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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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konnte niemand anderes gewesen
sein als Zigi.
    Aja hatte nie nach der Wahrheit
gedrängt, lieber hatte sie mit Zigis erfundenen Geschichten gelebt, deren
kleine Lügen Jahr für Jahr durchgesickert und die auseinandergefallen waren,
sobald Aja sie angetippt hatte. Aber jetzt drängte sie nach ihr, jetzt wollte
sie von Zigi selbst hören, wer Libelle war, er sollte aussprechen, was wir
ohnehin schon wussten, und ich lief mit ihr zum Postamt, wo sie Zigi jeden
zweiten Montag angerufen und das Gespräch vorab an der Theke bezahlt hatte, von
dem Geld, das Zigi nach Kirchblüt und Évi dann nach Rom geschickt hatte. Wie
eine der Furien aus den Museen sah sie aus, als fehlten nur die Schlangen auf
ihrem Kopf. Ihr Fieberblick hatte sich auf die Augen gelegt, seit Karl das
Gerät ausgeschaltet hatte und es still geworden war in unserer Küche, seit wir
die Läden geöffnet hatten und die Mittagssonne höhnisch hereingeschaut hatte,
seit Karl und ich nicht gewusst hatten, was wir sagen und wie wir die Bilder
löschen sollten, diesen Ausschnitt aus hellen Tagen, die allein Zigi und
Libelle gehört hatten. Aja kannte Zigis Nummer auswendig, seine lange Nummer
mit zwei fremden Vorwahlen, die sie mir aufschrieb, damit ich das Gespräch
anmeldete, und nach einer Weile hörte ich am Schalter jemanden sagen, Aja
Kalöcs möchte mit Ihnen sprechen, einen Augenblick bitte. Aja fing an zu reden,
hinter der Glastür der engen Kabine, in der kurz zuvor jemand geraucht haben
musste, aber Aja störte sich nicht daran, es war ihr gleich, so wie es ihr
gleich war, dass es in New York noch früh war und Zigi vielleicht noch geschlafen
haben könnte, in seinem Zimmer mit Küche, wo er seit Jahren wohnte, wo er schon
gewohnt hatte, als ihn die Nachricht von Ajas Schneeunfall erreicht und er den
Bus zum Meer genommen hatte, um Aja und Évi in der Ferne so nah wie möglich zu
sein. Das Muster in der braungetönten Glastür teilte Ajas Rücken in Streifen,
sie hatte ihr Gesicht zur Wand gedreht, ich sah die Bänder ihrer gelben Bluse,
die im Nacken zu einer Schleife gebunden waren und an denen sie mit den drei
Fingern ihrer rechten Hand zupfte und zog, als wolle sie den Knoten lösen.
    Zigi sagte, es sei einer dieser
verrückten Zufälle gewesen, auch wenn ihm Libelle kurz danach geschrieben
hatte, es könne kein Zufall gewesen sein, dass sie sich an diesem Ort, an
diesem einen Tag, nach fünfundzwanzig Jahren über den Weg gelaufen seien,
mitten im Mai, der die Parks über Nacht grüngefärbt und die Menschen an die
Sonne gelockt hatte, ans Wasser, auf die Bänke und Wiesen, wo sie ihre Decken
ausgebreitet, die Schuhe abgestreift und ins Gras gelegt hätten, das nach
Regentagen zum ersten Mal trocken gewesen sei. Ausgerechnet in New York hatten
sich ihre Wege gekreuzt, nicht in einer der unzähligen Straßenschluchten,
sondern in einem Park, den sie zur gleichen Zeit durchquerten, Libelle mit den
langsamen Schritten der Reisenden, Zigi mit seinen kurzen, schnellen, die ihn
durch jeden seiner Tage führten. Libelle hatte in diesem Frühling, in dem sie
keine Arbeit hatte, zum ersten Mal ein Flugzeug nach New York bestiegen, wo sie
bei einer Freundin blieb, die früher neben Libelle durch die Manege getanzt,
aber nach Hause zurückgekehrt war, seit ihre Knie dick und rot geworden waren
und das Kühlen und Bandagieren nicht mehr geholfen hatte. Libelle hatte nicht
gewusst, dass Zigi hier lebte, mit den Jahren hatte sie aufgegeben, nach ihm
zu fragen und herausfinden zu wollen, unter welchem Zirkuszelt er gerade
versuchte, das Gleichgewicht zu halten und den richtigen Augenblick für seinen
Sprung nicht zu verpassen, und wenn sie seine Freunde getroffen hatte, hatten
sie nichts von ihm erzählt und so getan, als hätten auch sie Zigi aus den Augen
verloren, ihn und Évi und Aja. Aber jetzt glaubte sie, es könne kein Zufall
sein, sie habe dieses Flugzeug nehmen müssen, um hier an Zigi vorbeizulaufen,
nach zwei Schritten stehen zu bleiben und sich nach ihm umzudrehen, langsam
zurückzugehen und in ein Gesicht zu schauen, das sie auch fünfundzwanzig Jahre
später sofort erkennen konnte, trotz der feinen Linien an Mund und Augen, trotz
der ersten grauen Fäden, die sich ins Haar gedrängt hatten. Als meine Mutter
die Flüge nach Rom gebucht hatte, musste es gewesen sein, noch bevor wir alle
am Strand von Ostia übernachtet hatten, dass sich Zigi und Libelle
siebentausend Kilometer westlich von uns begegnet waren, als hätten sie diese
Entfernung

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