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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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stand er gerade im Begriff, sich wieder abzuwenden, als eines der Schilfdächer zu qualmen begann.
    Immer dichtere Schwaden weißen Rauches zogen über das Haus hinweg.
    Wegen der trockenen Witterung fand das Feuer rasch Nahrung. Schon wenige Herzschläge später loderten orangegelbe Flammen in die Höhe.
    Obwohl sich Rorn viel zu weit entfernt befand, um etwas zu riechen, stach ihm ein unangenehmer Brandgeruch in die Nasenflügel. Es waren die bösen Erinnerungen, die ihm diesen Trug vorgaukelten, das Andenken an sein eigenes Dorf, das bis auf die Grundmauern niedergebrannt war.
    Ihm klangen sogar wieder die Schreie seiner Freunde und Angehörigen in den Ohren, zumindest glaubte er das, bis ihm klar wurde, dass das Wehklagen, das er hörte, von der Senke zu ihm heraufwehte. Kurz darauf lösten sich drei Gestalten aus dem Schatten eines Heuschobers und rannten mit fliegenden Röcken über die kahlen Felder davon.
    Neele! , durchfuhr es Rorn voller Schrecken, denn das, was da unten geschah, erinnerte ihn schmerzhaft an das Schicksal seiner eigenen Gefährtin, noch bevor die fünf Schwertknechte zum Vorschein kamen, die den Fliehenden hinterhereilten.
    Um Lederhäuter handelte es sich bei ihnen nicht, das war selbst auf die Entfernung deutlich zu erkennen. Also mussten es Iskander sein, etwas anderes kam nicht in Frage! Anscheinend genügte es dem elenden Pack nicht, dass die barosischen Bauern unter den fehlenden Bannzaubern der Jadeträgerin litten, nein, sie mussten ihre Opfer auch noch mit Feuer und Stahl peinigen.
    Rorns Hand wanderte unbewusst zu dem Schwertknauf an seiner Hüfte.
    Äußerlich war er die Ruhe selbst, doch in seiner Brust pochte der unbezähmbare Wunsch nach Vergeltung. Während er sich in Gedanken ausmalte, dass Alvin und seine Mannen unter den Bewaffneten wären und er ihnen scharfen Stahl zu schmecken gäbe, fiel eine der drei Frauen zurück.
    Ihre beiden Schicksalsgefährtinnen wandten mehrmals den Kopf und feuerten sie mit Rufen und Gesten an, wagten aber nicht, auf sie zu warten oder sie mit sich zu ziehen. Die Langsame war ein wenig fülliger als die anderen beiden und bewegte sich deshalb ungelenker. Als sie sah, dass sie immer weiter ins Hintertreffen geriet, begann sie über ihr Schicksal zu klagen, obwohl ihr das nur den kostbaren Atem raubte, den sie viel dringender zum Laufen gebraucht hätte. Als sie dann auch noch bei dem Versuch ins Stolpern geriet, ihre Rockschöße hinter dem Gürtel festzustecken, war es endgültig um sie geschehen.
    Mit einem spitzen Schrei auf den Lippen schlug sie lang hin. Vom Gesicht bis zu den nackten Zehen mit feuchter Erde beschmiert, wollte sie sich gleich wieder aufrappeln, doch das eigene Gewicht nagelte sie am Boden fest. Als sie es schließlich doch wieder in die Höhe schaffte, zuckte sie schon beim ersten Auftreten schmerzhaft zusammen. Schwankend kämpfte sie ums Gleichgewicht.
    Ihr linker Fußknöchel schien geprellt zu sein.
    Ehe sie neuerlich umkippen konnte, waren schon die johlenden Verfolger heran. Die Kerle umringten sie und begannen mit derben Griffen an ihr zu zerren, an ihren Kleidern, aber auch an ihrer weißen Haube, die ihr heruntergerissen und in den Dreck geschleudert wurde. Strohblondes, bis zu den Schultern auffächerndes Haar kam darunter zum Vorschein. Schönes Haar, mit dem ihre Peiniger nichts Besseres anzufangen wussten, als hineinzugreifen und mit grober Kraft daran zu ziehen.
    Bislang hielten die Männer ihre scharfen Klingen gesenkt, bisher ähnelte alles noch einem bösen Schabernack, den sie mit ihr trieben. Trotzdem hallte ihr Geschrei über die ganze Ebene. Sie war verängstigt, aber keineswegs von allem Mut verlassen.
    Im gleichen Moment, da sich zwei der fünf Marodeure von ihr abwandten, um den übrigen Frauen nachzueilen, überkam das dralle Weib eine geradezu todesverachtende Kühnheit. Mit einer Kraft und Geschmeidigkeit, die ihr niemand zugetraut hatte, warf sie sich nach vorn, bekam einen der Kerle, die ihr den Rücken zuwandten, an der Schulter zu fassen und riss ihn unversehens mit sich zu Boden.
    Der dumpfe Laut, mit dem sie den Unglücklichen unter ihren Leibesmassen begrub, ließ die anderen erschrocken zusammenfahren, doch nachdem die erste Überraschung verflogen war, warfen die übrigen Männer ihre Schwerter zur Seite und stürzten sich mit bloßen Fäusten auf die junge Frau, die, anstatt schützend die Arme über den Kopf zu heben, lieber selbst mit aller Kraft auf den unter ihr Liegenden

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