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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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mal so, und je frü'er du dich daran gewöhnst, desto besser für dich. Oder erwartest du, daß ich dich die nächsten sechzig Jahre bemuttere?«
    Jon-Tom, immer noch wie betäubt, antwortete nicht. Sechzig Jahre... sonderbar, daß er sein Verbleiben hier nicht mit Jahren und schon gar nicht mit Jahrzehnten in Verbindung gebracht hatte. Irgendwie war da immer der Gedanke gewesen, daß er morgen oder übermorgen wieder nach Hause könne.
    Aber falls Clodsahamps Genius so sprunghaft war, wie Mudge nachdrücklich behauptete, käme er vielleicht nie mehr nach Hause. Der Hexer konnte morgen sterben. In der Nacht vor Dr. Nilanthos Haus hatte er eine zeitweilige geistige Anpassung an seine Situation erreicht. Vielleicht hatte Mudge recht, und es war Zeit, daß er diese Anpassung zu einem ständigen Bewußtseinszustand machte.
    Versuch es mit negativem Denken zu sehen, wie bei einem Examen, so daß du eigentlich nur zufrieden bist, falls du versagst und null Punkte machst – und doch glücklich mit fünfzig und überschäumend bei hundert! So mußt du von jetzt an über dein Leben denken. Gegenwärtig lebte er null Punkte. Je früher er sich daran gewöhnte, desto weniger enttäuscht würde er sein, wenn Clodsahamp sich als unfähig erweisen sollte, ihn zurück zu schicken. Zurück zu den trägen geistigen Windungen der Uni, dem beiläufigen, austauschbaren Geschwätz seiner orientierungslosen Freunde, dem faden In-den-Tagleben, dessen Unerreichbarkeit es jetzt so verlockend machte.
    Null, sagte er fest zu sich. Denk an die Null!
    »Verdammte, miese Hurensöhne. Mistige Arschlöcher, alle zusammen!«
    Der Schrei kam von der anderen Seite der Umzäunung. Zusammen mit Mudge eilte er durch die zusammengepferchten Tiere. Aber Talea war nicht in Gefahr. Sie saß auf einem glatten Felsbrocken; Reitechsen unterschiedlicher Größe und Form drängten sich nervös um sie herum.
    »Stinkende, stehlende Bastarde!« wütete sie. Jon-Tom wollte etwas sagen, hielt aber bei einem Zupfen an seinem Arm inne. Mudge legte ihm einen Finger über den Mund und schüttelte langsam den Kopf.
    Sie warteten, bis die Wut verraucht war. Schließlich blickte Talea auf und schien sie zu bemerken. Sie stand auf und deutete mit einer umfassenden Geste auf den Pferch.
    »Unser Gespann ist verschwunden, unser Wagen auch. Ich habe die ganze Lichtung abgesucht, und sie sind nirgends zu finden. Wißt ihr, was ich durchgemacht habe, um dieses Gespann zu stehlen?«
    »Vielleicht 'aben sich Mossuls Freunde rausgeschlichen und es weggebracht, um ihm über seine Verluste hinweg zu'elfen. Oder vielleicht ist es auch eine Strafe für die Kränkung der Wölfin«, meine Mudge, nachdenklich über die Schnurrhaare streichend.
    »Ich werde allen, die dafür verantwortlich sind, ihre Eingeweide rösten!« Sie setzte sich zur Zunfthalle in Bewegung. Mudge stellte sich ihr rasch in den Weg. Sie zog an ihm, versuchte an ihm vorbeizuschlüpfen, aber er war genauso schwer wie sie und erheblich schneller. Schließlich stand sie nur noch da und starrte ihn wild an.
    »Sei vernünftig, Liebchen! Wir sind da kaum rausgekommen, ohne jemanden pieksen zu müssen. Wir können nicht zurück. Wut ist kein Ersatz für ein weiteres Schwert. Und selbst wenn wir unbehelligt reinkommen, könnten wir nur raten, wer verantwortlich ist. Wir können nicht sicher sein, daß es Mossul oder seine Freunde sind.«
    Der wutentbrannte Blick wandelte sich zu einem resignierten.
    »Du hast recht, Otter, wie gewöhnlich.« Sie ließ sich auf die feuchte Erde sacken und lehnte sich gegen den Zaun. »Soviel also zur ›Gaunerehre‹ .«
    »Es tut mir leid.« Jon-Tom setzte sich neben sie. »Es war mein Fehler. Wenn es irgend etwas nutzt, würde ich mich freuen, wenn ich dir das Fuhrwerk erstatten dürfte.« Er klimperte bedeutungsvoll mit dem Saum seines Umhangs.
    »Mach dich nicht lächerlich! Ich habe es gestohlen. Du brauchst dir nun wirklich keine Gedanken darum zu machen, etwas zu erstatten, das du gar nicht besitzt.«
    Sie bedachten ihre Situation. »Wir könnten irgend jemandem sein Fuhrwerk abkaufen«, schlug Jon vor.
    Mudge blickte zweifelnd. »'Ne gute Transportmöglichkeit ist einem Dieb teurer als alles Geld. In der Stadt könnten wir so was kaufen, aber nich 'ier.«
    »Na, warum stehlen wir dann nicht eins von denen hier?«
    »Nun, das is keine schlechte Idee, Kumpel. Du fängst an, dich einzuleben. Es gibt nur eine kleine Schwierigkeit.« Er blickte nach rechts. Zuerst sah Jon-Tom nichts. Dann

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