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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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Treppe
hören würden. Karl brachte einen kleinen Projektor, für den er in der Eile zu
viel bezahlt hatte, wie er sagte, und damit er hoch genug stand, stellte er
ihn auf zwei meiner dicken Wörterbücher auf den Küchentisch, an dem Évi wenige
Tage zuvor Zwiebeln geschält, Lauch geschnitten und Hühnchen mit Honig betupft
hatte. Er öffnete die Klappe, legte das Band ein und schloss die Läden vor dem
Fenster, als das Gerät ein grelles Licht an die Wand über der Spüle warf, auf
den hellgrauen Putz und die vielen winzigen Löcher, aus denen die Farbe
gebröckelt war. Karl brachte das Band zum Laufen, mit einem Rattern und Summen,
und am Ende des Lichtkegels, in dem der feine Staub unserer Küche schwirrte,
sahen wir die zitternden schwarz-weißen Bilder eines Zirkuszelts, seinen
Eingang, die zur Seite gesteckten Planen, den kurzen Weg aus Sägespänen, der
zur Manege führte, zu einer kleinen schmalen Frau, die man auf den ersten Blick
für ein Mädchen hätte halten können, im Libellenkostüm, mit durchsichtigen Flügeln
und einer schwarzen Kappe über dem kurzen dunklen Haar, die ihre Stirn bedeckte
und spitz auf ihre Nase zeigte. Sie lächelte in die Kamera, als wolle sie
jemandem gefallen, als wolle sie jemanden anstiften, Gefallen an ihr zu finden,
nahm die Hände vors Gesicht, spreizte die Finger und begann, mit einer schnellen
Drehung zu tanzen. Mit großen flinken Schritten, die Arme weit ausgebreitet,
sprang sie ohne Schuhe durch die Manege, dann auf die Bande und lehnte sich so
weit zurück, bis ihr Scheitel an die Waden stieß und ihre Finger die Knöchel
fassten. So lief sie rückwärts durch die zitternden wackelnden Bilder in
Schwarzweiß, die ihre Bewegungen eckiger und flattriger zeigten, als sie
gewesen sein konnten, stellte die Hände auf und ließ die Beine hochschnellen,
ging im Handstand weiter, setzte sich in den Spagat und lachte, als habe man
gerade etwas Komisches zu ihr gesagt. Noch einmal jagte sie mit Sprüngen und
Radschlagen über Sägespäne, bis sie stehen blieb, die Ellenbogen dicht am Körper,
bis sie stillstand und nur die Flügel auf ihrem Rücken sich bewegten, mit
schnellen Schlägen durch die flackernden Bilder, von denen Karl und ich den
Blick nicht abzuwenden wagten, aus Angst, auf Aja sehen zu müssen. Wir konnten
nicht glauben, dass diese Frau im Libellenkostüm aussah, wie sie aussah, dass
sie sich bewegte, wie sie sich bewegte, und wir sagten nicht, was wir dachten,
wir sagten nicht, dass sie aussah wie Aja, dass sie lachte und sich bewegte
wie sie.
    Jede Ähnlichkeit mit Évi war mit
einem Mal verschwunden. Hatten wir früher gedacht, Aja habe wie Évi ausgesehen,
mit ihren kleinen, tanzenden Schritten, wenn sie Hand in Hand, in ihren alten
Jacken und schiefen Hüten unter den Platanen über den großen Platz gelaufen
waren, wie sie Kopf und Arme dabei gehalten hatten und die eine Strähne, die
sich nie fügen wollte, bei beiden in die Stirn gefallen war, dann wussten wir
jetzt, sie hatten einander nur in unserer Vorstellung geähnelt, in unserem
Glauben, Aja und Évi seien ein Fleisch und Blut. Aja hatte immer wie diese Frau
im Libellenkostüm ausgesehen, die in Évis Erinnerungen einmal aufgetaucht war,
nachdem Aja und ich lange genug gedrängt hatten, damit Évi uns von dem einen
Jahr erzählte, das wir später Wanderjahr nannten und von dem wir nie genug hören
konnten, das Jahr, in dem sie an Flussufern und Waldrändern geschlafen und Aja
in ihren aufgeklappten Koffer gelegt hatten, wenn Zigi ein Seil zwischen zwei
Bäume oder Pfosten gespannt hatte, damit Évi darauf balancieren konnte. Sie war
nie auf einem der wenigen Fotos zu sehen gewesen, auf dem sie neben Zigis
Freunden hätte vor einem Zirkuszelt stehen können, aber jetzt war sie vor
unseren Augen gleich durch die Manege getanzt, hatte ihre Finger vor dem
Gesicht gespreizt, als wolle sie es noch vor uns verstecken, hatte uns mit Ajas
Augen angesehen, mit Ajas Lachen angelacht, hatte Ajas Bewegungen nachgeahmt,
und es war ihr vollständig gelungen, in einem Kostüm mit durchsichtigen
Flügeln, von dem Évi uns einmal erzählt hatte, in dem sie wie eine Libelle
zitternd und flatternd davongejagt war.
    Aja wand sich, während sich in
ihrem Kopf alles drehen musste, wie die Sprünge und Räder, die wir soeben
gesehen hatten und die Aja wieder und wieder anschauen wollte, als könne sie so
den ersten Eindruck zerstreuen und aufheben, als brauche sie in den Bildern,
die das Gerät auf unsere Küchenwand

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