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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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wahrhaftig glücklich, umfing das fremdartige Instrument fast liebkosend, vergaß seine Umgebung, seine Sorgen.
    Sehr viel später (vielleicht waren es auch nur ein paar Minuten) wurde er sich bewußt, daß ihn jemand schüttelte. Er blinzelte und hörte auf zu spielen, der unsaubere letzte Akkord erstarb zwischen den Bäumen. Er blinzelte Talea an, und sie ließ, während sie ein wenig zurücktrat, seine Arme los. Sie bedachte ihn mit einem sonderbaren Blick.
    Mudge, der keine zwei Meter entfernt stand, starrte ihn ebenfalls an.
    »Was ist los? War ich so schlecht?« Jon fühlte sich ein wenig benommen.
    »'N wirklich netter Kerl bist du, deinen Kumpel so zu täuschen«, sagte der Otter mit einer Mischung aus Verwirrung, Ärger und großem Respekt. »Vergib mir, Kumpel! Ich 'atte keine Ahnung, daß du die ganze Zeit nur mit mir gespielt ‘ast. Sei nich zu streng mit mir! Ich 'abe nur getan, was ich für das beste für dich 'ielt, und...«
    »Hör auf, Mudge! Wovon brabbelst du eigentlich?«
    »Von den Klängen, die du erzeugt hast... und da war noch etwas anderes – Bannsänger.« Er strarrte Talea mit offenem Mund an. »Du willst uns immer noch täuschen, nicht? Genau wie du Clodsahamp getäuscht hast. Sieh dir deine Duar an.«
    Sein Blick senkte sich, und er fuhr leicht zusammen. An den Kanten des Instruments erstarben langsam die letzten Spuren einer mächtigen violetten Lumineszenz, die die Metallsaiten immer noch kräftig umzüngelte.
    »Ich habe... ich habe überhaupt nichts getan.« Er schob das Instrument weg, als könnte es sich jeden Moment umdrehen und ihn beißen. Der Riemen um seinen Hals hielt, es schwang zurück und schlug ihm gegen die Rippen. Der Keulenstab drückte ihm unangenehm in den Rücken.
    »Versuch es noch mal!« flüsterte Talea. »Greif noch mal nach der Magie!«
    Es schien dunkler geworden zu sein, und zwar viel zu schnell. Zögernd (es war schließlich nur ein Instrument) zupfte er an den unteren Saiten und ließ erneut ein paar Takte von ›Purple Haze‹ aufklingen. Jedesmal wenn er eine Saite berührte, ging von dieser ein kräftiges violettes Glühen aus.
    Da war noch etwas. Die Musik war anders. Kalt wie das Wasser eines Bergsees, rauh wie ein Reibeisen. Sie ließ im Kopf weiße Blitze aufflammen und jagte ihm kitzelnde Schläge durch die Arme. Gedankensplitter karambolierten ihm durch den Schädel wie verrückt gewordene Billardkugeln.
    Heyaa, war das ein toller Sound, ein absoluter Wahnsinnsklang!
    Er versuchte es erneut, selbstsicherer jetzt. Es kamen genau die richtigen Akkorde heraus, mit einer Energie und Macht, die er nicht erwartet hatte. Die ganze Zeit hallten sie durch den Wald, wurden von den Bäumen zurückgeworfen, und es war nirgendwo ein Verstärker in Sicht. Der ungeheure Klang ließ Purpur aus der Duar strömen, die fest auf seiner Schulter ruhte; unter seinen tanzenden Fingern trat Licht hervor.
    Ist es das Instrument, das verwandelt ist? rasten seine Gedanken. Oder etwas in mir?
    Dann fiel ihm auf, daß das eigentlich die Schlüsselzeile eines ganz anderen Liedes war. Aber sie gab immerhin dem, was hier im Wald geschah, eine Deutung, wenn sie es auch nicht erklärte, dachte er.
    »Ich bin kein Bannsänger«, sagte er schließlich zu seinen Gefährten. »Ich bin mir überhaupt nicht sicher, was das ist.« Der Anklang von Demut in seiner Stimme überraschte ihn. »Aber ich habe immer geglaubt, daß ich etwas in mir habe. Jeder Möchtegernmusiker tut das. Es gibt da eine Zeile, die lautet: ›The magic's in the music and the music's in me.‹ * [* Etwa: »Die Magie ist in der Musik, und die Musik ist in mir.« - Anm. d. Übers. ] Vielleicht hast du recht, Talea. Vielleicht war Clodsahamp präziser, als selbst ihm klar war.
    Ich werde tun, was ich kann, obwohl ich keine Ahnung habe, was das sein könnte. Alles was ich bisher weiß: daß ich diese Duar violett leuchten lassen kann.«
    »Scher dich nich drum, wie es zustande kommt, Kumpel!« Mudge platzte fast vor Stolz über die Talente seines Begleiters.
    »Vergiß nur nich, wie du es machst!«
    »Wir müssen experimentieren.« Taleas Gedanken arbeiteten rasend. »Du mußt es schaffen, deine Fähigkeiten zu lenken und zu konzentrieren, Jon-Tom. Jeder Hexer...«
    »Nenn... nenn mich nicht so!«
    »Jeder Bannsänger, dann eben, muß imstande sein, seine Magie präzise und zielgerichtet einzusetzen. Ungezielte, ungenaue Magie ist nicht nur nutzlos, sie ist gefährlich.«
    »Ich kenne keinen einzigen der richtigen

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