan, vom 11. August 1987 bis zum 31. Januar 2006 Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve System, der wichtigsten Zentralbank der Welt, mehr als einmal und von mehr als einer Seite als wohl historisch intelligente Fachkraft gepriesen. Und es ist sicher so, dass er etwelche Mängel hat, sicher aber nicht den der unterdotierten Intelligenz. Seine berühmte Ausrede, eine Blase könne man erst erkennen, wenn sie platzt, ist genauso lahm wie seine jüngsten gewundenen Entschuldigungen. Wenn man nicht annehmen will, dass man sich im meistgefeierten Chef des FED während zwei Jahrzehnten geirrt und dass in Tat und Wahrheit ein Obertrottel die Fäden der Weltwirtschaft gezogen hatte, dann muss es eine andere Erklärung für ein derartiges Verhalten geben.
Die einzige stichhaltige Erklärung ist, dass es sich um einen gewaltigen Diebstahl handelte, bei dem Alan wenn nicht die Strippen zog, so doch Schmiere stand. Es ist schlicht nicht erklärbar, dass man zehn Jahre lang in aller Offenheit ein Schmierenstück durchzieht, dieses mit sibyllinischen Tönen begleitet, zuschaut, wie die Milliarden im Multipack die Seiten wechseln, die ganze Finanzwirtschaft gegen die Mauer fährt und dies mit dem Wohl der Wirtschaft zugunsten aller rechtfertigt. Es ist
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