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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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bis sie die Schwingungen der Splitterjade aufspürten, die ihren Gegner zeichnete wie ein unsichtbares Mal. Und so schwebten sie davon, Seite an Seite, bereit, jenen zu beseitigen, der ihren Plänen im Wege stand.
    Den Bannkrieger.

Auf der Flucht
     
    Zum ersten Mal während der langen Zeit, in der sie Mea diente, hätte Yako ihre Herrin am liebsten im Stich gelassen. Obwohl das Häuflein Elend an ihrer Seite ihr Herz rührte, drängte alles in der Phaa danach, zu Rorn zurückzukehren und mit ihm Schulter an Schulter gegen die anstürmenden Iskander zu kämpfen.
    Zwischen Ehre und Pflichtgefühl zerrissen, trieb sie die erschöpften Pferde gnadenlos an. Ihre Augen sahen nicht die weißen Flocken, die von den Flanken tropften, denn ihre Gedanken galten einzig und allein dem Krieger, der sein Leben gab, um das ihre zu retten.
    Völlig in sich versunken ritt sie lange stumm dahin, bis in der vor ihr liegenden Dunkelheit etwas Verdächtiges aufblitzte.
    Mondlicht, das von poliertem Stahl reflektiert wurde – sie kannte den Glanz nur zu genau.
    Sofort schwemmten ihre Überlebensinstinkte alle Schwermut fort. Das Pferd mit einer Hand zügelnd, schwang sie mit der anderen drohend das Schwert.
    Doch die Männer, die ihr entgegenritten, fürchteten etwas viel Gefährlicheres als den Stahl in ihrer Hand. »Zügle deine Stimme, Phaa!«, riefen sie ihr zu. »Hier nahen Reiter des Königs!«
    Tatsächlich umringten sie gleich darauf königliche Gardisten, die beim Anblick der Jadeträgerin in freudige Hochrufe ausbrachen.
    »Das ist ein Zeichen der Götter!«, freuten sich die Kundschafter, die von Dagomar persönlich ausgesandt worden waren. »Wenn Mea und ihr Geschmeide neben dem Schwingenschild in die Schlacht ziehen, sind wir unbesiegbar!«
    Die Jadeträgerin sagte nichts dazu, sondern sah die Gardisten nur aus brennenden Augen an. Yakos Herzschlag hingegen beschleunigte sich vor Freude, als sie die Möglichkeit sah, ihre Herrin in sichere Hände zu übergeben. So konnte sie rasch in die Berge zurückkehren und vielleicht doch noch Rorn zur Seite stehen. Ihr Versuch, einige Gardisten zum Mitkommen zu bewegen, scheiterte zwar, weil Meas Rettung für sie Vorrang hatte, aber das störte die Phaa nicht weiter. Gemeinsam waren Rorn und sie in der Lage, ein ganzes Heer aufzuhalten, davon war sie überzeugt.
    »Schafft meine Herrin auf direktem Wege zu Dagomar!«, verlangte sie, dann zog sie ihre Stute auf der Hinterhand herum und jagte wieder den Pass hinauf.
     
    Kurz vor der Anhöhe brach das geschundene Tier unter ihr zusammen.
    Yako sprang aus dem Sattel und eilte die letzten zweihundert Königsschritte zu Fuß weiter. Stählernes Klirren, das von den Felsen widerhallte, verriet ihr, dass noch gekämpft wurde, also lebte Rorn noch!
    Ein blauweißes Geflecht aus in der Luft nachglühenden Schlieren wies ihr den Weg. Dann sah sie ihn endlich, auf einem Leichenhügel stehend, den Bannkrieger, im unerbittlichen Kampf gegen die andrängende Übermacht.
    Yako kam genau zur rechten Zeit. Über die zusammengesunkenen Körper ihrer erschlagenen Waffenbrüder hinwegsteigend, war es einigen Iskander gelungen, sich in Rorns Rücken zu schleichen. Sie lauerten auf den richtigen Moment, um gefahrlos auf ihn eindringen zu können, doch sie hatten schon zu lange gezögert.
    Ihr Schwert kampfbereit in der Rechten, setzte sich Yako wieder in Bewegung. Kurz bevor sie die hinterhältigen Kerle erreichte, sprang sie seitlich in die Höhe und lief auf eine Weise, wie sie nur die Phaa beherrschten, einige Schritte an der steil aufragenden Felswand entlang, bevor sie sich mit einem lauten Aufschrei auf die Iskander stürzte.
    Ihr Schwert fraß sich durch Fleisch und Knochen und kappte die Lebensfäden der Männer schneller, als eine Kerze im Sturm verlöschen konnte. Mit bluttriefender Klinge langte sie neben Rorn an, der ihr einen missbilligenden Blick zuwarf.
    »Mea ist in guten Händen«, versicherte sie, bevor sie in die Tiefe sah.
    Rorn, der schwer schnaufend neben ihr stand, hatte in ihrer Abwesenheit ganze Arbeit geleistet. Vor dem Totenhügel, auf dem sie standen, lagen gut dreißig weitere Iskander in ihrem Blut. Davor drängten sich noch einmal doppelt so viele, die fest entschlossen waren, den Tod der Waffenbrüder zu rächen.
    Heulend vor Wut stürmte die Kriegsmeute vor, doch die Phaa lachte nur über sie, so glücklich wie noch nie zuvor in ihrem Leben.

An der Spitze der Marschsäule
     
    Im Osten knabberte das Morgenrot bereits am

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