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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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entscheidend zu schwächen.
    Der Bannkrieger fühlte, wie etwas seine Wange aufriss.
    Wütend hieb er daraufhin in alle Richtungen. Er durchschlug einen wabernden Kopf, der sich sofort wieder neu zusammensetzte, und steckte im Gegenzug einen harten Schlag auf den Rücken ein; ohne den schützenden Ledermantel wäre er blutend zu Boden gestürzt, aber auch so raubten ihm Treffer dieser Art so viel Kraft, dass er sich nicht mehr lange würde aufrecht halten können. Seine Gegner spielten längst mit ihm, um seine Leiden zu verlängern, darum hoffte er nur noch, möglichst viele von ihnen mit ins Verderben zu reißen.
    In einer letzten großen Kraftanstrengung packte er das Schwert mit beiden Händen und riss es in harten Schwüngen Stück für Stück tiefer. Dabei durchtrennte er den vor ihm stehenden Lederhäuter auf Brust-, Bauch- und Wadenhöhe. Knisternd und knackend verging das Gewimmel unter Grimmschnitters Macht.
    Aus den Augenwinkeln sah Rorn eine Schwertklinge auf sich zurasen, wirbelte herum, fing die Klinge mit Grimmschnitter ab, riss das Schwert im nächsten Augenblick nach unten und hieb dem Lederhäuter die Hand ab, mit der er die Waffe umklammert hielt.
    Bevor das Geschmeiß die abgetrennte Rechte neu bilden konnte, fuhr Grimmschnitter wieder hoch, bohrte sich in das Haupt des Lederhäuters, dort, wo das Gesicht hätte sein müssen und wo es sogleich zischte und knackte, dann riss Rorn die Klinge wieder hervor und schlug dem Gegner den schon arg deformierten Kopf von den Schultern.
    Den verbliebenen dreien reichte es nun.
    Gleichzeitig sprangen sie vor und drangen auf Rorn ein. Zwei packten ihn an den Armen, die sie mit brutaler Gewalt auseinanderzerrten, während der dritte zu einem Schwertstich ausholte. In Erwartung des mörderischen Stichs spannte Rorn unwillkürlich die Bauchmuskeln an. Es war ihm egal, dass er nun sterben sollte, er bedauerte nur, dass ihn das Geschmeiß überleben würde.
    Statt glühenden Schmerzes blitzte etwas anderes auf.
    Weit draußen, in der Ebene, stieg eine Lichtsäule zum Himmel, die selbst den Bergpass noch taghell ausleuchtete.
    Die Lederhäuter erstarrten bei diesem Anblick – und sackten gleich darauf leblos zusammen.
    Keuchend stolperte Rorn zurück, immer noch so sehr im Kampfestaumel, dass er wild um sich schlug, obwohl die Klinge bloß noch Luft zerschnitt. Seine instinktive Furcht, dass sich die Lederhäuter noch einmal erheben könnten, erwies sich jedoch als unbegründet. Leblos und starr rieselte es aus den Flickenhüllen hervor. Das Geschmeiß hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich aneinanderzuklammern.
    Rorn blieb stehen und wischte sich über den Mund.
    Neben ihm stöhnte Yako leise auf.
    Wütend sah Rorn auf sein Schwert hinab, als versuchte er, ihm seinen Willen aufzuzwingen. Und tatsächlich, die blauweißen Entladungen erstarben.
    Mit Tränen in den Augen sank der Bannkrieger neben der Phaa auf die Knie. Sie war schon mehr tot als lebendig und kämpfte doch immer noch gegen das Unvermeidliche an. Ihr Blick suchte den seinen, sie wollte etwas sagen, doch statt Worte drangen nur blutige Blasen über ihre Lippen.
    Rorn strich ihr mit der Hand über die schweißnasse Stirn, die sich schon eiskalt anfühlte.
    Einer spontanen Eingebung folgend, streifte er Yako die Sturmhaube ab.
    »Warum hast du nicht auf mich gehört?«, fragte er traurig, während seine Hand über ihr Stachelhaar strich. »Verstehst du denn immer noch nicht? Mein Bann ist in Wirklichkeit ein Fluch! Wann immer Grimmschnitter seinen Zauber wirkt, müssen Unschuldige dafür sterben!«
    Sie sah ihn an, mit einer Milde im Blick, die ihm das Herz zerriss. Rorn wusste genau, dass sie mehr in ihm sah als nur den Waffenbruder. Er brach den Vrell über der Wunde ab und drückte sie fest an sich. So spürte er, wie Yako ein letztes Mal in seinen Armen erbebte — und dann für immer erstarrte.
    Erst sehr viel später ging ihm auf, dass dies genau der Moment war, in dem der Schmied aus dem Schimmerwald endgültig starb und er zu jenem ruhelosen Streiter wurde, den die Menschen dereinst ehrfürchtig den Bannkrieger nennen sollten.

Jenseits alles Weltlichen
     
    Tief in Trance versunken und den Strömen der Urkräfte folgend, erlebte Hatra die Vernichtung der Schattenjade wie einen körperlichen Schlag. Sengende Hitze durchzuckte ihren Geist. Obwohl ihre sterbliche Hülle weit unter ihr lag, fühlte es sich an, als würde ihr jemand den Brustkorb mit dem Jagdmesser ausweiden.
    Rasch versuchte sie

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