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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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daß ich nicht teilen werde.« Er verzog schmollend den Mund.
    »Richtig, aber das Zeug lohnt keinen Streit.« Sie rieb sich die linke Wade. »Mir tun die Füße weh.«
    Jon-Tom legte die Flöte beiseite und ergriff das größte der Instrumente. Es hatte sechs Saiten, die in einer Kurve über einen herzförmigen Resonator mit drei dreieckigen Öffnungen verliefen. Die geschwungenen Drähte endeten in Stimmwirbeln. Am Unterteil des Resonatorgehäuses war ein Satz aus sechs kleineren Metallsaiten angeordnet, ein Miniaturausgabe der größeren oberen Anordnung. Zwölf Saiten insgesamt.
    Nachdenklich begutachtete er diese Anordnung. Mal sehen, der kleinere Satz taugt nur zum Zupfen der feineren, höheren Töne. Also ist die zweite Sechsergruppe wahrscheinlich zum Anschlagen der Grundmelodie gedacht. Bis auf den zweiten Satz winziger Saiten sah das Instrument wie eine Plastikgitarre aus, die kurz in einem Backofen gelegen hatte.
    Talea hatte sich eine der Flöten genommen. Sie versuchte einen Ton zu erzeugen, produzierte aber nur ein paar schrille Quietscher und warf das Instrument in die Landschaft. Die zweite Flöte gefiel ihr offensichtlich besser. Nach einem erfolgreichen Musizierversuch steckte sie sie in ihren Gürtel und ging auf den Wald zu. Mudge folgte ihr, Jon-Tom aber, von der sonderbaren Gitarre völlig gefesselt, blieb weit zurück.
    Schließlich hielt sie inne, drehte sich zu ihm um und wartete, bis er zu ihr aufgeschlossen hatte. »Was hält dich auf, Langbein?« Er lächelte, als ob er sie gar nicht gehört hätte, und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Instrument zu. Ein paar Töne von den kleinen Saiten erfüllten die Luft.
    »Das ist ein Duar. Erzähl mir nicht, daß du die spielen kannst!«
    »Tatsächlich 'at der Bursche be'auptet, so was wie 'n Musiker zu sein.« Mudge sah sich Jon-Toms offensichtliches Interesse hoffnungsvoll an. »Du 'ast immer gesagt, daß du mit instrumenteller Begleitung besser klingst, Kumpel.«
    »Ich weiß. Ich erinnere mich.« Jon-Tom ließ die Finger über die Hochtonsaiten wandern. Der Klang war erheblich weicher, als er es gewohnt war. Fast lyrahaft, aber nicht sehr fremdartig. Dann zupfte er noch einmal an den unteren Saiten; sie ließen die oberen in tieferen Tönen mitschwingen.
    Der gebogene Hals an dem herzförmigen Resonanzkörper war schwer zu greifen. Das Instrument war für eine viel breitere Brust als die seine gebaut. Der kurze Gurt, der von der Spitze des Halses zum Boden des Resonators lief, half allerdings ein wenig. Er fand heraus, daß er beide Saitensätze erreichen konnte, wenn er das Instrument einfach natürlich hängen ließ und sich vorbeugte. Es schmerzte ein wenig im Rücken, aber er glaubte, daß er sich daran gewöhnen konnte. Dann setzte er beide Hände ein und versuchte auf den unteren hellklingenden Saiten eine Melodie zur Begleitung der oberen zu zupfen.
    Talea seufzte, wandte sich ab und machte sich wieder auf den Weg; Mudge folgte direkt hinter ihr, während Jon-Tom erneut zurückfiel. Das Herz schmerzte ihn immer noch mehr als die Füße, aber die Musik half. Nach und nach fand er heraus, daß er seinen Arm in einem angewinkelten Bogen bewegen mußte, anstatt ihn gerade zu halten, um der Kurve des Halses und der Saiten folgen zu können. Schon bald erzeugte er vertraute Akkorde und dann Songbruchstücke. Wie immer gaben ihm die Klänge ein Gefühl des Wohlbefindens, hoben sowohl seine Stimmung als auch seinen Adrenalinspiegel.
    Einige der Songs klangen fast richtig. Aber obwohl er stimmte und nachstimmte, bis er fürchtete, daß ihm die Saiten oder die Wirbel zersprangen, brachte er die Melodien nicht einwandfrei zustande. Es lag auch nicht an dem empfindlichen Instrument, sondern an etwas anderem: Er hatte immer noch nicht entdeckt, wie es richtig gestimmt wurde.
    Es war Spätnachmittag, als Talea langsamer wurde und ihn dichter herankommen ließ, um etwas länger der Fast-Musik zu lauschen, die er machte, bevor sie ohne die üblichen Begleittöne von Bitterkeit und Sarkasmus fragte: »Jon-Tom, bist du ein Bannsänger?«
    »Hmmm?« Er blickte zu ihr auf. »Ein was?«
    »Ein Bannsänger.« Sie wies mit dem Kopf auf den Otter, der einige Meter vor ihnen marschierte. »Mudge sagt, daß der Hexer Clodsahamp dich in unsere Welt gebracht hat, weil er glaubte, du seist auch ein Hexer, der ihm in Zauberangelegenheiten helfen könnte.«
    »Das ist richtig. Unglücklicherweise studiere ich Rechtsgeschichte.« Sie blickte zweifelnd. »Solche

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