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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ihre Sinne vor dem Feuersturm zu verschließen, da war das Schlimmste auch schon vorüber.
    Der gewaltigen magischen Welle folgte eine Zeitspanne unheimlichen Schweigens, in der alle Ströme zu stocken schienen, nur um gleich darauf schneller und reißender als je zuvor dahinzurasen.
    Das Machtvakuum – es begann sich zu füllen.
    Die Hexe konnte kaum glauben, was da geschah. Die Urkräfte fanden zurück ins Gleichgewicht.
    Fasziniert weitete sie ihre Sinne und stieß bis zu dem unsichtbaren Strudel vor, der über der südlichen Ebene wirbelte. Gedanken- und Ereignisfetzen zogen an ihr vorbei, während sie das ewige Ringen der schöpferischen und zehrenden Seiten des EINEN betrachtete.
    Mitleid stieg in Hatra auf, als ihr klar wurde, was die Jadeträgerin aus ihrem Schuldgefühl heraus getan hatte. Aus der Sicht der Götter war das Schicksal einzelner Menschen nur ein winziger Tropfen im Ozean, und doch hatte Mea mit ihrer Tat alles verändert.
    Die Macht der Schattenjade war auf einen Schlag gebrochen. Das Ungleichgewicht war beendet, und das entzog den zehrenden Wesenheiten, die sich auf so verderbliche Weise im Diesseits festgekrallt hatten, alle Kräfte.
    Die Hexe sah, wie die alten Bahnen der Greifen verödeten und das Geschmeiß, das keine Anbetung mehr erfuhr, zurück in die dunklen Abgründe geschleudert wurde, aus denen es sich erhoben hatte. Weder Götter noch gestaltlose Mächte hatten vorausgesehen, was eine Handvoll Aufrechter — zu der auch Hatra auf ihre Weise gehörte — in dieser Nacht zuwege gebracht hatte.
    Das Volk der Menschen hatte eine zweite Chance erhalten, auch wenn sich die meisten von ihnen darüber nicht im Klaren waren; aus der Ebene vor den Bitterfelsen schlug der Hexe nur Angst und Verzweiflung entgegen.
    Ihrer überlegenen Macht beraubt, rannten die Gardisten kopflos umher, unsicher, ob ihre weltlichen und geistigen Anführer einem feindlichen Zauber anheimgefallen waren oder sich die Götter selbst von ihnen abgewandt hatten. Der Schrecken über die gewaltige, alles verschlingende Lichtsäule war ihnen so tief in die Glieder gefahren, dass an einen geordneten Rückzug nicht einmal zu denken war.
    Totenbleich und am ganzen Körper zitternd, strebten die Männer in alle Richtungen davon. Wie ein verletztes Tier, das sich in seine Höhle verkroch, um seine Wunden zu lecken, flohen sie in ihre heimischen Landstriche, um dort von ihrem Leid und der verheerenden Niederlage zu berichten.
    Das Leben für die Menschen in Baros würde weitergehen, doch es würde härter werden ohne die Bannzauberei des Jadeordens.
    Vor allem, da Thyrm und Nekal nun das Joch der Unterdrückung abschütteln würden.
    Müde zog sich Hatra in ihren Körper zurück.
    Sie war alt , selbst für eine ihres Volkes, doch obwohl sie ihre Gebrechlichkeit selten so stark wie in diesem Augenblick gespürt hatte, gab es etwas, das noch getan werden musste.

Auf der Passhöhe
     
    Rorn wusste nicht, wie lange er gekniet hatte, als auf einmal wieder Hufschlag erklang. Die überlebenden Iskander, gegen die sie gekämpft hatten, waren nach dem Anblick der maskenlosen Lederhäuter in Panik geflohen, die Neuankömmlinge hingegen schienen keine übernatürlichen Feinde zu fürchten.
    Als Rorn in die Höhe sah, blickte er in die Gesichter von Alvin und Bornus. Die beiden Iskander sprachen zunächst kein Wort, sondern halfen ihm nur auf die Beine. Danach blickten sie in die Ebene hinaus.
    »Der Krieg ist vorbei«, sagte Alvin nach einer Weile. »Unsere Truppen lösen sich auf, seit die Krieger mit eigenen Augen sahen, dass Aar von der Macht verschlungen wurde, die er selbst beschworen hat. Und wenn ich das, was bei den Greifensteinern vorgeht, richtig deute, sieht es dort nicht anders aus.«
    Bornus interessierte sich weniger für die großen Zusammenhänge. Er sah lieber nach, ob er einen der zahlreichen Iskander in dem Leichenhaufen kannte. »Bei der Rache des Feuersängers! «, rief er aus. »Diesen Kampf hätte ich gern aus der Entfernung mit angesehen!«
    Scheinbar stand ihm keiner der toten Landsleute nahe genug, dass er allzu tiefe Trauer für ihn empfand.
    Rorn hätte das allerdings auch wenig gekümmert. Schweigend legte er seinen Mantel ab und begann große Steine zu sammeln, um sie zu einem Grab für Yako aufzuschichten. Ein Pass wie dieser war der ideale Platz für eine Phaa, zumal sie hier die größte Schlacht ihres Lebens geschlagen hatte.
    Alvin und Bornus halfen ihm nach einer Weile, und Rorn ließ sie

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