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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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emporzüngelnden Flammen enthüllten noch mehr, einen dunklen Schatten zu Füßen der Figur, kaum größer als ein Kleiderhaufen, der sich zu bewegen begann. Während sich der Gardist in seinen Fesseln wand, wuchs das seltsame Etwas, diese bloße Ansammlung von tiefschwarzer Finsternis, und nahm dabei allmählich menschliche Formen an.
    Ein Raunen ging durch die Zuschauer, als auch Arme und Beine sichtbar wurden, bis schließlich eine mannsgroße Kreatur vor ihnen stand. Eine Gestalt in einer ledernen Rüstung, die aus zahllosen Flicken zu bestehen schien. Der Kopf wurde von einer rundum abschließenden Maske verdeckt, die nur einen Mundschlitz und zwei Aussparungen für die Augen aufwies, und mehr als gähnende Schwärze war in den schmalen Öffnungen nicht zu entdecken.
    Selbst den Veteranen unter den Zuschauern wurde der Mund trocken.
    Kein Zweifel, das musste er sein!
    Der versprochene Urkrieger!
    »Die Zeit unseres Jochs neigt sich dem Ende zu!«, rief Aar, während der Lederhäuter aus dem Schatten des Idols trat und nach einem im Boden steckenden Vrell langte. »Mögen die Jademeister auch über mächtige Bannzauber verfügen, die sie vor einer gerechten Strafe schützen – hier naht der Scharfrichter, der sie zur Rechenschaft ziehen wird.«
    Schweigend zog der Lederhäuter den Vrell mit einem harten Ruck in die Höhe. Den kurzen Wurfspieß in der Rechten, trat er auf den Scheiterhaufen zu.
    Die Menge hielt unwillkürlich den Atem an, als seine groteske Gestalt deutlich umrissen zutage trat. Der Schein der prasselnden Flammen zuckte unheilvoll über seine dicken Flickennähte. Selbst der Gardist erstarrte mitten in der Bewegung, obwohl er schreckliche Schmerzen ausstehen musste.
    »Zerbe«, sprach Aar den Urkrieger mit lauter Stimme an. »Zeig allen, zu was du fähig bist!«
    Noch während die Stimme durch die Nacht hallte, hob der Lederhäuter den Waffenarm, holte aus und warf. Der kurze Schaft jagte durch die Luft. Fünfzehn Königsschritte waren keine große Distanz, aber auch auf diese Entfernung verfehlte manch einer sein Ziel. Doch Zerbe hatte gut geworfen. Mit einem dumpfen Laut drang die stählerne Spitze tief in das Herz des Brennenden ein und bohrte sich auch noch in den Pfahl hinter ihm.
    Die Leiden des Gardisten waren auf einen Schlag beendet.
    Nur einen Atemzug später brach unter der wartenden Menge tosender Jubel aus.

Hatra, die Hexe
     
    Der Pfeil war perfekt gezielt. Er sauste durch die Luft, beschrieb einen leichten Bogen und jagte auf den schmalen Kopf des Baumfasans zu.
    Der drohende Tod nahte schnell und nahezu lautlos, trotzdem wurde der Vogel durch irgendetwas gewarnt, Rorn wusste nicht wodurch. Auf jeden Fall brachte sich das Tier im letzten Augenblick durch ein paar rasche Flügelschläge in Sicherheit. Dicht über die Grasspitzen hinweg schoss es dahin, während hinter ihm der Pfeil mit einem dumpfen Laut in den Boden schlug.
    Die eben noch sichelförmig herabhängenden Schwanzfedern des Vogels standen nun steil nach hinten ab und steuerten den rasanten Flug. Erst fünfzig Königsschritte entfernt, am Ufer des Bachlaufs, der die Lichtung durchschnitt, landete das Tier wieder.
    Seine bunt schillernden Schwanzfedern stellten sich sofort radförmig auf. Es war ein wunderschönes Gefieder, das den Körperumfang glatt verdoppelte. Angriffslustig marschierte der Baumfasan am Ufer auf und ab, um einen möglichen Feind einzuschüchtern, bis er die Bucheckern und Eicheln fand, die Rorn spätabends dort ausgestreut hatte.
    Der junge Schmied lächelte zufrieden, als er sah, wie sich der Vogel über das Futter hermachte. Sicher, ein Treffer wäre besser gewesen, denn er hätte ihm schnelle Beute eingebracht, aber das Tier in Richtung der Beeke zu scheuchen, war die zweitbeste Möglichkeit. Es würde nicht lange dauern, bis andere Baumfasane auf den fressenden Gesellen aufmerksam wurden und ebenfalls die lohnende Futterquelle ansteuerten. In diesem Fall konnte Rorn gleich mehrere Tiere erlegen.
    Und das musste er auch, wenn er Neele genügend Schwanzfedern bringen wollte, damit sie daraus einen Fächer anfertigte. Sie brauchte einen für die bald anstehende Sommerhitze – und die biegsamen Fasanenfedern waren dafür nicht nur am besten geeignet, sondern sahen auch am schönsten aus.
    Ein leises Lächeln auf den Lippen trat Rorn zurück in den Schatten der Bäume und nahm den Kriechkorb auf, den er von zuhause mitgebracht hatte. Das Grundskelett dieser Konstruktion, eine Halbschale aus

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