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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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eindrosch.
    Den Letzten beißen die Hunde , dachte Rorn, während er die beiden verbliebenen Mägde beobachtete, die aus voller Kraft weiterrannten, um den Abstand zwischen sich und den Bewaffneten so weit wie möglich zu vergrößern. Ob das etwas nützte, war fraglich, denn inzwischen klang in Höhe des Dorfplatzes lauter Hufschlag auf. Nur wenige Atemzüge später sprengten fünf Berittene zwischen den Hütten hervor. Hinter ihnen kamen auch einige Bauersleute zum Vorschein, die dort offensichtlich zusammengetrieben worden waren. Statt zu ihren Waffen zu eilen, sahen die Dörfler den Kerlen, die ihren Töchtern und Schwestern Gewalt antun wollten, mit hängenden Schultern nach. Der Mut schien sie rasch verlassen zu haben, vielleicht, weil sie ihren fruchtbaren Böden die Ernten niemals so hart abringen mussten, wie es in den unzugänglichen Mooren üblich war.
    Die fliehenden Frauen gerieten in Panik.
    »Kommt in meine Richtung«, forderte Rorn leise, »sonst kann ich nichts für euch tun.« Die beiden konnten ihn unmöglich hören, trotzdem schlugen sie kurz darauf einen abrupten Haken. Von da an liefen sie direkt auf den Hügel zu, von dem herab Rorn sie beobachtete.
    Er bemerkte schnell, was ihren Sinneswandel bewirkt hatte.
    Die herbeieilenden Reiter konnten es aus dem Sattel heraus nicht erkennen, aber von Rorns Warte aus war deutlich zu sehen, dass die Frauen auf ein im Schilf liegendes Ruderboot zurannten. Falls sie das erreichten, mochte es ihnen tatsächlich gelingen, sich vor ihren Häschern in Sicherheit zu bringen.
    Von da an wusste Rorn genau, was er zu tun hatte.
     
    Der junge Schmied hastete den abschüssigen Hang so schnell hinab, wie es die Beine zuließen. Laub und Strauchwerk deckten seine Annäherung bis zum Fuße des Hügels, danach verbarg ihn eine tief verlandete Uferböschung. Neben einem Holzsteg dümpelte das Ruderboot, das die Fliehenden erreichen wollten. Für die Netzfischerei war der Kahn zu klein, vielmehr diente er den Bauern dazu, die zahlreichen Reusen einzuholen, die überall in der Uferströmung trieben.
    Rorns Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er das von den Insekten verschmähte Schilf erreichte. Das letzte Stück legte er auf allen vieren zurück, um nicht vorzeitig entdeckt zu werden. Sein Schwertgriff fühlte sich angenehm warm an, als er die Klinge aus der Scheide zog. Fest an den natürlichen Erdwall gepresst, lauschte er dem anschwellenden Hämmern der Hufschläge.
    Die beiden Frauen schraken entsetzt zusammen, als sie, nur wenige Ellen von ihm entfernt, oberhalb der Abbruchkante auftauchten. Beide waren noch halbe Kinder, mit verheulten Augen und rotzverschmierten Nasen, und sie glaubten im ersten Moment, in eine Falle gelaufen zu sein.
    »Weiter!«, zischte Rorn ihnen zu. »Springt ins Boot und rudert so weit hinaus, wie ihr könnt!«
    Beide verstanden nicht recht, wie ihnen geschah, doch ihr Fluchtinstinkt war stärker als alle Verwirrung. Sobald sie sicher waren, dass das Schwert in seiner Hand nicht ihnen, sondern ihren Verfolgern galt, setzten sie den Weg mit einem gemeinsamen Sprung in die Tiefe fort. Ihre nackten Fußsohlen bluteten bereits, trotzdem kam kein einziger Schmerzenslaut über ihre Lippen.
    Hand in Hand prallten sie auf, kugelten umher und stolperten wieder in die Höhe. Sie behinderten sich dabei mehr, als dass sie sich gegenseitig stützten, doch ohne die jeweilige Nähe der anderen hätte wohl keine von ihnen den Mut zum Weiterlaufen aufgebracht; zu schlimm quälte beide die Furcht, das gleiche Schicksal wie ihre Freundin zu erleiden.
    Rorn wartete, bis sie einige Schritte Abstand gewonnen hatten, dann kroch er zu der Stelle hinüber, von der sie heruntergesprungen waren. Der Wall erzitterte bereits unter den herandonnernden Hufen. Noch vor wenigen Tagen hätte Rorn in dieser Situation vor Aufregung geschwitzt, doch zur eigenen Überraschung überkam ihn im Angesicht der Gefahr eine unnatürliche Ruhe.
    Der bevorstehende Zusammenprall mit den Reitern schreckte ihn nicht im Geringsten. Was sollte schon Schlimmes passieren? Selbst wenn ihn die Iskander niederritten, verschaffte das den Fliehenden genügend Zeit, um bis zur Flussmitte vorzustoßen.
    Das war alles, was zählte.
    Den Schwertgriff fest umklammert, sprang Rorn in die Höhe, um den Tod wie einen alten Freund zu begrüßen, und wie von einem Katapult geschnellt, landete er in geduckter Haltung auf dem Erdwall. Nur zwei Herzschläge später wirbelten die Vorderläufe der angaloppierenden

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