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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Rand der Nacht, als die ersten Kundschafter zurückkehrten. Sie eskortierten eine Frau, von der viele gedacht hatten, sie wäre längst auf einem Scheiterhaufen der Iskander verbrannt.
    »Die Jadeträgerin! Die Jadeträgerin ist zurückgekehrt!« Die frohe Kunde pflanzte sich rasend schnell im ganzen Tross fort und löste solche Unruhe aus, dass die Feldweibel und Hauptleute Mühe hatten, die Ordnung aufrechtzuerhalten.
    Mea wirkte völlig ausgelaugt, schien aber körperlich unversehrt.
    »Der Sieg ist unser!«, triumphierte Dagomar, dem eine gebrochene Jadeträgerin ohnehin lieber war als eine eigensinnige, die zum Widerspruch neigte. Zusammen mit Hagow stieg er vom Pferd, ging Mea entgegen und umarmte sie mit großer Geste. Dann befahl er dem Ordensoberhaupt, das Geschmeide an seine rechtmäßige Besitzerin zurückzugeben.
    Mea sah verwirrt auf das Kollier hinab, das plötzlich ihren Hals schmückte. »Ich habe in der Gefangenschaft meine Unschuld verloren«, waren die ersten Worte, die sie über ihre gesprungenen Lippen brachte.
    Der König und einige andere in Hörweite stehende Männer räusperten sich verlegen.
    »Oh, tatsächlich?« Dagomar merkte sich genau die Gesichter der anwesenden Gardisten, die natürlich alle sterben mussten. »Das tut mir wirklich leid für dich, mein Kind. Aber in deiner Stellung musst du in der Lage sein, Vergangenes ruhen zu lassen und davon unberührt in die Zukunft zu blicken. Es wird Zeit, dass Schild und Geschmeide gemeinsam ihre Kräfte entfalten und den Iskandern den Garaus machen.«
    Mea schien durch den König hindurchzustarren, als blickte sie nicht ihn, sondern etwas in weiter Ferne an. Ihre Hände tasteten dabei über die Jadesteine auf ihrer Brust.
    »Ich will einen Bann sprechen«, sagte sie leise, als redete sie mit sich selbst.
    »Wir sollten ihr das Geschmeide wieder abnehmen«, raunte Hagow dem König zu. »Jeder weiß, dass eine Jadeträgerin unschuldig sein muss, um ihren Zauber wirken zu können.«
    Dagomar sah den neuen Großmeister an, als wäre er ein lästiges Insekt, das erschlagen gehörte. »Bist du verrückt geworden?«, fuhr er leise auf. »Sieh dir an, wie siegesgewiss unsere Gardisten sind, seit die Jadeträgerin zurückgekehrt ist. Was glaubst du, wie die Stimmung umschlägt, wenn wir das Geschmeide zurückfordern?«
    »Aber … «, versuchte Hagow einzuwenden.
    »Schwätz nicht!«, fuhr ihn der König an. »Glaubst du, ich weiß nichts von all der Unzucht, die sie mit dem Magnus getrieben hat?«
    Danach forderte er alle Anwesenden auf, einen großen Kreis zu bilden, um Mea genügend Raum für ihr Ritual zu verschaffen. Gleichzeitig nahm er den Schwingenschild vor die Brust, um den ehrwürdigen Charakter der Handlung zu unterstreichen.
    Gleich darauf begann Mea den Schutzbann zu sprechen. »Alle, die in der Gunst des Weltenschöpfers stehen, haben ein Recht auf die Früchte ihrer Arbeit!« Ihre eben noch zarte Stimme klang plötzlich wie Donnerhall. »Auf volle Kornkammern, auf Speise und Trank durch das ganze Jahr …«
    »Sehr schön, sehr schön!« wiegelte Dagomar ab. »Aber das ist jetzt nicht der rechte Zeitpunkt! Heute gilt es, die zerstörerische Kraft der Schattenjade anzurufen!«
    Im Gegensatz zu dem erschrockenen Hagow dachte er tatsächlich, Mea würde ihren altbekannten Bannspruch aufsagen. Hätte er besser hingehört, hätte er vielleicht bemerkt, dass sie alle und nicht wir gesagt hatte. Aber auch das hätte wohl nicht verhindern können, was als Nächstes geschah.
    »Ich spreche einen Bann aus, der die Urkräfte wieder ins Gleichgewicht bringt!«, fuhr Mea fort und kniff dabei die Augen zusammen. »Die Kräfte, mit denen Baros die anderen Völker unterjocht, verbanne ich für alle Zeiten!«
    Dagomar traute seinen Ohren nicht. »Wo-wovon redest du?«, wollte er wissen und wunderte sich gleichzeitig darüber, dass sein Schwingenschild zu vibrieren begann.
    »Stopft ihr das Maul — schnell!«, schrie Hagow entsetzt, der als Einziger begriff, was gerade vor sich ging.
    Aber noch ehe er vorstürzen und selbst Hand an sie legen konnte, um ihr den Mund zu verschließen, sprach Mea den letzten, alles entscheidenden Satz: »Schild und Geschmeide – ich verbanne eure Kräfte für alle Zeiten!«
    Im nächsten Moment entfuhr dem Schwingenschild ein gleißender Strahl, der Mea entgegenzuckte. Auf halbem Wege prallte er gegen einen Lichtbogen, der wiederum ihrem Geschmeide entsprang.
    Als die beiden Kräfte aufeinandertrafen, flammte ein

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