Bannkrieger
festkrallen konnten. Ihnen allen strömte Blut den Hals herab – das hatten sie der überragenden Kampfkunst der Phaa zu verdanken.
Fasziniert verfolgte Rorn, wie die Bergkriegerin den Magnus und ihre Herrin deckte, während sie gleichzeitig die herandrängende Übermacht auf Distanz hielt. Iskandische Reiter benutzten nur selten den Bogen, ihre bevorzugte Fernwaffe war der Vrell, ein kurzer, kaum armlanger Wurfspieß, den sie im Dutzend in speziellen Sattelköchern mitführten und den sie mit großem Geschick zu schleudern wussten.
Aus dem Leib des am Boden liegenden Falben ragten bereits mehrere Holzschäfte hervor, doch von den auf die Phaa zuschwirrenden Spießen fand kein einziger das Ziel. Geschickt wich sie ihnen immer wieder aus oder wischte sie mit beinahe achtlos wirkenden Schwertstreichen zur Seite.
Ihr in Todeszuckungen liegendes Pferd blockierte zur Hälfte den passierbaren Weg, sodass Alvins Mannen an ihr vorübermussten, wenn sie zur Jadeträgerin wollten, und der sich weiterhin zur Wehr setzende Gardist verengte zusätzlich den schmalen Pfad.
Hinter der Phaa hatten die Jadeträgerin und der Magnus große Mühe, ihre Pferde ruhig zu halten. Der Priester kehrte gerade aus dem angrenzenden Wald zurück und berichtete fluchend, dass der feste Grat, auf dem sie sich bewegten, dort abrupt abbrach und von tiefem Morast abgelöst wurde. In diesem Zusammenhang wurde mehrfach Rorns Name genannt, und die Bezeichnungen, mit denen er dabei belegt wurde, fielen alles andere als schmeichelhaft aus.
Dabei hätten ihm die Jadeträgerin und ihr Begleiter durchaus dankbar sein können. Die räumliche Enge zwischen dem Sumpf und den hoch aufragenden Steilwänden kam ihnen sehr entgegen. An diesem Engpass behinderte sich das Gros ihrer Feinde gegenseitig, weil es gezwungen war, nacheinander gegen die Phaa vorzurücken.
Die Pferde der Iskander scheuten immer wieder vor der Leibwächterin zurück. Der Grund dafür wurde offensichtlich, als der Lederhäuter und ein weiterer Vagant zu Fuß gegen sie vorrückten.
Das Schwert mit beiden Händen umklammert, trat ihnen die Bergkriegerin entgegen. Gleichzeitig füllte sie ihre Lungen mit Luft und stieß einen schrillen Schrei aus, der die Trommelfelle erbeben ließ. Selbst Rorn empfand den immer höher anschwellenden Ton, der sich dicht an der Grenze des Hörbaren bewegte, als äußerst unangenehm. Unten, am Fuße der Steilwand, musste der Klang nahezu unerträglich sein.
Der neben dem Lederhäuter anstürmende Kriegsknecht hielt sich entsetzt die Ohren zu, aber damit war das auf ihn eindringende Unheil nicht aufzuhalten.
Wie von einem unsichtbaren Fausthieb getroffen, flog ihm der Kopf in den Nacken. Blut spritzte ihm aus dem Gesicht. Obwohl er von nichts und niemandem berührt wurde, stolperte er mitten im Lauf zurück und schlug hart auf den Rücken, ganz so, als wäre er mit dem Hals an einem straff gespannten Seil hängen geblieben. Grelle Schmerzensschreie ausstoßend, wälzte er sich auf dem Boden, während ihm das Blut aus Nase und Ohren schoss.
Rorn spürte ein kaltes Prickeln im Nacken, während er den grässlichen Todeskampf beobachtete. Das legendäre Kriegsgeschrei der Phaa – es war also keine Legende! Er hatte es gerade mit eigenen Ohren gehört.
Mit einem Pfeil auf der gespannten Bogensehne rannte Rorn über den Hügelkamm, den Blick weiter auf die faszinierende Kriegerin gerichtet. Der Lederhäuter kam ihr inzwischen beängstigend nahe, doch die Phaa hatte noch genügend Atem, um auch ihm einen wohlgezielten Schrei entgegenzuschleudern. Der grelle Ton traf den dunklen Recken so hart, dass sein ganzer Leib durchgeschüttelt wurde, trotzdem setzte er weiterhin einen Schritt vor den anderen und hob das Schwert zum Schlag.
Das Geschrei der Phaa schwoll noch mehr an, sodass auch Rorns Ohren zu schmerzen begannen. Für den Lederhäuter musste der Ruf längst so laut wie Donnerhall klingen. Punktgenau schlug ihm der Laut entgegen, mit der Macht einer Windböe, die ihm glatt den Helm vom Kopf fegte.
Nur auf seine Ohren hatte der Ton keine Auswirkungen. Wortlos drang er weiter auf die Phaa ein und zwang sie dazu, die Klinge mit ihm zu kreuzen.
Ob er wohl taub war?
Ohne den Helm war deutlich zu sehen, dass seine Maske nicht nur das Gesicht bedeckte, sondern den gesamten Kopf umschloss. Öffnungen für die Ohren suchte Rorn vergebens. All die aneinandergenähten, kaum handtellergroßen Flicken wiesen nicht den geringsten Hörschlitz auf und reichten bis weit
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