Bankster
Kontakt.
– Ja, tschüss.
– Bye.
Am Tag danach
– Hi.
– Jæja, mein Lieber.
– Genau, das kann man sagen – jæja.
– Wie geht es dir?
– Ich bin nicht sicher.
– …
– Vielleicht alles halb so wild. Das habe ich heute jedenfalls schon mehrfach gehört.
– Und sie haben die Bank einfach übernommen.
– Ja.
– Ein allerletztes Zucken des Rettungstrupps.
– …
– Kein Aktienkapital, keine Darlehen, nichts.
– Nur die Notstandsgesetze.
– …
– Versteht eigentlich keiner was davon.
– Man muss nichts mehr verstehen, wenn der Ministerpräsident Gott gebeten hat, Land und Leute zu segnen.
– Wahrscheinlich nicht.
– Die Aktien werden jetzt wohl kaum noch was wert sein.
– Nichts wert. Du hast es selbst gesagt, sie haben die Bank übernommen.
– Der arme Landsbanki-Bjöggi.
– Die arme Rentenkasse und du Armer und arme Mama und einfach alle.
– Das geht schnell, was?
– Das letzte Zucken ist halt ein Zucken. Ein Augenblick.
– Ja.
– …
– Die Tanten haben letzte Woche Blutwurst gemacht. Morgens sind die Schafe noch im Stall aufgewacht, und am Abend froren sie schon im eigenen Magen in den Tiefkühltruhen der ganzen Stadt.
– …
– Die Dinge ändern sich nicht nur bei uns schnell, Markús.
– Da sagst du was.
– …
– …
– Ich habe in den Nachrichten gehört, dass ihr vorhin eine Mitarbeiterversammlung hattet.
– Ja, die Minister haben vorbeigeschaut. Und hatten noch den nächtlichen Zauberstab in der Hand. Redeten davon, dass alle Angestellten und die Gehälter und so weiter bleiben, dieses ganze Gelaber.
– Ist es nicht so?
– Doch, du siehst ja, dass – ach, ich hab jetzt keine Lust, darüber zu reden. Wir haben schon den halben Weg zum Teufel hinter uns, in einem bremsenlosen …
– Nein, neinnein. Jetzt bist du idiotisch pessimistisch, mein Junge. Sie werden die Situation in den Griff bekommen, die Genies, und wenn sie es nicht können, dann müssen wir es einfach selbst tun.
– Sagen wir das.
– Glauben wir es.
– Ganz egal. Mein Kopf qualmt schon richtig, Papa. Kann ich dich nicht lieber heute Abend anrufen?
– Doch, dochdoch, absolut. Aber versuch, nicht aufzugeben, mein Lieber.
– Standhaft in deinem Namen, Amen.
– So ist es gut. Grüß Harpa von mir.
– Okay, bye.
– Tschüss.
Zwei Tage später
– Hallo.
– Grüß dich, mein Lieber.
– Hi Papa.
– Jæja.
– Wie geht es dir?
– Ganz gut.
– Nichts Besonderes?
– Nein, alles beim Alten.
– …
– Dein Onkel hat jetzt endlich den Schlittenanhänger fertig gebaut, hat verdammt lange gebraucht, aber jetzt ist er noch vorm Winter fertig.
– Das ist ja mal eine Neuigkeit.
– Ja. Hast du etwa den Neuigkeitsmangel hier in deinem Heimatort vergessen?
– Neuigkeitsmangel hätte ich jetzt auch gerne.
– …
– Hast du gestern die Nordlichter gesehen?
– Ganz sicher nicht. Wieso?
– Sie waren teilweise so gewaltig.
– Ja, und sie sind es auch jetzt noch, wenn es nicht so schneit wie gestern.
– …
– Du bist vorhin nicht ans Telefon gegangen.
– Das stimmt.
– …
– …
– Jæja, aber gibt es was Neues?
– Ich bin gerade nach Hause gekommen.
– So wenig zu tun bei der Arbeit?
– Wahrscheinlich nichts.
– …
– Vorhin hatten wir wieder eine Mitarbeiterversammlung.
– …
– Wurde ein neuer Organisationsplan vorgestellt.
– …
– Meine Abteilung wurde einfach dichtgemacht.
– Gerade eben?!
– Ja, genauer gesagt, das ganze Unternehmen, in der Form, wie es ist – war.
– …
– So ist es halt.
– Und hat man dir schon gekündigt?
– Ja.
– Mein lieber Scholli.
– …
– …
– Ich versuche gerade, ruhig zu bleiben und das zu kapieren.
– Du hast so einen Ausgang mal erwähnt, dass das möglich ist, aber vielleicht nicht ganz so – nicht so schnell!
– Im Nachhinein betrachtet …
– Aber dieses Tempo, einfach erbarmungslos!
– Sie mussten anscheinend rationalisieren. Vielleicht war es am besten, es sofort zu tun.
– Jetzt hör aber auf.
– …
– Aber trotzdem gut, dass das nicht völlig überraschend für dich kam.
– Das macht keinen Unterschied. Ich war nicht arbeitslos, aber jetzt bin ich es. Nichts macht es weniger trostlos.
– …
– Nichts.
– …
– So ist es halt.
– …
– Jetzt werden bald sicher Tausende mit meiner Ausbildung und ähnlicher Berufspraxis auf dem Markt sein.
– …
– Auf einem Markt, der kaum noch existiert.
– Vielleicht
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